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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)
Autoren: Andreas Englisch
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zweiten Grund, der noch schwerer wiegt, auch wenn das lächerlich erscheint. Jorge Mario Bergoglio ist die lebende Anklage gegen die Kurie und gegen fast alle Kardinäle und 5000 Bischöfe der Welt. Im Vatikan weiß jeder, was Bergoglio darüber denkt, dass die Kurienkardinäle im Besonderen, aber auch fast alle anderen Kardinäle und Bischöfe sich von Ordensfrauen bedienen lassen, von einer mehr als 10000 Frauen umfassenden Armee von Haushälterinnen, die fast alle Nonnen sind. Papst Benedikt konnte sich über die Dienste von gleich vier Ordensfrauen, die zur Schönstatt-Bewegung gehören, freuen. Bergoglio hat keine einzige Nonne als Haushälterin. Das allein wäre nicht so schlimm, wenn er wenigstens die Klappe halten würde, aber das tut er nicht. Er sagt bei Treffen im Vatikan ganz offen, dass die Ordensfrauen, die in den Küchen der Kardinäle kochen, Wäsche waschen, Betten beziehen, Geschirr abwaschen und Kaffee für den Fahrer des Bischofs aufbrühen, das tun sollten, wofür sie eigentlich Nonnen geworden sind: das Evangelium verkünden, Kinder beschützen, Alten beistehen, Gottes Liebe zeigen. Diese Kritik, so simpel sie auch erscheinen mag, sorgt für blankes Entsetzen im Staat des Papstes. Kein Kardinal braucht echten Ärger zu fürchten, wenn er seine Geldgeschäfte über die wegen mutmaßlicher Geldwäsche in Verruf geratene Vatikanbank IOR abwickelt, aber über die Abschaffung der Gratis-Dienstboten aus den Frauenorden zu räsonnieren ist eine unverzeihliche Todsünde – und Bergoglio begeht sie immer wieder.
    Balestrero lässt keinen Zweifel daran: Bergoglios Kirchenkarriere ist aus und vorbei. Die Kurie steht also kurz davor, Bergoglio endlich loszuwerden – und jetzt das: Im dritten Wahlgang hat er über 50 Stimmen auf sich versammelt. Ausgerechnet der Mann, der schon abgeschoben ist, kann jetzt doch nicht etwa der nächste Papst werden! Lächerlich, wiegelt Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ab. Die Wahl Bergoglios ist ausgeschlossen. Alles hatten Bertone und sein Freund Giuliano Kardinal Amato, Chef der päpstlichen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, in den vergangenen Jahren getan, um Bergoglio zu verhindern. Bertone und Amato lernten sich in der Glaubenskongregation kennen, sie sind beide Salesianerpater. Sie haben mit sanftem Druck auf den Papst ein Kardinalskollegium zusammengestellt, das eine Wahl Bergoglios unmöglich machen soll. Sie haben sehr gut und sehr gründlich gearbeitet. Zumindest glauben sie das. Sind nicht alle erklärten Gegner Bergoglios Kardinal geworden, wie der Kanadier Marc Ouellet, der Chef der Kongregation für die Bischöfe, der angesehene Fachmann der von Joseph Ratzinger gegründeten Zeitschrift Communio ? War es nicht Ouellet, der Bergoglios Ansichten, seine aktive Umsetzung einiger Ideen der Theologie der Befreiung mit aller Macht bekämpft hat? War es nicht ein Hauptanliegen Joseph Ratzingers gewesen, die Protagonisten der Theologie der Befreiung, wie den Franziskaner Leonardo Boff, zu bekämpfen? So hatte im Jahr 1985 Ratzinger den Theologen Boff dazu gezwungen, wegen seines Buches Kirche – Charisma und Macht ein Jahr lang zu schweigen. Was der Kurie Kopfschmerzen bereitet, ist der Umstand, dass Ratzinger zwar die Theologie der Befreiung hart bekämpft, aber ein Bewunderer Bergoglios ist. Er versäumte es nie, über Bergoglio zu sagen, dass er ihn für einen Heiligen hält.
    Aber Joseph Ratzinger ist nicht im Konklave, und da ist nicht nur Ouellet, der helfen kann, ein Bollwerk gegen Bergoglio zu errichten, da sind vor allem die 28 Kardinäle aus Italien. Das war Bertones Meisterstück: Männer, die gemessen an einem Genie wie dem Philosophieprofessor Bergoglio kaum bis drei zählen können, zum Kardinal machen zu lassen. Es sind Bischöfe, die nur deshalb Kardinäle wurden, weil der Vatikan eben in Italien liegt und die Macht der Kurie zahlreiche italienische Kardinäle durchsetzen kann. Es ist in ihrem Interesse, dass kein Papst aus Lateinamerika gewählt wird, sondern ein Mann der Kurie, sodass alles beim Alten bleibt, vor allem die Italiener im Staatssekretariat wollen die Macht behalten. Hilfe gegen die Lateinamerikaner erwarten die Kurienkardinäle auch von dem ergebenen Ratzinger-Anhänger, dem US -Amerikaner William Levada, den Ratzinger als Nachfolger auf dem Chefsessel der Glaubenskongregation wollte. Levada soll die ganze US -amerikanische Gruppe von immerhin elf Kardinälen gegen Bergoglio in Stellung bringen.
    Tarcisio Bertone
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