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Fremden Kind

Fremden Kind

Titel: Fremden Kind
Autoren: A Hollinghurst
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zusammen.
    »Als du vorhin sagtest, Peters berühmter Hillman Imp sei erbsengrün gewesen …«
    »Ja?«, sagte Dupont verdutzt.
    »Ich könnte schwören, er wäre beige gewesen.« Bryant grinste und kniff die Augen zusammen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dupont. »Ich bin viel in dem Auto herumgefahren. Einmal habe ich es sogar gewaschen, bevor wir mit einer Gruppe Schülern zum Windsor Castle aufgebrochen sind, für den Fall, dass die Queen uns sieht.«
    »Ich sage dir lieber nicht, was ich in dem Auto getrieben habe!«, stieß Bryant lüstern hervor. »Aber im Ernst, ich glaube, bei der Farbe liegst du falsch.«
    »Vielleicht sind Sie farbenblind?«, sagte die Frau in Schwarz.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Bryant. »Aber eigentlich ist es auch egal!«
    »Vielleicht war es auch mal braun vor Dreck«, sagte Dupont in gewitzt verträumtem Ton.
    »Ich neige auch eher zu Professor Duponts Ansicht«, sagte Jennifer.
    Rob fand es skurril, dass diese beiden Herren, die so lange mit Cecil Valance gerungen hatten, jetzt um Peter Rowe stritten. Bryant, Mitte sechzig, ein Autor mit bescheidenem Erfolg, wirkte verbittert, als sei ihm nie die Anerkennung zuteil geworden, die er seiner Meinung nach verdiente, und als sei er demonstrativ entschlossen, sie sich zu holen. Rob nahm sich vor, sich England erzittert zu besorgen und selbst zu entscheiden.
    Eine halbe Stunde später, nach drei weiteren Gläsern und einem Gang zur mit Marmor und Mahagoni ausgestatteten Toilette im Keller, wo Peters Vater gerade aus einer Kabine trat und ihn am Waschbecken in ein ernstes Gespräch verwickelte, während hinter ihnen Dutzende beschwipste Gäste he reinplatzten oder hinaustorkelten, begleitete er den alten Mann noch die Prachttreppe hinauf und war dann so weit, sich von allen zu verabschieden und zu gehen. Die gewaltigen Messingkronleuchter waren angezündet worden, und der Raum leerte sich. Der Blonde war anscheinend bereits aufgebrochen, was Rob fast erleichtert registrierte. Es war wirklich nicht der geeig nete Zeitpunkt für … und schließlich wartete sicher schon der kleine Gareth auf ihn, mit dem er in einer Stunde in der Style Bar verabredet war. Er sah sich nach Desmond um, dem er bis her, nicht unbedingt absichtlich, aus dem Weg gegangen war.
    Desmond unterhielt sich ausgesucht liebenswürdig mit einem älteren Paar, was Rob etwas zähmte, als er sich jetzt auf ihn zubewegte. Über die beiden grauen Köpfe hinweg lächelte er ihm warmherzig zu, als besäße er ein altes Anrecht. Desmond fing seinen Blick auf, setzte das Gespräch jedoch fort. »Wir reden mal mit Anne darüber; ich denke, das wird klappen«, sagte er und blieb steif stehen, sodass ihm Rob, im ersten Moment verwirrt, nur kurz einen Arm auf die Schulter legte, dann wurde er Mr und Mrs Sorley vorgestellt.
    »Kannten Sie Peter gut?«, fragte Mrs Sorley; sie war klein, hatte ein liebes Gesicht und schien von dem nachmittäglichen Glas Wein, den vielen Menschen um sie herum und dem Anlass etwas mitgenommen. Das Paar kam aus Yorkshire und lebte offenbar immer noch dort.
    »Nicht sehr gut, nein«, sagte Rob. »Ich habe ihm jede Menge teurer Bücher verkauft.«
    »Oh, ach so! Wir sind alte Freunde von Terry und Rose, das heißt, Bill und Terry waren zusammen in der Armee, und Rose habe ich als Marinehelferin kennengelernt – so viele Jahre ist das her!« Eine arglos und umgehend gelieferte Auskunft.
    »Dann kannten Sie Peter also sein ganzes Leben lang«, sagte Rob und erwiderte ihr Lächeln.
    »Oh, ja.« Sie nickte bedächtig. »Ich sagte gerade schon zu Desmond, dass Peter früher, als er noch sehr klein war, gerne Stücke aufgeführt hat, er und seine Schwester spielten alle Rollen selbst. Richtige Theaterstücke waren das, für Erwachsene – Julius Cäsar .«
    »Kann ich mir lebhaft vorstellen!«, sagte Rob. Sie hätten wohl kaum gedacht, dass sie ein halbes Jahrhundert später in London an einer Gedenkveranstaltung für Peter teilnehmen und sich mit seinem Lebensgefährten unterhalten würden. Er wollte sie bemitleiden und gleichzeitig, in gewisser Weise, beglückwünschen.
    »Ich muss unbedingt noch ein paar Worte mit Sir Edward wechseln«, sagte Desmond pflichtbewusst lächelnd.
    »Tja, dann … Hast dich tapfer geschlagen«, sagte Rob etwas schwermütig, den Kopf zur Seite geneigt.
    »Danke, Rob. Wir bleiben in Kontakt – wir haben doch deine E-Mail-Adresse, oder? Ich glaube, ja.« War bereits ein neuer Mann in sein Leben getreten? Oder war das »wir«
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