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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
Autoren: Tino Hemmann
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in das Haftkrankenhaus ganz in der Nähe gebracht.
    „Papa auch?“, flüsterte der Junge, noch immer in Englers Armen.
    „Ja. Dein Papa auch. Er ist wieder bei euch. Und er freut sich ganz besonders auf dich.“
    Erik lächelte für einen Moment. Engler sollte den Jungen auf die Bahre legen, doch der ließ seine Hand nicht los.
    „Kommst du mit? Bleibst du bei mir? Wie heißt du?“
    „Ich bin Toni. Wir sehen uns bestimmt noch oft. Klar doch, ich begleite dich in die Klinik.“ Engler lief nebenher und stieg mit in den Krankenwagen. Der Junge ließ die Hand erst in der Kinderklinik los.

    Erik Schwarz verbrachte zwei Nächte in der Klinik. Ständig war jemand aus seiner Familie in der Nähe. Am Samstagmorgen wurde er von den Eltern nach Hause gebracht.
    Der Junge blieb noch Jahre in psychologischer Behandlung. Die Ärzte vermuteten richtig, dass Erik Schwarz die Erinnerungen an die Entführung und Misshandlung, ein Leben lang begleiten würden.

Sonntag, 14 Uhr.
    Sie Sonne lacht über der mitteldeutschen Stadt Leipzig, deren Gazetten sich auf den Lokalseiten nur kurze Zeit mit der Rettung der vier Eriks beschäftigen, um sich dann neuen Schandtaten von Verbrechern, Korruption und Politikern zu widmen.

    Während Jutta Krahmann die letzten Kartons ihres neuen Mitbewohners auspackt, klingeln die ersten Gäste an der Tür.
    Kriminaloberkommissar Hinrich hat die Feier organisiert. Am Abend sind mehr als vierzig Gäste anwesend, unter ihnen auch der Oberbürgermeister der Stadt, verschiedene Medienvertreter, die vier Eriks mit ihren Eltern und natürlich Florian Krahmann, der stolz den neuen Papa präsentiert, der seinen Freund Erik Schwarz weinend umarmt, als sie sich endlich wiedersehen.
    Dabei ist keine Woche vergangen, dass Jutta Krahmann den Berg von Krepp-, Bonbonpapier und zerfetzten Girlanden- und Luftballonstücken in den Müll gebracht hatte.
    Natürlich ist Hanni Polterer anwesend, die den letzen Abend in der Stadt verbringen wird. Und der Polizeipräsident, der sich mehrmals bei seinen Kollegen für die gute Arbeit bedankt und sich angeregt mit Frau Hinrich unterhält.
    Im Laufe des Abends nimmt Hinrich den Oberbürgermeister der Stadt, Herrn Hohenteich, zur Seite, der auswärts von den Geschehnissen erfuhr. „Herr Bürgermeister ...“
    „Herr Kommissar?“
    „So ein bisschen sehe ich Ihnen an, dass ich was gut bei Ihnen hab. Sie wagen sich nur nicht, es offen zu sagen. Oder?“
    Der OBM lächelt. „Leider steckt man in den Menschen nicht drin, die über ihre Parteien in Ämter der Stadt gelangen ... Ich werde in nächster Zeit viel Geduld aufbringen müssen, um das Image unserer politischen Führung wieder aufzupolieren. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich das tun muss ... – Was brauchen Sie?“
    „Ich? Ich brauche nichts. Ich bin wunschlos glücklich. Wir sind wieder mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Mein Assistent hat endlich eingesehen, dass es im Leben noch andere Dinge als Job und Karriere gibt, ich habe geholfen, dass diese vier Kinder, die schreckliche Dinge durchgemacht haben, wieder bei ihren Familien sind, ich habe einen Verbrecher aus den Angeln gehoben, der sich letztendlich selbst verstümmelt hat. – Aber ... Es gibt da jemanden, der noch viel schlimmere Dinge erlebte, der wahrscheinlich sein gesamtes Vertrauen in unsere komplizierte Gesellschaft verloren hat, der sich ebenfalls in städtischen Diensten befand. Dieser Junge liebt das Leben, die Familie, das Recht mehr, als es manch anderer tut, der dies behauptet. Und das, obwohl ihn die eigenen Eltern verbannt haben, nur weil er sich outete. Er ist schwul. Na und? – Genau genommen hat der die Jungen gerettet, und dafür sein Leben aufs Spiel gesetzt. Obwohl er es nicht musste. Wir haben seinen Namen herausgehalten, aus allen Presseberichten, um sein weiteres Leben zu schützen. Dieser junge Mann hat einen großen Wunsch. Er war eine Zeitlang im Stadtgeschichtlichen Museum als Praktikant tätig, das ist noch nicht so lange her. Die Leute dort mögen ihn und schätzen seine Leistung. Er möchte gern dahin zurück, weil er dort geachtet wurde. Sein Name ist Emanuel Müller.“
    OBM Hohenteich zieht einen Planer aus der Jackettasche und schreibt etwas auf. „Seine Akte ist bei uns im Rathaus?“
    Hinrich nickt.
    „Ich gebe mir Mühe, Herr Kommissar. Und Sie halten mir dafür meine Stadt sauber ...“
    „Ich will doch die Stadtreinigung nicht arbeitslos machen ...“ Hinrich klopft dem OBM lächelnd auf die Schulter.
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