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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Autoren: Tommy Heuss
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mehr zu ignorieren ist, sagt Mronz die Teilnahme am nächsten Trip nach Südafrika ab. Plötzlich hat der Mann andere Termine. In der FDP gibt man sich angesichts der massiven Kritik beleidigt und angriffslustig. FDP-Generalsekretär Lindner findet es völlig normal, dass jeder Politiker ein persönliches Beziehungsnetzwerk hat. Durch die Kritik an Westerwelle sieht er gar die Demokratie in Gefahr und befürchtet eine Vergiftung des politischen Klimas. Westerwelle selbst behauptet, Dienstliches und Privates streng zu trennen, und beschwert sich, dass auf seine Familie keine Rücksicht genommen werde. Zudem versucht er, die Kritik an seinem Verhalten auf vermeintliche Vorurteile gegen seine Homosexualität abzuwälzen. Flugbegleiterin Silvana Koch-Mehrin setzt noch einen drauf. »Anstatt zu begrüßen, dass Bundesaußenminister Guido Westerwelle seinen Lebensgefährten mitnimmt und so ein grandioses Zeichen für ein aufgeklärtes Europa setzt«, würden die Kritiker »niederste Vorurteile gegen Schwule« bedienen. Nur schade, dass Westerwelle genau dort, wo Aufklärung nötig gewesen wäre, auf seinen Begleiter verzichtet. In Saudi-Arabien, wo man Homosexualität mit Schlägen, Gefängnis oder sogar dem Tode bestraft, ist Micky nicht mit von der Partie.
    DJ Ötzi, Mützenmann des Jahres 1999, St. Johann »Am Ofang hobbi Gido firan iberheblichen Orsch ’gholten. Abba dann hamma uns z’samm supper über die orbeitslosen Dackel verlacht, die ihre ledsden Groschen fir mei CDs ausgem. I winschem Gido ein supper Erfolg, und dass eines Tages amal ein Stern seinen Namen trägt.«
    Während also eine Reihe alter Freunde mit Guido an Bord der Regierungsmaschine um die Welt jetten, verfasst dieser für die Zuhausegebliebenen einen Kommentar in der Welt , in dem er erklärt, wie es im Leben zugeht.
    »Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein«, so die Analyse des Latein-Abiturienten. »Anstrengungslosen Wohlstand« hatte aber gar niemand irgendjemandem versprochen. Und mit der »spätrömischen Dekadenz« muss Guido ebenfalls einem Missverständnis aufgesessen sein. Ein Blick ins Wörterbuch hätte geholfen. »Kultureller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen« ist dort verzeichnet.
    Vom alten Rom erzählt man sich ja die wildesten Gerüchte. In Eselsmilch sollen die Gattinnen wohlhabender Senatoren gebadet haben und mit teuren Geschmeiden wurden nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Haustiere behängt. Abertausende von Sklaven wurden für niederste Arbeiten ausgebeutet. Die Herren der nutzlosen Oberschicht aus Staatsbeamten und regierendem Geldadel stellten ihren Wohlstand mit pompösen Wandmalereien zur Schau, ließen Pferde auf Theaterbühnen auftreten und umgaben sich mit Lustknaben. Ob dem guten Guido die Fanfaren seiner eigenen Fantasie das Bild von der Dekadenz ins Hirn geblasen haben? Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation des Jahres 2010 muss der nutzlose Pöbel von Hartz-IV-Empfängern mit 35 9 Euro-Sesterzen im Monat auskommen. Dafür könnte sich Vizekonsul Guido der Erste gerade mal zwei Flaschen Bordeaux im Berliner Lucullus-Tempel »Borchardt« bestellen.
    Wo Guido nun so richtig in Fahrt ist, gräbt er sich gleich noch einmal ein paar Jahrhunderte weiter in der Geschichte zurück und fordert ganz im spartanischen Sinne, gerade die Jugend müsse doch lernen, »dass Leistung keine Körperverletzung ist«. Im Bildungssystem werde Leistung gering geschätzt. Das mag immerhin erklären, wie der Mann das Abitur bekommen konnte. Und weiter geht’s. »Zu lange haben wir in Deutschland die Verteilung optimiert und darüber vergessen, wo Wohlstand herkommt«, erklärt Guido. Nachdem es für ihn selbst gereicht hat und seine materielle Situation optimiert ist, muss von nun an anders verteilt werden. Und genau in diesem »Umsteuern« sieht Guido von Gottes Gnaden dann auch den »Kern der geistig-politischen Wende«, die er für nötig hält.
    Beim politischen Aschermittwoch in Straubing findet Guido wenige Tage später die große Bühne, um sich und die komplette Widerwärtigkeit seines gesammelten Egoistenpopulismus nochmals vor vertrautem Publikum aufzuführen. Den zahlreich versammelten Wohlstandswänsten, Botox-Biestern und jugendlichen Unternehmensberatern im Publikum erklärt er gleich zu Beginn, dass in Deutschland »Politik nicht in Kommentarspalten« gemacht werde. Er meint damit allerdings nicht
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