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Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie

Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie

Titel: Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
Autoren: Mary Scott
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überfüllt, aber er entdeckte zu seinem Kummer, daß in dem Wagen vorwiegend Männer saßen. Ehrbare Männer mittleren Alters, gewiß, aber Jonathan befand sich genau in der Stimmung, sogar die älteren hassenswert zu finden. Und als ein junger Mann aufsprang und sich erbot, ihm mit den Koffern zu helfen, wurde Jonathan richtig wütend. Seine Ablehnung war barsch genug, wurde aber unglücklicherweise von Freddies liebenswürdigem Lächeln und einem fröhlichen »Tausend Dank!« abgeschwächt. Er hätte ihr allzu gerne gesagt, daß es unklug war, sich mit Fremden auf einer Nachtfahrt in ein Gespräch einzulassen, begnügte sich aber statt dessen mit der ziemlich lauten Ermahnung: »Paß auf deinen Ring auf. Laß ihn ja nicht auf dem Waschbecken liegen, wie im Krankenhaus«, und beobachtete erfreut, wie die Augen des jungen Mannes den Diamantverlobungsring, auf den Freddie so stolz war, bemerkten und darauf verweilten.
    »Natürlich nicht«, sagte sie sehr sanft, »ich weiß doch, wie unachtsam ich bin, deshalb habe ich mich ja auch entschlossen, daß ich ihn am besten überhaupt nicht während meines Wegseins trage. Ich werde ihn mir um den Hals hängen. Schau, ich hab’ mir extra dafür diese kleine Kette hier gekauft.«
    Eine außerordentlich vernünftige Vorsichtsmaßnahme, die sich Jonathan am allerletzten gewünscht hätte.
    Wieder einmal warf er sich vor, daß er sich wie ein eifersüchtiger Halbwüchsiger benahm. Wie konnte er sich nur einen Augenblick Gedanken machen, wenn er in Freddies Augen sah und sie sagen hörte: »Ach Gott, ist es nicht furchtbar?« Und doch, als sie zusammen auf der Plattform standen und das Klingelzeichen jeden Augenblick zu erwarten stand, benutzte er allen Ernstes die letzte Minute dazu, mit einem Anflug von Leichtfertigkeit an sie die Frage zu richten: »Ich hoffe, du fühlst dich nicht zu einsam. Dieser Bursche von Verwalter, nun — hat er eigentlich eine Frau?« Und gleichzeitig schämte er sich darüber.
    »Nein, Angela sagt, sie wär’ gestorben, und er klang auch gar nicht verheiratet.«
    »Klang nicht verheiratet?« fragte Jonathan ziemlich scharf. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich meine«, erklärte Freddie ganz logisch, »daß seine Frau, wenn er eine hätte, doch bei Vater gewesen wäre, nicht? An Stelle dieser andern Frau, deren Mann scheint’s einen Traktor fährt... Ach, Jonathan, der Zug fährt ab.«
    Jonathan sprang rasch ab, aber nicht die Tatsache, daß er sich den Knöchel leicht verknackste, ließ ihn wie wild fluchen. Zum Glück tat er es so leise, daß Freddie ihn nicht hören konnte.

3

    Man konnte unmöglich von ihr verlangen, dachte Freddie, daß sie schon um sieben Uhr schlafen ging; deshalb begann sie sich bald schon nach Gesellschaft zu sehnen, obgleich ihr Der Muskatnußbaum , ein Taschenbuch, das Jonathan ihr geschenkt hatte, großen Spaß machte. In ihrem Wagen saßen nur ein Dutzend Leute, und es dauerte gar nicht lange, da fanden sich schon drei oder vier der Nächstsitzenden zu einer redelustigen kleinen Gruppe zusammen.
    Natürlich befand sich außer zwei älteren Herren auch der junge Mann mit den hilfreichen Absichten darunter, den Jonathan hatte abblitzen lassen. Anscheinend aber war er nicht nachtragend. »Gerade vier für eine Partie Bridge«, bestimmte einer von den dreien; Freddie jedoch sagte hastig: »Ach, wollen wir uns doch lieber etwas unterhalten. Ich stelle mich beim Kartenspielen immer so dumm an, und meine Partner werden dann ganz böse.«
    Das entlockte einem der beiden Älteren, einem Mann mit der wohlwollenden Miene eines Bischofs auf Urlaub, aber mit elastischeren Grundsätzen in puncto Benimm, ein höfliches Kompliment. Er versteckte eiligst Lolita hinter seinem Sitz und schien sehr interessiert, als er erfuhr, daß Freddie eine vollausgebildete Krankenpflegerin war. Von da war es nur noch ein Schritt zu einem Bericht über ihren Auftrag — »aus Barmherzigkeit«, wie der andere ältere Mann galant feststellte — und zu einer langatmigen Geschichte über den einzigen Enkel des alten Herrn und sein außerordentlich altkluges Betragen. Alles in allem wurde dem jungen Mann nicht gestattet, »mitzumischen«, wie er sich grollend ausdrückte, aber den anderen verflog die Zeit auf höchst angenehme Weise.
    Sie wiesen Freddie darauf hin, daß der D-Zug nur ein paar Minuten an ihrer Station halten würde; eine Tatsache, die sie sehr beunruhigte. »Was, wenn ich nicht aufwache? Bestimmt schlafe ich ganz fest, wenn wir
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