Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Frau Prinz pfeift nicht mehr

Titel: Frau Prinz pfeift nicht mehr
Autoren: A Scheib
Vom Netzwerk:
sie es abgestritten. Die lügt wie gedruckt   ... «
    Mit einem weiteren Blick auf die Tote verbesserte sich die Frau rasch. »Ich meine, sie log wie gedruckt. Wir haben das Beet
     neu gestalten lassen, darüber hat sie ständig hergezogen, dauernd brach sie Sträucher und Büsche heraus. Das wollte sie offensichtlich
     heute auch wieder machen.«
    Konstantin Kemper schaute die Frau eindringlich an. Er sprach leise zu ihr, fast sanft, doch man hörte die Drohung in seiner
     Stimme.
    »Mag ja alles sein, aber ich würde das nicht unbedingt überall herumerzählen, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Die Frau hat
     einen verdammt dicken Stein an den Schädel gekriegt und noch zwei Dachpfannen. Richtig schöne Beweisstücke mit den Kopfhaaren
     dran. Und Sie sind die einzige, die in der Nähe war. Außer Ihnen ist nämlich niemand von der Nachbarschaft daheim.«
    Die Frau zog hörbar die Luft ein und pustete sie wieder von sich, was sehr kindlich wirkte, doch Kemper schien entschlossen |19| , sich von diesem seltsamen Wesen nicht verwirren zu lassen. Die Frau ging wieder die Treppe hinauf zu ihrem Haus. Flüchtig
     schaute sie zu den Leuten am Zaun, und dann sagte sie ironisch zu Kemper: »Ich hoffe, daß ich es nicht gewesen bin, aber ich
     war den ganzen Vormittag oben, wissen Sie. An meinem Telefon. An meinem Schreibtisch. Ich habe keine Ahnung, wie die Steine
     auf Frau Prinz gefallen sind.«
    Kemper sah seinen jungen Kollegen Strobl an, der hinzugekommen war und die Worte der Frau noch mitbekommen hatte. Strobl schaute
     zu Kemper, deutete mit dem Kinn auf die Frau.
    »Was hat sie gesagt?«
    Kemper sah genervt nach oben, und Strobl betrachtete die Frau genauer, die ihn aus zusammengekniffenen Augen ebenfalls musterte.
    Strobl sagte: »Ich würde an Ihrer Stelle nicht so hochnäsig sein. Auf Sie kommt ein Haufen Ärger zu, junge Frau.«
    »Bestimmt nicht mehr, als ich mit der da hatte.« Die Frau machte eine knappe Bewegung zu der Leiche, sah dann aber |20| provozierend auf Strobl. »Ich weiß, ich sollte jetzt entsetzt sein, aber ich muß noch üben.«
    »Laß uns gehen«, sagte Kemper, »hier kommen wir nicht weiter. Aber Sie halten sich zur Verfügung. Klar?«
     
    Die Frau schloß wortlos die Tür hinter den beiden Kommissaren. Sie gingen die paar Stufen zum Vorgarten hinunter, als ein
     Taxi vor der 77 hielt, eine stämmige ältere Frau sprang heraus, Kemper und Strobl schauten verblüfft von ihr zu der Toten.
     Dieselbe Körpergröße, der breite Busen, die kräftige Statur – das war ja Frau Prinz noch einmal. Sie trug einen Trachtenhut,
     hatte ihn wohl in der Aufregung etwas schräg aufgesetzt, so daß ihr rechtes Ohr abgeknickt unter dem Hut vorlugte. Sie schaute
     gebannt zu, wie die Leute von der Spurensicherung zusammenpackten, schluchzte auf, als die beträchtlichen sterblichen Reste
     der Frau Prinz in den Blechsarg gelegt und in den Leichenwagen geschoben wurden.
    Frau Tinius korrigierte diese Gemütsaufwallung |21| sofort: »Nun haben Sie sich mal nicht so. Sie haben sich doch ständig angekeift. Gestern habich noch gehört, wie Sie zu Ihrer
     Schwester gesagt haben, daß sie eine alte neurotische Zicke sei.«
    Die Schwester der Toten reagierte nicht, sie stürzte auf Kemper und Strobl zu, faßte Kemper am Arm und schrie, daß die Moldens
     das gewesen seien. »Dafür kommen nur die Moldens in Frage, die haben meine Schwester auf dem Gewissen. Besonders sie, die
     Molden, das ist ein freches Luder, kein Wunder, daß die Kinder so mißraten sind, die Molden hat meine Schwester gehaßt, sage
     ich Ihnen, und was die ihr immer an den Kopf geworfen hat, richtig ordinär   ... «
    Kemper sah Strobl an, dann schaute er wieder fasziniert auf das abgeknickte Ohr unter dem Trachtenhut. Obwohl er es sich verbieten
     wollte, mußte er immerzu hinsehen, er konnte sich nur schwer ablenken und sich auf die Frau konzentrieren, die ihn erwartungsvoll
     ansah. »Jetzt beruhigen Sie sich, Frau   ... «
    »Schwinghammer, Ellen Schwinghammer |22| , mein Gott, diese Molden, ich habes ja immer gesagt!«
    »Frau Schwinghammer. Sie müssen sich jetzt beruhigen. Wir werden schon herausbringen, wer das getan hat. Wir werden Sie sehr
     bald aufsuchen   ... «
     
    »Hast du das Ohr von der gesehen«, fragte Strobl, und Kemper mußte sich das Grinsen verbeißen.
    »Um die Molden müssen wir uns kümmern«, sagte Kemper zu Strobl, als sie zum Wagen gingen.
    Frau Tinius schoß auf ihn zu. »Jaja, die Molden, die ist schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher