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Frischluftkur: Roman (German Edition)

Frischluftkur: Roman (German Edition)

Titel: Frischluftkur: Roman (German Edition)
Autoren: Kirsten Rick
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Tagesthemen von mir, dass ich meinen ehelichen Pflichten nachkomme. Er nennt es sogar so: eheliche Pflichten! Ob ich Lust habe oder nicht, ist ihm ganz egal. Aber ich mache ja mit, dann ist er wenigstens still und schreit mich nicht an«, gibt Hanna resigniert zu und fällt ein wenig in sich zusammen.
    »Ich wäre ja froh, wenn Henning mich wenigstens mal anbrüllen würde«, sagt Petra. »Seit Wochen hat er kein Wort mit mir gesprochen. Ich werde noch wahnsinnig!«
    »Ich auch«, sagt Marlies leise.
    »Warum du denn?«, fragen Hanna, Tina und Petra im Chor. »Du hast doch den sensiblen Ulf.«
    »Aber der ... der ist doch nur mein Cousin. Ich habe noch nie einen abbekommen. Keiner hat sich je für mich interessiert. Und ich hatte nur ein einziges Mal in meinem Leben Sex!«
    »Einmal?« Tina ist entsetzt. »Bloß ein einziges Mal? Wie hältst du das denn aus?« Marlies ist zwar die Jüngste in der Runde, aber immerhin auch schon achtundzwanzig. Die anderen sind Mitte dreißig, Hanna etwas älter. Gefühlte vierzig, denn neununddreißig ist so eine krumme, unordentliche Zahl, die gefällt ihr nicht.
    »So wichtig ist es vielleicht ja auch gar nicht.« Marlies' Worte sind kaum zu verstehen. Sie wird knallrot.
    »Seltsam«, sagt Petra und schenkt allen Bowle nach, in der vom Fruchtsaft kaum noch etwas übrig ist. »Ich dachte immer, ihr seid alle glücklich. Ihr habt auf mich immer so ... so zufrieden gewirkt.« Auf einmal überrollt sie eine Woge der Gefühle, von Verständnis und Solidarität. Hanna, Marlies, Tina – sie hat sie ins Herz geschlossen. Ganz spontan.
    »Ja«, sagt Edith, »so ist das, wenn man mal ein bisschen an der Oberfläche kratzt. Der vermeintlich echte Schmuck entpuppt sich als Talmi und die heile Fassade ist aus Pappmaché.« Sie verrät nicht, dass die Dämpfe der Fresh&Clean -Produkte in Kombination mit Alkohol enthemmend und wie ein Wahrheitsserum wirken.
    »Ach«, sagt Petra beschwichtigend. Sie möchte nicht, dass ihre neuen Freundinnen sich grämen. »So schlimm ist es nun doch wieder nicht. Eigentlich ist ja alles in Ordnung.«
    »Ist es eben nicht!«, entgegnet Hanna.
    »Genau!«, stimmt Tina ihr zu. »Nichts ist in Ordnung. Und es ist gut, dass wir endlich mal darüber sprechen!«
    »Vielleicht hast du Recht«, sagt Petra. »Ehrlich mit sich sein ist auf jeden Fall immer gut.«
    »Ach was, vom Reden werden die Fenster auch nicht sauber«, sagt Hanna.
    »Genau«, bestätigt Marlies, obwohl sie diesen Spruch schon so oft von ihrer Mutter gehört hat und noch nie leiden konnte. »Reden allein hilft nicht. Wir müssen ... wir müssen etwas tun!«
    »Genau«, sagt Tina. »Es muss sich endlich etwas ändern! Unser Leben ist doch total miefig. Wir brauchen frischen Wind. Jede Menge frischen Wind!« Sie schüttelt ihr Haar, als würde sie direkt vor dem Gebläse einer Bühnen-Windmaschine stehen. So wie Gracia vor Jahren beim Eurovision Song Contest (vergessen wir mal, dass sie auf dem letzten Platz gelandet ist). »Einen richtigen Sturm!«
    »Ach, ich weiß nicht«, zögert Hanna. »Sturm – das klingt gleich so brutal. So nach Tornado. Nach Verwüstung.« Sie denkt an all den Schmutz, den windbetriebene Naturkatastrophen mit sich bringen.
    »Frische Luft wäre jetzt gut«, bemerkt Petra gedankenverloren und blickt zum Fenster hinüber.
    »Genau!«, ruft Hanna. »Das ist nicht so heftig wie ein Sturm. Mit frischer Luft kann ich leben!«
    »Ihr würdet endlich wieder aufblühen!«, bestärkt Edith die Frauen. »Nennen wir das Ganze doch Frischluftkur!«
    »Operation Frischluftkur – ja, das klingt gut«, sagt Tina. »Aber was soll das sein? Was haben wir eigentlich vor? Wir brauchen einen Plan, wie wir unserem Leben neuen Schwung geben können.«
    Hanna guckt nachdenklich. »Ich frage mich gerade etwas. Wenn bei uns manches nicht stimmt, wie sieht das dann bei den anderen im Dorf aus? Die tun doch auch alle immer so glücklich und zufrieden. Ich möchte gerne wissen, was bei denen los ist.«
    »Da hast du Recht! Und eine Frischluftkur würde dem ganzen Dorf gut tun!«, behauptet Petra entschlossen. »Man glaubt ja, man würde hier ersticken!«
    Edith strahlt. Jetzt hat sie alle genau da, wo sie sie haben wollte. »Ich kann euch einen Vorschlag machen. Aber zunächst möchte ich euch zeigen, was die Fresh&Clean -Produkte schon bewirkt haben.« Edith hat sorgsam an der Dramaturgie gefeilt, jetzt bloß nichts überstürzen. Sie nimmt ein Mikrofasertuch und fängt an, die Backofentür vom
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