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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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Pferde seien dafür nicht geschaffen. Er empörte sich geradezu über das Training, bei dem man nur dieses einzige Ziel im Auge habe. Ein Pferd werde dabei weit über seine Kräfte gefordert, indem man es abhetze, bis es schließlich ganz kaputt sei, und das nur, um einen Haufen Geld damit zu verdienen. Das ist natürlich Unsinn, aber er glaubt es nun einmal.«
    »Er ist schon sehr schwierig«, seufzte Larry. »Man sollte doch meinen, es könnte ihm Freude machen, schöne Vollbluttiere zu züchten und später zu beobachten, wie sie sich entwickeln.«
    »Ich verstehe seinen Standpunkt«, sagte Tantchen da ganz überraschend. »Er hat eine seltsame Art, die Dinge zu sehen. Aber so ausgefallen seine Einstellung auch sein mag, sie hat manches für sich. Solch ein Job in einem Rennstall, später einmal vielleicht als Besitzer, kommt also nicht in Frage?«
    »Ich fürchte, nein. Wie du dir vorstellen kannst, sind wir selbst nicht auf die Idee gekommen, aber wir wären mit dieser Lösung einverstanden gewesen. Alles ist besser als das Herumfahren per Anhalter, ohne ein richtiges Ziel.« Sie seufzte wieder. Mir tat sie wirklich leid. Sie war eine ganz normale, nicht besonders gescheite Frau. Wie kam sie zu einem solchen Sohn?
    Doch dann seufzte ich meinerseits. Vermutlich gab es mehr von dieser Sorte, als ich ahnte. Vielleicht würde Christopher auch so werden? Es fiel mir ein, wie glühend mein Sohn David bewunderte. Er würde sich diesen absonderlichen Jüngling womöglich zum Vorbild nehmen. Dann tröstete ich mich mit dem Gedanken, daß es Davids Überlegenheit im Umgang mit Pferden war, und besonders mit dem für Christopher bestimmten Pony, was die Kinder so an ihm bewunderten.
    Dann kam zur Abwechslung mir eine Idee. Im allgemeinen bin ich nicht wie Larry mit Eingebungen gesegnet und deshalb etwas gehemmt. Wahrscheinlich war es eine aussichtslose Sache.
    »Könnte sich David nicht mit Pferden befassen, die keine Rennpferde sind? Wie ich hörte, kann man mit der Ponyzucht viel Geld verdienen. Ich meine, nicht so großartige wie Shetlands, sondern ganz einfache Ponys für Kinder.«
    Die anderen lauschten überrascht und interessiert, und so fuhr ich mutig fort: »Ich habe eine alte Freundin aus der Schulzeit, sie heißt Letty Norwood. Sie hat die Ponyzucht zu ihrem Beruf gemacht; sie lebt nördlich von Auckland, wo sie eine kleine Farm besitzt. Dort züchtet sie Ponys für Kinder. Sie hält ungefähr sechs Stuten und einen Hengst. Sie schrieb, daß laufend eine Nachfrage nach hübschen, gutartigen Ponys besteht, auf denen die Kinder in ihren Ponyklubs reiten können, die jetzt so in Mode gekommen sind. Sie züchtet die Tiere, richtet sie ab und verkauft sie, wenn sie nicht mehr so verspielt sind. Das alles macht ihr viel Freude; sie findet es eine lohnende Aufgabe, denn die Kinder haben ihre Ponys gern. Auch die Eltern achten darauf, daß die Tiere gut versorgt werden, da sie einen gehörigen Preis dafür zahlen müssen. Wäre das nicht etwas für David? Er hat für Ponys etwas übrig. Einmal sagte er zu mir, sie hätten mehr Grips als die Rennpferde, denn sie müßten auf so einen kleinen Tolpatsch auf ihrem Rücken achtgeben.«
    Diese für David so typische Bemerkung brachte alle zum Lächeln. »Das ist eine großartige Idee, Mrs. Russell!« sagte Mrs. Hepburn. »Dürfte ich wohl >Susan< zu Ihnen sagen wie mein vorlauter Sohn? Wenn David wirklich einen akademischen Beruf ablehnt und entschlossen ist, sein Leben bei Mutter Natur zu verbringen, wie er sich ausdrückt, dann wäre das für ihn eine schöne und beglückende Beschäftigung. Außerdem würde er da mehr in unserer Nähe leben.«
    »Selbstverständlich müßte er noch eine Menge lernen«, stellte die praktische Miß Adams fest. »Susan, glauben Sie, daß diese Freundin ihn sozusagen als unbezahlte Hilfskraft anstellen würde, bis er das Wichtigste gelernt hat?«
    »Ich denke schon, denn sie hat immerfort Schwierigkeiten, Angestellte zu bekommen und diese auch zu halten. Sie berichtete, daß sie schon Mädchen genommen habe, weil diese nicht so hoch bezahlt werden und liebevoller mit den Tieren umgehen. Aber da hat sie wiederum Ärger mit deren Liebesgeschichten. Letty ist nämlich unverheiratet. In gewisser Hinsicht gleicht sie mehr einem Mann, sie ist aber trotzdem nett und verständnisvoll. Ich glaube, sie und David würden gut miteinander auskommen.«
    In der Tat konnte ich mir die beiderseitige Toleranz gut vorstellen. Letty würde David einen netten Kerl
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