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Frauenversteher

Frauenversteher

Titel: Frauenversteher
Autoren: Carsten Hoefer
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haben, anfangs mit Erstaunen, gesehen, wie sehr Männer unter der harten Schale leiden können, und wissen das Leid mitunter ein wenig abzuschwächen. Diese Frauen beenden eine Beziehung mit einer gewissen Souveränität, die auf Erfahrung beruht. Sie sind mit ihren »Verflossenen« im Reinen und haben sich nichts vorzuwerfen. Es ging einfach nicht mehr, und der Mann hat immerhin überlebt. Sie haben Charakter in der Trennung bewiesen, und das ist durchaus positiv gemeint. Diese Frauen nicken schmunzelnd, wenn Rosa Luxemburgs Zitat auftaucht.
    Diejenigen Frauen, die weniger als zwei Sekunden brauchen, um zu entgegnen: »Das Zitat gilt genauso für die Männer!«, wurden meiner Erfahrung nach schon des Öfteren von Männern verlassen. Sie mussten den passiven Part bei einer Trennung übernehmen, mit ihnen wurde »Schluss gemacht«. Dementsprechend haben sie eine ähnliche Sicht auf die Dinge wie die verlassenen Männer, nur eben von der weiblichen Seite aus.

Charles Bukowski und der Feminismus
    Das zweite Zitat, welches ich Ihnen vorstellen möchte, stammt von Charles Bukowski. Der große amerikanische Lebemann war sicher ein ungewöhnlicher Literat, der ganz eigene Erfahrungen mit den Frauen in seinem Dunstkreis gemacht hat. Über Bukowski sagt man, dass er zwar nicht unbedingt der
meistverkaufte Buchautor seiner Zeit gewesen sei, sicher aber der meistgeklaute in den USA. Wenn Sie schon einmal etwas von Charles Bukowski gelesen haben und sich die für die USA nicht ganz untypische Prüderie (nicht nur) zu Bukowskis Publikationszeiten in den Sechziger- bis Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts vor Augen halten, dann werden Sie nachvollziehen können, wie er zu diesem Prädikat gekommen ist. Charles Bukowski wird gerne mit den Worten zitiert: »Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren.«
    Auf dieses Zitat freue ich mich immer ganz besonders bei meinen Liveauftritten, denn darauf reagieren die Zuschauerinnen und Zuschauer jedes Mal. Es ist nicht immer ganz leicht, dem Publikum meinungsstarke Reaktionen zu entlocken, aber mit Bukowski klappt das auf jeden Fall.
    Einerseits gibt es die Männer im Saal, die lachen, glucksen und sich auf die Schenkel schlagen. Diese Männer sind definitiv ohne Partnerin in meinem Programm, und sie sind räumlich von anderen, sie vor Frauen absichernden Männern gleicher Gesinnung umgeben. Sie freuen sich darüber, dass es bei einem Abend mit dem Titel FRAUENVERSTEHER nicht »weicheierisch« zur Sache geht, sondern die Dinge auch mal beim Namen genannt werden.
    Andererseits gibt es Männer, die kurz auflachen, einen weiblichen Ellenbogen in die Rippen gestoßen bekommen und abrupt verstummen. Solche Männer sind meist mit ihrer Partnerin im Saal und wurden nicht selten zunächst ohne ihre eigene Initiative mitgeschleppt. Diese Männer sind in meinen Programmen sehr häufig anzutreffen. Ohne ihre Partnerinnen wären sie kaum auf die Idee gekommen, an diesem Abend in ein Theater zu gehen, um sich einen Frauenversteher anzusehen, eigentlich wären sie lieber vor dem Fernseher geblieben oder hätten sich mit »den Jungs« auf ein Bier getroffen.
    Dieser Typ Mann ist die moderne Form des Homo domesticus, des durch die Partnerschaft mit einer modernen Frau domestizierten Mannes. Er ist flexibel, anpassungsfähig, weiß
um die Probleme von heterosexuellen Partnerschaften und ist darüber hinaus bereit, weiter dazuzulernen. Tief vergraben aber, noch weit hinter dem Hypothalamus, schlummert bei diesem Mann der archaische Urtyp, der selbstverliebte Machismo, der gern mehr Raum für sich hätte. Genau dieser Bereich wird von Bukowskis Zitat angesprochen und hervorgekitzelt. Aber ähnlich wie bei Peter und Claudia realisieren diese Männer noch im Lachen selbst, dass sie soeben eine Grenze überschritten haben. Die Partnerschaft, in der sie leben, hat klare Regeln und fest definierte Grenzen. Solche Partnerschaften existieren bereits seit längerer Zeit, beide kennen sich gut und wissen um den einen oder anderen Fehler des anderen. Der Ellenbogen der Partnerin ist nicht mehr als die physische Bestätigung seiner eigenen Einsicht, hier einen Schritt zu weit gekichert zu haben.
    Aber wie reagieren Frauen auf dieses Zitat von Bukowski? Auch hier lassen sich im Wesentlichen zwei große Gruppen unterscheiden. Auf der einen Seite sehe ich Frauen, die empört ihrer Missbilligung über das lästerliche Zitat Ausdruck verleihen, indem sie buhen, ihre Männer mahnend
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