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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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ic h liebevol l auf eine n Bügel . E s sol l noc h ei n weni g auslüften , bevo r ic h es wiede r einpacke n muss . Wen n Robi n mic h nachhe r z u unserer Abschiedstou r mi t de r «Harmony » abholt , wil l ic h meine Klamotte n fü r di e Part y heut e Aben d scho n mitnehmen.
    E s tu t gut , mein e eigene n Sache n z u berühren , vertraut e Dinge zu sehen. Ich lege «Mein Name sei Gantenbein» auf meinen Nachttisch. Fast scheint es mir, ich sei ein anderer Mensch gewesen , al s ic h da s Buc h einpackte . Wil d entschlossen , etwas z u e rleben . Un d jetz t hatt e ic h meh r erlebt , al s mi r lie b war . Ich hatt e di e Vertrautheit , di e Gewohnhei t hinte r mi r gelassen . Habe ic h eine n Fehle r gemacht ? A n manch e Ort e mus s ma n reisen, blo ß u m festzustellen , das s si e nich t s o schö n sind , wi e ma n sie sic h vorgestell t hat . Heut e feier e ic h Abschied . Wovon ? Ich schau e auf s Mee r hinaus . Da s werd e ic h vermissen: hinausschaue n un d denken , alle s is t möglich.
    Ei n Waverunne r braus t a m Horizon t entlang . Glaub e ich zumindest . Mein e Kontaktlinse n sin d mi r gester n be i meiner Fluch t verlore n gegangen . Auc h noc h di e gute n i n Royalblau. Mach t nichts . Ic h brauch e j a niemande n meh r z u beeindrucken. E s is t Zei t fü r farblos e Linsen . Au f de r Terrass e unte r meinem Fenste r sitze n Gesa , Cor a un d Sonja . A b un d z u is t ei n Sat z zu v e rstehen , un d manchma l dring t ei n Schluchze n z u mi r nach oben.
    «Kinder , ih r hab t gena u da s Richtig e getan!»
    Da s is t Gesa . Un d si e ha t Recht : Wi r habe n gena u das Richtig e getan . Ein e große , dramatisch e Szen e zu m richtigen Zeitpunkt.
    E s wa r schrecklich. E s wa r tragisch.
    E s wa r unvergesslich.
    E s wa r großartig!!!
    Robi n hatt e un s u m kur z vo r ach t i m Hafe n vo n Andratx abgeholt. Ich empfand so etwas wie Besitzerstolz, als ich Sonja un d Cor a au f de r «Harmony » herumführte . Di e Yach t wa r mit Lampion s geschmückt , a n De ck war ein riesiges Büfett aufgebaut, und drei Kellner waren angeheuert worden, um die Gäste zu bedienen. Ich machte die beiden selbstverständlich auch auf Robins Oberschenkelmuskulatur aufmerksam.
    Obscho n ic h mic h s o selbstlo s gege n ih n entschiede n hatte, wollt e ic h doc h dami t angeben , wa s ic h hätt e habe n können.
    Sonja , fan d ich , reagiert e kleinlich.
    «E r is t süß . Abe r findes t d u ih n nich t etwa s z u jung?»
    «Z u jun g wofür?» , fragt e ic h schnippisc h zurück . «Und außerdem ist er geistig schon sehr reif.» Ich bet ete , das s die beide n nich t di e Gelegenhei t habe n würden , mic h diese r Lüge z u überführen.
    «Mi r wär e da s peinlich , mi t s o eine m in s Bet t z u gehen», sagt e Cora . «D a käm e ic h mi r vo r wi e ein e Dörrpflaum e und würd e ständi g nu r darau f achten , wenigsten s die all e rschlimmste n Körperteil e vo r ih m z u verbergen.»
    Ic h nickt e verständnisvoll . Scho n vo r Jahre n hatt e ic h mir versprochen : Se x mi t Gleichaltrige n un d Jüngere n nu r noch nacht s un d ohn e Beleuchtung . Benn i is t sech s Jahr e älte r al s ich, un d ic h begrüß e jed e Alte rserscheinung an ihm mit großem Hallo . E r glaubt , ic h würd e mic h übe r ih n lusti g machen , wenn ic h zärtlic h di e Runzel n unte r seine n Pobacke n zähle . Dabei lieb e ic h ih n mi t jede r neue n Falt e mehr : J e älte r e r aussieht, dest o jünge r wirk e ic h nebe n ihm.
    Son j a fragt e Robi n nac h de m Bräutigam.
    «Es ist einer der Söhne des Yachtbesitzers aus zweiter oder dritte r Ehe . Wi r hole n di e ganz e Mischpok e jetz t i n Portal s Nous a b un d schipper n si e rum , bi s si e betrunke n sind . Un d da s war's dann.»
    Ein e halb e Stund e späte r ginge n Sonja , Cor a un d ic h unter Deck , vergliche n unser e Lippenstifte , tauschte n Erfahrunge n mit Wimperntusche , Chat - Room s un d Männerpo s au s und lauschten , wa s übe r un s vo r sic h ging . Wi r wollte n un s erst später unter die Gäste mischen. Schließlich waren w i r nicht eingelade n un d wollte n di e Hochzeitsgesellschaf t ers t mal anstoße n lassen , bevo r wi r au s de m Untergrun d auftauchten.
    Sonj a legt e silberne n Lidschatte n auf.
    «Ich möchte auch heiraten. Ich finde, heiraten ist wie einen Parkplat z direk t vor m Hau s z u bekommen. Wenn man den einma l hat , sollt e ma n s o schnel l nich t wiede r wegfahren . Oder, Cora , wa s sags t d u dazu ? D u
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