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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Hand nicht aus den Augen ließ.
    Das bemerkte auch Koonz. »He«, sagte er, »ist was?« Er schaute ebenfalls auf die Stelle, und genau in diesem Augenblick griff die Klaue zu.
    Sie war wie eine Klammer, als sie den rechten Fußknöchel des Mannes umschloss. Dann ein blitzschneller Ruck, der Killer, den die aus der Erde kommende Hand völlig überrascht hatte, vergaß zu schießen und verlor sein Gleichgewicht. Er krachte auf den Rücken.
    Als der dumpfe Aufschlag ertönte, da war es für Horace Sinclair wie ein Startsignal. Ein großer Kämpfer war er nicht, aber er sah, dass der andere noch sein Gewehr festhielt. Demnach konnte er sich noch immer wehren, und dem wollte Sinclair entgegentreten.
    Mit gewaltigen Sprüngen hetzte er voran. Zwei große Schritte brauchte er, sprang über den am Boden liegenden Killer hinweg, drehte sich und trat so fest gegen dessen Arm, dass der Mann aufschrie, die Hand öffnete und das Gewehr losließ. Mit einem Tritt schaffte es Horace Sinclair zur Seite, so dass es für den Killer unerreichbar war. Koonz schrie nicht, er kämpfte. Mit bloßen Fäusten musste er gegen das Unheimliche aus der Tiefe angehen. Während Horace F. Sinclair das Gewehr aufhob, wuchtete der Mörder seinen Oberkörper in die Höhe, gelangte in eine sitzende Stellung, beugte sich vor und griff nach der Hand. Er bekam sie zu fassen.
    Dicht über dem Knöchel griff er zu. Nicht nur eine, sondern beide Hände nahm er. Sein Gesicht verzerrte sich dabei, als er alles an Kräften herausholte, was in seinem Körper steckte.
    Horace F. Sinclair stand nur einen Schritt entfernt, hatte das Gewehr jetzt aufgehoben und richtete die Mündung auf den Kopf des Killers. Der Anwalt zitterte, so nervös war er, in seinen Augen lag dabei ein fiebriger Glanz.
    Koonz schrie und ächzte. Trotzdem schaffte er es nicht, den Griff zu lockern. Der Tote hatte einfach zuviel Kraft, und dann machte der Killer noch einen entscheidenden Fehler.
    Er achtete nur auf die eine Hand und rechnete nicht damit, dass auch lebende Leichen zwei Hände haben könnten.
    Und die zweite kam. Schneller als die erste stieß sie aus der Erde. Wie ein Blitz war sie oben und griff nach der Kehle des Killers. Auch diesmal gelang ihm keine Abwehr. Sein Schrei erstickte in einem Gurgeln, als die lebende Leiche ihn auf das Grab zog, wobei sie mit einer Hand die Kehle und mit der anderen den Knöchel des Killers festhielt.
    Koonz verlor den Halt. Er wurde auf den Boden gerissen und stieß mit der Stirn gegen das Totenkopf-Kreuz.
    Er wehrte sich verzweifelt. Es waren Schläge, die er mit beiden Fäusten führte. Er hieb um sich, traf zumeist nur die Erde oder das Kreuz, und anderes, was er gern getroffen hätte, das befand sich außerhalb seiner Reichweite.
    Da war kein Körper, gegen den er hätte schlagen können, nur zwei Arme, die geisterhaft bleich aus dem Grab krochen und ihn festhielten wie starke Eisenklammern.
    Die Luft wurde knapper. Rote Kreise tanzten bereits vor seinen Augen. Als Folge dieser Schwäche erlahmten auch seine Bewegungen. Längst schlugen die Arme nicht mehr so kräftig, da war nur noch ein mattes Anheben der Hände, das Zucken der Beine und die ächzenden, abgehackten Laute, die aus seinem weit offenstehenden Mund drangen.
    Horace F. Sinclair aber schaute zu. Er befand sich in einer großen Zwickmühle, wusste nicht vor noch zurück, focht einen innerlichen Kampf aus, denn er fragte sich, ob er dem Killer helfen sollte. Da wurde ein Mann attackiert, der ihn hatte töten wollen, und zwar von einer lebenden Leiche, einer mordenden Bestie, die es sonst nur in Zombie-Filmen gab.
    Dieser Gedanke gab schließlich den Ausschlag. Sinclair wollte dem Killer helfen, denn er war ein Mensch, das andere Wesen nicht. Aber was konnte er unternehmen?
    Schießen? Natürlich, ein Ziel jedoch bot nur der Killer. Die Hände waren kaum zu treffen, und eine Kugel hätte sie durchschlagen und wäre dann noch in den Körper des Mannes gedrungen. Nein, auf diese Art und Weise konnte er nichts erreichen.
    Der ehemalige Anwalt musste sich innerhalb von Sekunden entscheiden. Zu lange durfte er nicht mehr warten, denn die zweite Klaue der lebenden Leiche würgte den Mörder noch immer.
    Horace F. Sinclair entschied sich schnell. Er drehte das Gewehr herum, so dass nicht mehr die Mündung, sondern der Kolben nach unten wies. Dann rannte er vor.
    Der Killer lag in einer seltsam verrenkten Haltung auf dem Rücken. Die fünf Finger der Totenklaue hatten sich tief in das
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