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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition)
Autoren: Kirsten Rick
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»Das ist wirklich eine eigenartige Kombination.«
    »Ihr seid ja nur neidisch!«
    »Ich wüsste aber wirklich gerne, ob der echt ist«, hakt Hanna nach.
    »Natürlich ist der echt!« Tina ist empört.
    »Das können wir ganz leicht herausfinden«, sagt Edith. »Ich habe hier diese wunderbare Reinigungslösung ForeverTrue von Fresh&Clean. Damit kann man in nur dreißig Sekunden echte Edelmetalle porentief reinigen.« Was hat sie da gerade gesagt? Edelmetalle haben doch gar keine Poren! Ich muss mich konzentrieren , denkt Edith und beginnt unauffällig, nur noch durch den Mund zu atmen. »Schmuck und Juwelen werden damit wieder blitzblank – natürlich nur, wenn sie echt sind. Wenn nicht, dann ...«
    »Was dann?«, fragen alle ganz gespannt.
    »Dann löst sich die billige Legierung und die bittere Wahrheit kommt zum Vorschein. Meint ihr, ihr könnt damit umgehen?«
    »Aber sicher doch! Da wird nichts zum Vorschein kommen!«, sagt Tina mit fester Stimme und zieht sich den Ring vom Finger.
    Edith öffnet eine kleine silberne Flasche und füllt ein Schälchen mit einer harmlos aussehenden Flüssigkeit. Tina hält den Ring mit spitzen Fingern darüber, zögert noch einen Moment und lässt ihn dann hineinfallen.
    Die Damen recken die Hälse.
    Erst passiert gar nichts. »Seht ihr!«, triumphiert Tina.
    »Wartet nur ab!«, sagt Edith. Wie aufs Stichwort fängt es im Schälchen an zu brodeln. Es sieht aus wie eine selbst gebastelte Miniatur-Höllendarstellung. Nach dreißig Sekunden kippt Edith den Inhalt des Schälchens ins Spülbecken und lässt kaltes Wasser nachlaufen. Der Ring hat jetzt die Farbe eines abgegrabbelten Zwei-Cent-Stücks, die Saphire und Rubine sind zu matten Plastikklümpchen verschmolzen.
    »Och«, machen die Damen – bis auf Tina, die jault auf: »Oh nein! Ich habe es geahnt!«
    »Wie, du hast es geahnt?«, fragt Petra. »Du warst dir doch eben noch ganz sicher, dass der Ring echt ist.«
    »Ja! Äh nein. Ach ...« Tina ist den Tränen nahe.
    »Was ist denn?« – »Was hast du denn?« – »Komm, trink noch einen Schluck!« – »Das haben wir doch nicht gewollt!« Alle reden durcheinander. Nur Edith hält sich zurück. Sie weiß, dass man nur ein wenig an der Fassade – oder am Ring kratzen muss. Schließlich hat sie das alles schon selbst hinter sich.
    »Ich habe die ganze Zeit geahnt, dass da etwas nicht stimmt. Ständig kommt Paul spät von der Arbeit. Am Anfang ist mir das gar nicht so aufgefallen, ich hab ja mein Aerobic und die Treffen mit den Landfrauen – ach, was erzähle ich euch das, ihr seid ja auch dabei. Also, man ist abgelenkt und viel beschäftigt und denkt ja auch nicht immer daran ... also, nein, das stimmt wieder nicht, eigentlich denke ich immer daran ...«, sagt Tina.
    »Woran denkst du immer?«, will Hanna wissen und streckt ihre Bügelbrettfigur auf die volle Länge von eins fünfundsiebzig.
    »An Sex. Ich weiß, es ist peinlich, aber ich denke nun mal immer an Sex«, gibt Tina zu.
    »Ach, das ist uns ja noch gar nicht aufgefallen«, spöttelt Hanna. »Und?«
    »Na ja, da läuft nichts mehr. Paul sagt, er hat Stress, er kann nicht, er ist zu müde. Oder er hat Kopfschmerzen. Kopfschmerzen! Das ist doch eine Ausrede für Mädchen! Ich glaube, er hat eine andere!« Tina beginnt zu schluchzen. »Vor zwei Wochen haben wir zuletzt miteinander geschlafen. Das ist schon eine Ewigkeit her!«
    »Das nennst du Ewigkeit?« Marlies schüttelt ungläubig den Kopf.
    »Sonst hatten wir dreimal pro Woche Sex. Mindestens! Und ich tue doch auch alles – ich mache mich hübsch für ihn, halte mich in Form. Seht mal, ich bekomme sogar schon ein Sixpack!« Sie zieht noch einmal das T-Shirt hoch und präsentiert ihre Bauchmuskeln. »Aber das hilft alles nichts. Er beachtet mich kaum!«
    »Dabei bist du ja eigentlich nicht zu übersehen«, sagt Petra.
    »Ich würde ja zu gerne mit dir tauschen«, entfährt es Hanna.
    »Wieso das?«, fragt Edith sofort nach.
    »Mein Heinz brüllt mich die ganze Zeit an. Ständig hagelt es Kommandos. Ich höre schon gar nicht mehr hin, wenn er etwas sagt. Aber wehe, das Abendbrot steht nicht Punkt halb sieben auf dem Tisch – dann wird er fuchsteufelswild, steckt die Fernbedienung in seine Hosentasche und ich darf mir später nicht Desperate Housewives oder die neue Pilcher-Verfilmung ansehen.« Hanna seufzt. »Und obwohl er kaum ein nettes Wort für mich findet, ist er noch immer scharf auf mich. Präzise wie ein Uhrwerk verlangt er jeden Freitagabend nach den
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