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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)
Autoren: Andreas Englisch
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Jesus von Nazareth missachtet und mit Füßen getreten, dass die Welt sich daran gewöhnt hatte. Die Katholiken und auch die Nichtkatholiken hatten sich längst daran gewöhnt, dass es zwei Seiten der Kirche gab: die des Zimmermannssohnes aus Nazareth, der sich weigerte, selbst auch nur Sandalen zu tragen, und sein Essen erbettelte, und die der Päpste, die sich sogar eine eigene Bank zugelegt hatten, die noch im 21. Jahrhundert illegale Geldgeschäfte betrieb, und die sich in Limousinen chauffieren ließen, die weit über 100000 Euro kosteten. Die Welt hatte sich so daran gewöhnt, dass es diesen Widerspruch gab. Niemand hatte sich die Sensation ausmalen können, dass eines Tages ein Mann kommen könnte, der es ernst meinte. Der sagen würde: Wenn wir predigen: »Selig sind die Barmherzigen«, dann müssen wir auch barmherzig sein. Und wenn wir predigen: »Selig sind die, die Frieden stiften«, dann müssen wir auch Frieden stiften. Und wenn wir predigen: »Selig sind die, die nach Gerechtigkeit dürsten«, dann müssen wir auch gerecht sein.
    Ein neues Zeitalter ist angebrochen im Vatikan, ein radikaler Schnitt ist vollzogen. Der erste Papst, der nicht aus Europa, sondern vom amerikanischen Kontinent kommt, der erste Papst, der aus dem Orden der Jesuiten stammt, der erste Papst, der auf alle Zeichen der Macht verzichtet. Noch 1978 hatte sich Johannes Paul I. auf der Sedia Gestatoria, dem Thron der Päpste, durch den Petersdom tragen lassen. Benedikt XVI. hatte noch die alten Zeichen der Macht, den Hermelinmantel und die mit Hermelin besetzte Camauro-Mütze, benutzt. Papst Franziskus hat das alles abgelehnt. Als erster Papst der Geschichte ist er nach seiner Wahl in das Priesterheim an der Via della Scrofa gefahren, um dort seine Rechnung zu bezahlen und seinen Koffer zu holen.
    Dieser Ostersonntag war ein historischer Tag für Rom und den Vatikan. Die Epoche der mit Prunk protzenden Päpste und vor allem die Epoche der Päpste, die sich nicht um die Botschaft des Jesus von Nazareth scherten, ist zunächst einmal vorbei. In seiner Osterbotschaft erklärte der Papst, wohin die Kirche gehöre: »Welch eine große Freude für mich, euch diese Botschaft zu verkünden: Christus ist auferstanden. Ich möchte, dass sie in jedes Haus, in jede Familie gelange und besonders dorthin, wo mehr Leid herrscht, in die Krankenhäuser, in die Gefängnisse.« An die Seite der Gefangenen und Leidenden gehört seine Kirche. Der Gott des Jorge Mario Bergoglio ist einer, der ganz anders ist als der des Joseph Ratzinger: »Gesiegt hat die Liebe, gesiegt hat die Barmherzigkeit. Immer siegt die Barmherzigkeit Gottes.« Der Gott von Papst Franziskus ist vor allem ein barmherziger Gott, nicht nur ein gerechter. Wie hatte es im Gegensatz dazu im Oktober 2005 die Menschen auf dem Petersplatz bei der Seligsprechung des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, erschüttert, als Papst Benedikt XVI . über seinen Gott sprach. Er sagte, dass Graf von Galen »Gott mehr fürchtete als die Menschen«, und deshalb sei er so mutig gegenüber den Nationalsozialisten aufgetreten. Mussten die Menschen so viel Furcht vor einem Gott haben, weil er noch Furchtbareres androhte als die Nationalsozialisten? Der Gott des Jorge Mario Bergoglio war ein ganz anderer Gott, ein Gott der Liebe.
    Bisher schien es unvermeidbar gewesen zu sein, dass ein Papst sich wie ein weltlicher König gebärdete, jetzt aber hat ein Mann aus Argentinien gezeigt, dass es auch ganz anders geht, nämlich so, wie es in der Botschaft Jesu steht. Von jetzt an würde sich jeder Papst an diesem Mann messen lassen müssen, der als erster Heiliger Vater den Namen Franziskus trägt und damit allen bisherigen Amtsinhabern seit dem Hochmittelalter zu sagen scheint: Warum hat denn kein Papst seit dem Tod des Franz von Assisi vor rund 700 Jahren diesen Namen gewählt und das getan, was Jesus wollte: nämlich als einfacher, demütiger Mann zu leben, arm und bescheiden, Frieden zu stiften, wo es ging, und nicht an sich und die eigene Rolle zu denken, sondern daran, wie man den Armen helfen kann?
    Papst Franziskus steht an der Seite der Schwachen und der Armen. Er sucht das Bad in der Menge, er will bei seinen Leuten sein. Als er an diesem Ostersonntag nach der Messe über den Petersplatz durch die Menge gefahren wird, machen wohl einige Topmanager von Daimler in Stuttgart große Augen. Über die Vermittlung des ehemaligen Papstsekretärs Georg Gänswein hatte der Automobilhersteller
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