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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition)
Autoren: Kirsten Rick
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gemeinsamen Brainstorming stand fest, dass eine Arztserie genau das richtige sein würde. Also machte ich mich eines Nachts daran, den umwerfenden Dr. Narkose zum Leben zu erwecken.
    Insgesamt war ich mit meinem Entwurf für die Serie ziemlich zufrieden; sehr viel Geistreicheres hatte das Fernsehen meiner Meinung nach auch nicht zu bieten. Von Zwo ausreichend mit moralischem Beistand unterstützt, schickte ich die ersten drei Folgen an die Sunny –Filmproduktion und hielt fünf Monate später einen Vertrag in meinen glücklichen Händen.
    Die ersten paar Wochen lang hatte ich noch weiter beim Pizzaservice gejobbt, aber dann war die Serie so erfolgreich, dass ich hocherhobenen Hauptes meine Kündigung einreichte und meine rasante Karriere begann. Leider bedeutete dies aber auch wieder den Abschied von Zwo, denn nachdem sie mich vor meinem trostlosen Dasein als Pizzabotin gerettet hatte, gab es für sie nichts mehr zu tun.
    Seit drei Jahren flimmerte Dr. Michael Narkose – der Mann, der die Frauen betäubt nun jeden Abend um sieben mit einer Einschaltquote von 4,75 Millionen über die Bildschirme frustrierter Haus– und Karrierefrauen; damit waren wir die unumstrittenen Quotenkönige der Vorabend–Dailys. Und das war größtenteils mein Verdienst …
    »Lob dich selbst, sonst lobt dich keiner«, hatte Zwo mir beigebracht, und sie hatte recht – schließlich rackerte ich mich von früh bis spät ab und saugte mir tagtäglich die wildesten Stories aus den Fingern, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Mittlerweile hatte ich als Chefin des Teams allerdings den angenehmsten Teil der Arbeit: Ich überlegte mir die Handlungsstränge für die neuen Episoden, und sechs weitere Autoren mussten meine Geschichten dann zu Drehbüchern ausarbeiten. Und wie gesagt, unsere Ideen kamen beim Publikum sehr gut an. Ich konnte mit meiner Karriere zufrieden sein, und deshalb war es mir auch ein völliges Rätsel, was Zwo von mir wollte.
    »Tut mir leid«, sagte ich daher zu ihr, »ich wüsste wirklich nicht, was das Problem ist. Ich bin erfolgreich, verdiene gut, habe nette Freunde. Ist doch alles bestens.«
    »Dann will ich dir mal ein Stichwort geben«, erwiderte Zwo.
    »Männer.«
    »Männer?« Nun wusste ich wirklich nicht mehr, worauf sie hinauswollte.
    »Ja«, bestätigte sie, »ich bin hier, weil du ein Problem mit Männern hast.«
    »Hab ich gar nicht.«
    Zwo seufzte. »Ich will es anders formulieren: Du hast nicht ein Problem mit Männern, sondern das Problem, dass du gar keinen Mann hast.«
    »Hä? Könntest du etwas deutlicher werden.«
    »Ich kenne dich nun schon seit dreißig Jahren«, fuhr Zwo fort, »und anfangs, nachdem du es deinem Bruder mal so richtig heimgezahlt hast«, jetzt musste sie kichern, »sah eigentlich alles danach aus, als würdest du dich prächtig entwickeln. Gut, da gab es diese kleine Flaute nach dem Studium, aber die haben wir ja schnell wieder in den Griff gekriegt.«
    » Ich , meinst du wohl«, fiel ich ihr ins Wort.
    »Von mir aus auch das. Aber die Sache mit den Männern, tja, das ist echt ein Problem.«
    »Das sehe ich anders.«
    »So? Bisher waren deine Beziehungen, mit Verlaub, alle eine ziemliche Katastrophe.«
    »Ganz so schlimm war’s nun auch wieder nicht«, widersprach ich ihr.
    Zwo schnaubte verächtlich. »Jedenfalls bist du immer noch Single.«
    »Ich bin gerne Single.«
    »Schön für dich. Aber denkst du dabei auch mal an mich?«
    »An dich ?«
    »Ja, an mich. Auch, wenn du es meistens nicht merkst: Ich bin die ganze Zeit da.«
    Das waren nun tatsächlich völlig neue Erkenntnisse für mich; bisher war mir nie der Gedanke gekommen, dass Zwo eigentlich immer da war, sich aber nur in Ausnahmesituationen zu Wort meldete. Allerdings – was sollte das denn heißen, Ausnahmesituationen? »Ich hatte doch schon eine Menge Freunde«, stellte ich beleidigt fest.
    »Oh, jaaa!« rief Zwo, »und was für welche! Nenn mir bitte nur einen Einzigen, der nicht ein totaler Idiot war.«
    Ich wollte ihr sofort widersprechen, musste dann aber doch einen Moment überlegen … Hilfe, das war gar nicht so einfach.
    »Thomas«, sagte ich dann, »der war zum Beispiel klasse. Er sah gut aus, war witzig, intelligent …«
    «… und hatte aus Versehen vergessen, die unwesentliche Tatsache zu erwähnen, dass er Frau und zwei Kinder hatte«, unterbrach Zwo mich.
    »Na ja, schon«, gab ich zu, »aber wir hatten eine tolle Zeit miteinander.« Ich dachte weiter nach. »Bastian«, rief ich dann, »der war
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