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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Beine und verspürte trotzdem eine leise Empörung über seine eigene Ungeschicklichkeit. Ein Sprung wie dieser hätte ihm keine Schwierigkeiten bereiten dürfen. Wahrscheinlich lag es an seiner Erschöpfung und der Kälte, die seinen Muskeln den Großteil ihrer Geschmeidigkeit genommen hatte.
    All das hinderte ihn nicht daran, seinen Weg mit schnellen Schritten fortzusetzen.
    Wieder hörte er etwas, keinen Schrei diesmal, sondern einenanderen, viel unangenehmeren Laut. Als er den Waldrand auf der anderen Seite erreichte, wurde es schlimmer. Der Eindruck, den er von der Höhe der Felsen aus gehabt hatte, war richtig gewesen: So dürr und blattlos dieser Wald auch war, hatte er dem Sturm doch genug Widerstand entgegengesetzt, um den Schnee zu einer mehr als mannshohen Düne aufzutürmen, die zu überwinden sich als unerwartet schwierig erwies. Der Schnee war viel kälter als vermutet und so locker, dass er bis über die Hüften darin verschwand. Und als es ihm endlich gelang, das Hindernis irgendwie zu übersteigen, stolperte er über eine Leiche und fiel der Länge nach in den Schnee.
    Wütend auf sich selbst, richtete er sich auf, spuckte einen Mundvoll Schnee aus und sah sich nach dem um, was ihn zu Fall gebracht hatte. Es war der Körper einer Frau von vielleicht vierzig Jahren. In zerfetzte und mit gefrorenem Blut besudelte Kleidung gehüllt, war sie ausgemergelt, hatte langes, ungepflegtes Haar und vernarbte Hände, die von vielen Jahren harter Arbeit kündeten, und war über und über mit schrecklichen Wunden bedeckt, von denen er nicht genau sagen konnte, was sie verursacht hatte. Manche sahen aus wie tiefe Messerstiche, an anderen Stellen wiederum schienen faustgroße Fleischstücke einfach aus ihrem Körper herausgerissen worden zu sein.
    Sie war noch nicht lange tot. Ihre Haut dampfte noch in der Kälte, und die tiefsten ihrer grässlichen Wunden bluteten noch, auch wenn das blasse Rot in der grausamen Kälte fast augenblicklich zu Eis erstarrte. Er fragte sich, welche Kreatur wohl in der Lage sein mochte, einen Menschen so zuzurichten.
    Mühsam stemmte er sich hoch, entfernte sich um einen einzigen stolpernden Schritt von dem zerfetzten Leichnam und machte dann noch einmal kehrt, um sich zu der Toten hinabzubeugen und ihr das Messer aus dem Gürtel zu ziehen. Eine erbärmliche Waffe, nicht einmal so lang wie seine Hand, aber besser als gar nichts. Erst danach setzte er seinen Weg fort.
    Er musste nur noch wenige Schritte tun, bis er endlich die Quelle der Schreie entdeckte, auch wenn diese mittlerweile endgültig verstummt waren. Nur einen Steinwurf entfernt lagein auf die Seite gestürzter Wagen im Schnee. Bis zu diesem Punkt, an dem sich das Schicksal seiner Insassen erfüllt hatte, war er von zwei kräftigen Ochsen gezogen worden, von denen einer noch mit gebrochenem Genick an der verdrehten Deichsel hing. Rings um den Kadaver hatte sich der Schnee rot gefärbt. Von dem zweiten Tier fehlte jede Spur.
    Der Wagen selbst war vollkommen zerstört, so sehr, dass es ihm schwerfiel, zu glauben, dass diese Verwüstung allein auf den Sturm zurückzuführen war, obgleich er dessen Gewalt ja gerade am eigenen Leib gespürt hatte. Beide Räder auf der nach oben liegenden Seite waren zersplittert, die ehemals stabile Plane hoffnungslos zerfetzt. Was immer der Wagen einst transportiert hatte, war im weitem Umkreis im Schnee verstreut; Werkzeuge, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs und sogar kleinere Möbelstücke. Beiläufig registrierte er, dass derjenige, der mit diesem Wagen unterwegs gewesen war, anscheinend seinen ganzen Besitz mitgenommen hatte und offensichtlich Handwerker war. Er entdeckte zahlreiche Werkzeuge, die im Schnee lagen: Zangen, Hämmer und Eisenstangen mit sonderbar gebogenen Enden, und unmittelbar hinter dem zertrümmerten Wagen lag sogar ein kleiner Amboss, der einen gewaltigen Krater in den Schnee gestanzt hatte.
    Erst nach einem Moment ging ihm die wahre Bedeutung dieser Beobachtung auf. Weder der Amboss noch der Großteil des Werkzeugs waren von Schnee bedeckt, was nichts anderes bedeutete, als dass der Wagen umgestürzt war, nachdem der Sturm bereits zu Ende gewesen war. Was wiederum bedeutete, dass nicht der Sturm den Wagen umgeworfen hatte.
    Warum überraschte ihn das eigentlich? Auch die Tote, die er gefunden hatte, war kein Opfer des Unwetters geworden, sondern –
    Ein plötzliches Gefühl von Gefahr ließ ihn herumfahren und sich in derselben Bewegung zur Seite werfen und das
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