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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition)
Autoren: Kirsten Rick
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Abdruck mit dem Sofakissen nehmen und so ein täuschend ähnliches Porträt von sich herstellen könnte. Ihre rougebetonten Wangen leuchten wie frisch geohrfeigt.
    »Nehmt doch Platz«, bittet Petra und deutet auf die mit Alcantara bezogene Sitzgruppe. Die Damen plumpsen in die Sessel und aufs Sofa, arrangieren Kissen neu um sich herum und greifen zu den gefüllten Bowle-Gläsern, die Petra ihnen mit den Worten »Darf ich euch etwas anbieten?« hinhält. Nur Marlies, die mit sanften, großen Kuhaugen in die Runde guckt und deren Mund immer leicht erstaunt offen steht, muss zweimal gebeten werden. Als sie immer noch nicht reagiert, schenkt Petra ihr einfach ein. Marlies ist zu schüchtern, um das Glas abzulehnen.
    »Ach, was haben wir es doch alle gut!«, seufzt Hanna und genehmigt sich einen ordentlichen Schluck. »Und wie schön die Sonne noch scheint!«
    »Ein goldener Oktober! Es muss aber bald wieder regnen, das brauchen die Pflanzen«, fügt Tina hinzu.
    »Ja, es war recht trocken in letzter Zeit«, sagt Petra, die ganz erleichtert ist, dass sich ihre Gäste so gut unterhalten.
    Hanna berichtet von dem neuen Bewässerungssystem, dass sie und ihr Mann sich nächstes Jahr in den kompletten Garten einbauen lassen wollen: »Damit wird alles vollautomatisch gesprenkelt. Über Computer!«
    Wozu moderne Technik heutzutage in der Lage ist, staunt Marlies stumm.
    »Mein Heinz ist da sehr begabt«, betont Hanna. »Er ist so intelligent und auch noch praktisch veranlagt. Das findet man in dieser Kombination selten. Ein Ingenieur eben!« Heinz ist selbstständiger Gas- und Wasser-Installateur, das wissen alle. »Er hält sich ständig über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden!«
    »Apropos Laufen: Das hat mein Paul jetzt für sich entdeckt«, lenkt Tina das Gespräch schnell zu einem ihrer Lieblingsthemen um. »Der hat einen so knackigen Hintern bekommen – zum Anbeißen!«
    Langsam baut sich der Gruppendruck auf. Petra und Marlies stehen unter Zugzwang, auch etwas Nettes über ihre Männer sagen zu müssen. Hanna fragt sich, wie Marlies das Problem lösen will, immerhin ist sie nicht verheiratet. Hat die überhaupt einen Freund? Man weiß wenig über dieses Mädchen. Überhaupt: Wenn sie sich so umsieht, muss sie zugeben, dass sie über das Leben der anderen Frauen nicht wirklich gut informiert ist.
    Edith kommt aus der Küche, schließt die Tür hinter sich und baut ein Heer von Putzmittelflaschen auf dem Couchtisch auf.
    »Guten Tag, meine Damen! Wollen wir uns duzen! Mein Name ist Edith!« Sie versieht jeden Satz mit einem unüberhörbaren Ausrufezeichen. Marlies, Tina und Hanna sagen brav ihre Namen. »Gut!«, ruft Edith. »Warum sind wir hier! Weil ich euch etwas zeigen möchte! Ich habe heute die Ehre, euch die innovativen Produkte der international erfolgreichen Firma Fresh&Clean vorzustellen! Eine Revolution! Ganz im Sinne der Frau! Der Haushalt lässt sich mit Fresh&Clean in viel kürzerer Zeit erledigen – und Sie, Entschuldigung: ihr habt den Kopf frei für die wirklich wichtigen Dinge im Leben!«
    Tina seufzt betont dramatisch auf. Hanna hingegen fragt sich, was genau Edith damit wohl meinen kann.
    » Fresh&Clean wird eure Welt verbessern! Fangen wir an mit dem Wonder Orange – dieser patentierte Kraftreiniger mit rein biologischen Aromazusätzen löst selbst den hartnäckigsten Fettschmutz. Damit wird sogar ein Grillrost sauber!«
    Edith reicht eine 1,5-Liter-Flasche mit der Aufschrift Wonder Orange herum. Die Flüssigkeit darin kommt in Geruch und Farbe der Caipi-Bowle nahe.
    »Hmmm ... Dieser Duft macht mich total an«, haucht Tina, nimmt die Flasche in beide Hände und presst dabei mit den Ellenbogen leicht ihre Brüste zusammen, während sie geräuschvoll einatmet. Ihr weit ausgeschnittenes T-Shirt beutelt dabei vorne etwas und lässt tief blicken.
    Edith nickt anerkennend. »Ja, so ist es richtig! Man muss Wonder Orange mit allen Sinnen genießen!«
    Die anderen schnüffeln vorsichtig an der Flasche. Sie fühlen sich sofort ein wenig lockerer, leichter ... wie frisch geschlagene Sahne. Zu ihrer eigenen Überraschung merkt Hanna, wie sie lustige Kringel und kleine Mondgesichter in den Staub auf der unteren Beistelltisch-Ablage zeichnet – und sich darüber freut. Petra dekoriert derweil ihre Frisur mit ein paar Minzblättern aus der Bowle. Und Marlies traut sich ausnahmsweise sogar, etwas zu sagen.
    »Also«, fängt sie an, »mein Ulf, der ist total sensibel.« Dass zwischen das mein und den
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