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Freikarte fürs Kopfkino

Freikarte fürs Kopfkino

Titel: Freikarte fürs Kopfkino
Autoren: Selim Özdogan
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Und i ch war nicht auf den Kopf gefallen, dachte ich. So wie du auch. ob man das nicht streichen sollte, zumindest die ersten beiden Sätze? Man will ja immer, was man vermisst, nicht? Heroin habe ich nie angerührt. Auch nicht als Marc damit anfing. Sein Vater kam schnell dahinter und Marc musste in ein Internat.
Erst als es dann keine Rezeptblöcke merh mehr gab, wurde mir klar, was für eine Sucht ich mir eingehandelt hatte. Schlaflosigkeit, Panikattacken, Gliederschmerzen, Zittern, da kam kein Gras und kein Alkohol gegen an. Und arbeiten musste ich ja auch noch. Ein Arzt half mir abzudosieren. Ein Arzt, irgendeiner, nicht etwas Marcs Vater, der mich nie wieder sehen wollte, weil er glaubte, ich hätte Marc auf Heroin gebracht.
Als ich endlich ohne Pillen schlafen konnte, lernte ich sie kennen. Wir landeten gleich in der ersten Nach gleich bei mir, aber ich sah es schöner fände ich es hier konkreter, wäre spannender: aber die Schrift sah ich erst, als wir aufwachten. die Wörter sah ich erst, als wir aufwachten. Sie wachte stand auf. Alexandra. Genau so. Darauf bestand sie. Nicht Alex oder Lexa, nicht Andra oder Alexa, nicht Lexa oder Andra. Sie stand auf an diesem ersten Morgen auf und ging ins Bad, und ich sah den tätowierten Schriftzug auf ihrem Rücken, ein geschwungener Bogen in Schreibschrift von ihrem linken Schulterblatt zum rechten : Alles wird gut.
Ich machte eine Faust. Raus von zu Hause, Freiheiten ausgelebt, Benzosucht zugelegt und wieder gekickt. Erstes Ausbildungsjahr rum. Es sah alles so gut aus. Auf den die Rückseiten ihrer Beine hatte sie die Naht einer altmodischen Nylonstrumpfhose tätowiert.
Die Welt sah aus wirkte, als würde sie ein Schmetterling im Flug träumen. vielleicht auch: wie von einem Schmetterling im Flug geträumt Nach drei Wochen sagte Alexandra schon, dass sie bei mir bleiben würde. Das hat dir auch schon mal jemand gesagt und du hast es geglaubt. Du hast auch schon geglaubt, dass die Zukunft gut wird, dass du nun das Steuer in der Hand hast hältst und nicht ohne Geld in einem Taxi sitzt, dessen Fahrer deine Sprache nicht versteht.
Und Alexandra ist ja auch geblieben. Aber sie hat schon bald das Sperma eines anderes anderen mitgebracht. In meine Wohnung. Ich habe es bemerkt, als ich ihr beim Küssen in den Slip fasste. Es war, als würde ich wieder mitten in Deutschland auf einem dem Rastplatz stehen. Wieso ist sie nicht vorher nach Hause gegangen und hat geduscht?
Alles wird gut, habe ich gelesen, gewünscht, gedacht, gehofft, als Alexandra später tränenverschmiert besser: mit tränenverschmiertem Gesicht (es ist ja nicht die ganze Alexandra tränenverschmiert – hoffentlich) auf dem Bett kniete und ich hinter ihr stand. Alles wird gut.
Als sie heraus gefunden hat fand, dass auch ich sie betrogen habe, danach, habe ich wieder gelesen, gewünscht, gedacht, gehofft, geweint.
Manchmal mache ich betrunken Sachen, für die ich mich hinterher schäme. So wie du auch. Und dann trinke ich noch mehr, um die Scham zu vergessen. Es hätte nicht ihre Freundin sein müssen.
Drei Monate später sind wir zusammen gezogen. Morgens gemeinsam aus dem Haus, sie in die Drogerie, ich in den Betrieb und jeden Abend gemeinsam essen und dann gemütlich einen rauchen. Wir waren zusammen. Es war immer jemand da. Das kannten wir beide nicht. korrekter wäre: Das hatten wir beide noch nicht gekannt. (jetzt kennen sies ja) war für uns beide neu.
Wie oft habe ich später noch die Worte auf ihrem Rücken gelesen. Es war nicht einfach nur eine Tätowierung, die ich mit der Zeit nicht mehr wahr genommen habe, sondern. Es waren Worte, die ich immer innerlich immer wiederholte habe. Die untere linke Ecke vom A war nicht ganz sauber gestochen und sie hat sich immer wieder vorgenommen, sie mal nachstechen zu lassen, aber mir gefiel es so. würde ich streichen – er sagt ja, er hat sie nicht mehr wahrgenommen Alles wird gut. Als sie damit gedroht haben, mich aus der Ausbildung zu schmeißen einfacher wäre: Als mein Chef mir gedroht hat, mich rauszuschmeißen, weil ich eine Woche unentschuldigt gefehlt habe. Marc war aus dem Internet abgehauen, sein e Vater und die Bullen waren bei uns gewesen, um nach ihm zu suchen. Eine Woche war ich fast Tag und Nacht mit Marc zusammen, wie früher zu Schulzeiten. Der einzige Freund, den ich hatte. Was war das auch für eine Welt, in der Arbeit wichtiger war als Freundschaft?
Alles wird gut. Als Marc ein halbes Jahr später tot war. Man kann niemandem
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