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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Anja Belle
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Wolldecken. Es gab hier wohl nichts, das nicht zur Standardausrüstung gehörte.
    Ich trat aus dem Bad und rubbelte mir mit einem Zipfel des Handtuches die langen Haare trocken. Dabei lief ich geradewegs in Feldwebel Geiß hinein, der hektisch durch mein Zimmer gestürmt war. Sein sportgestählter Körper bohrte sich in meine Eingeweide. Die Reißverschlüsse und Knöpfe seiner Uniform drückten sich schmerzhaft in meine Brust. Vor Schreck ließ ich das Handtuch fallen. „Geiß! Wie können Sie nur...!“. Ich war entsetzt und bückte mich schnell, um mein Handtuch wieder um mich zu wickeln. Hatte man hier nirgends Privatsphäre? Konnte man hier nicht mal alleine duschen, ohne gleich eine Wache am Hals zu haben? Ich lief rot an.
    Verlegen raffte ich mein Handtuch fester um meinen Körper. Dabei wurde mir bewusst, wie klein das Handtuch war. Es bedeckte gerade mal so meine Scham; meine Brust quoll oben fast heraus. Es brachte mich in eine unangenehme Position, so halbnackt einem fremden Mann gegenüber zu stehen. Ich fühlte mich ertappt, obwohl ich gar nichts angestellt hatte. Stocksteif stand ich da, in der Hoffnung alles an mir verpackt zu haben. Ich starrte ihn an. Ein Blick zu tief und ich töte dich, mein Freund!
    Er guckte betreten zu Boden und versuchte sich verlegen zu rechtfertigen: „Ich habe Sie schreien hören... aber offensichtlich ist ja alles in Ordnung.“ Ich wollte mich jetzt bitte anziehen, ohne Zuschauer. Konnte dieser Kerl nicht merken, wie peinlich mir das war und das Weite suchen? Doch Feldwebel Geiß stand da und rang offensichtlich um Worte. Er räusperte sich. Heiser murmelte er: „Eigentlich wollte ich fragen, ob Sie nicht Lust hätten, mit mir in der Messe ein Bierchen zu trinken? So als Einstand?“ Er wagte es immer noch nicht, seinen Blick zu heben.
    „ Nur mit einem Handtuch bekleidet halte ich das für keine gute Idee.“ Irgendwie war sein Auftritt ja schon lustig und ich schmunzelte: „Angezogen aber gerne.“ Nun, da der Wolf selbst offensichtlich peinlicher berührt war als ich selbst, erschien er mir gar nicht mehr so gefährlich.
    „ Schön“, meinte er leise, „Ich hole Sie in zwanzig Minuten ab“, bevor er sich endlich umdrehte und das Zimmer verließ. Ich stieß erleichtert die Luft aus, die ich die ganze Zeit angehalten hatte. Prompt wurde mir das Handtuch an der Brust zu klein und klaffte auf. Als erstes schloss ich die Tür hinter ihm ab und suchte mir frische Klamotten aus meiner Sporttasche, die immer noch auf meinem Bett stand.
    Allerdings verlockte mich der Gedanke an ein kühles Bier sehr. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen und das Bier in netter Gesellschaft würde mir zur benötigten Bettschwere verhelfen. Eine gute Idee, einen miesen Tag zu einem entspannten Ende zu verhelfen, wie ich fand. Beschwingt zog ich Jeans und ein Top über und drehte mir die langen braunen Haare noch feucht zu einem lockeren Knoten zusammen.
    Zu meinem Erstaunen holte mich Geiß nicht in Uniform ab. Er trug ein schwarzes, enges T-Shirt, dazu eine verblichene Jeans und bequeme Sneakers. Wow! Hier präsentierte sich ein ganz anderes Bild. Anstatt dem dienstbereiten und pflichtbewussten Feldwebel hatte ich es hier mit einem Mann zu tun. Seine trainierten Brustmuskeln hoben sich deutlich unter dem Shirt hervor und die Jeans betonte seine schlanke Taille.
    „ Können wir?“, strahlte er mich an. „Ja, ein Bier kann ich jetzt gut brauchen!“, antwortete ich ihm, bevor ich mich in seinen angebotenen Ellbogen einhakte.
    Beschwingt schlenderten wir zur Offiziersmesse, die in einem der Wellblechcontainer am Rande des Camps untergebracht und funktional wie alles hier eingerichtet war. Eine kleine Theke, hinter der die Ordonanz werkelte, ein paar Tische und Stühle, das war alles. Wir nahmen an einem kleinen Bistrotisch in einer Ecke Platz.
    Noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte die Bedienung ein Guinness vor mich gestellt. Erstaunt schaute ich Geiß an, aber der lächelte nur, hob sein Glas und prostete mir zu. „Irische Woche“, meinte er erklärend dazu, „Es hat schon so seine Vorteile, mit so vielen Ländern zusammen zu arbeiten.“ Dankbar nippte ich an dem bitteren cremefarbenen Schaum. Oh Gott, das tat gut.
    Schnell kamen wir ins Gespräch und landeten beim du. Er ließ sich von mir erklären, warum ich hier war, im Gegenzug erzählte er mir von seinen Wirrungen bis er hierher versetzt worden war. Eigentlich hätte er gar nicht hier sein sollen, aber ein Kamerad war
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