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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn
Autoren: Unbekannter Autor
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Treibsand. Aber er muß sich verrechnet haben. Die Flut war noch nicht ganz drin, als die Leiche gefunden wurde.« Er rieb sich mit dem Daumennagel über die
    Stirn. »Mord ist gar nicht so einfach, meinen Sie nicht auch? Man sollte sich nicht auf den Mond verlassen.«
    Obwohl Jury so deprimiert war, hätte er beinahe gelacht. »Irgendwie kann ich mir das bei Jenny Ken-nington schlecht vorstellen. Und Sie scheinen zu vergessen, wenn man sich auf den Mond verläßt, muß man tüchtig rechnen. Spontan läuft da nichts.«
    Bannen lächelte ein wenig. »Richtig, das ist mir durchaus bewußt.«
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
    »Die Küstenwache. Wenn die sie nicht gefunden hätte, wer weiß, wann sie dann entdeckt worden wäre. Ich meine, wir sind hier nicht in Skegness. Dieses Gebiet ist, wie gesagt, im Krieg heftig vermint worden, und viele Minen sind nicht mehr genau zu orten. Auch nicht die Granaten. Die Gefahrenzonen sind deutlich ausgeschildert. Am Wash bummelt man nicht zum Zeitvertreib herum. Die Stelle hier hat sich jemand mit voller Absicht ausgesucht.« Bannen schwieg einen Moment. »Ich habe den möglichen Zeitpunkt des Todes noch ein bißchen mehr eingegrenzt. Ich glaube, alles deutet darauf hin, daß sie zwischen halb elf am Samstag abend und halb eins Sonntag nacht erschossen worden ist. Der Gärtner hat gesagt, er habe kurz vor eins gesehen, daß ihr Auto am Ende der Einfahrt geparkt war. Und wer auch immer am Steuer saß, er brauchte mindestens fünfzehn Minuten, um von hier aus zurückzufahren. In Fengate hat niemand gehört, wie das Auto wieder gekommen ist.« Bannen seufzte.
    »Und es hat auch niemand angerufen, als sie nicht mit Jenny Kennington ins Haus zurückgekehrt ist?« Jury runzelte die Stirn.
    »Ach, sie hätten sicher angerufen, wenn sie nicht gedacht hätten, die Dunn hätte sich plötzlich entschlossen wegzufahren, vielleicht sogar zurück nach London. Weil sie nicht mit der Kennington zurückkam, haben alle geglaubt, sie sei abgefahren. Offenbar war das typisch für sie. Angeblich war sie sehr sprunghaft, sehr impulsiv. Dabei lag sie in Wirklichkeit hier.« Bannen bückte sich und hob eine Handvoll Schlick auf. »Sie können sich ja ausmalen, wie schwer es ist, in dem Zeugs hier was zu finden. Meine Männer sind auf allen vieren rumgekrochen, sie müssen gut vierhundert Meter untersucht haben. Das gesamte Gebiet kann man unmöglich abchecken, schauen Sie es sich doch nur an. Hier könnte eine Kugel einen Kilometer weit fliegen.«
    Jury folgte seinem Blick über den im schwachen Sonnenlicht glitzernden Schlick. »Wohl wahr. Und der Wind macht es auch nicht gerade leichter, was?«
    »Infernalische, gespenstisch heulende Winde.« Bannen klopfte sich die zähe Masse von den Händen und schob sie in die Manteltaschen. »Eine Patronenhülse haben wir halb vergraben gefunden, eine Kugel im Opfer.« Er schaute hinter sich. »Von einem Kleinkalibergewehr.«
    »Sonst nichts?«
    »Die Hülse, die Waffe, das Auto . ? Das ist doch eine ganze Menge, würde ich sagen.«
    »Das heißt, Sie haben die zu der Kugel passende Waffe gefunden?« Jury wurde mit jedem Moment nervöser. Sie hatten wirklich eine Menge.
    »Sie gehört Max Owen. Dem Besitzer von Fengate. Und dort war Jenny Kennington, wie gesagt, zu Gast.«
    Jury schaute weg, aufs Meer hinaus, und schwieg.
    »Im Umkreis von Fengate gibt's Knarren im Dutzend billiger. Wir haben vier eingesammelt. Owens, Parkers, Emerys - Peter Emery fungiert als Verwalter für einen Major Parker. Emery ist blind, aber das heißt ja noch lange nicht, daß nicht jemand anderes sein Gewehr benutzt haben kann. Ja, die haben wir alle einkassiert. Ach, und sogar Jack Price hatte eins. Er ist Künstler, Bildhauer oder so was. Wozu braucht der einen Ballermann? Und wie sie es alle geschafft haben, Waffenscheine zu kriegen, ist mir ein Rätsel. Sie wissen ja, wie schwer das ist. Und außer Emery sind alle gute Schützen, besonders Parker.«
    »Sie haben die Frauen nicht erwähnt. Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie Jenny Kennington auch nur einen Schuß abfeuert. Ich glaube nicht, daß sie je in ihrem Leben eine Knarre in Händen gehalten hat.«
    »Da irren Sie sich leider. Hin und wieder ist sie mit ihrem Gatten zur Jagd gegangen, und Price war dabei.« Bannen beobachtete Jurys wechselndes Mienenspiel. »Sie wußten nicht, daß sie diesen Price kannte?«
    Als Antwort brachte Jury nur ein äußerst knappes Kopfschütteln zustande.
    Bannen schürzte die Lippen und stieß
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