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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition)
Autoren: Simon Biallowons
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und publiziert wie der »Professoren-Papst« aus Bayern. Sein Pensum war enorm, ein kleines Beispiel: Allein in den fünf Wochen vor seinem Rücktritt hat Benedikt XVI. mehr als 20 Ansprachen (während seines gesamten Pontifikats waren es an die 1500), Predigten und Briefe verfasst, Grußworte bei Audienzen, seine Mittwochskatechesen und das sonntägliche Angelus nicht miteingeschlossen. Dazu kommen über die acht Jahre seine drei Enzykliken, die höchste Form von päpstlichen Lehrschreiben, sowie natürlich Benedikts Bücher. Darunter vor allem seine Jesus-Trilogie, die eine Ausnahme in der Geschichte der katholischen Kirche darstellt. Selten zuvor hat ein Papst in dieser Art über Jesus von Nazaret geschrieben. Es klingt fast absurd, aber publizistisch gesehen schwieg der »Stellvertreter Christi auf Erden« über ebenjenen Christus. Benedikt XVI. hat dieses Schweigen mit seiner Trilogie durchbrochen. Freilich nicht ohne zu betonen, dass er die drei Bände gewissermaßen als Privatperson veröffentlicht habe: »Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens ›nach dem Angesicht des Herrn‹ (vgl. Ps 27,8). Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.« Diese Sätze, abgedruckt im Klappentext, klingen nobel zurückhaltend. Aber natürlich steht außer Frage, dass Benedikt XVI. sehr genau um die Wirkung seiner Veröffentlichung wusste. Denn wenn das Oberhaupt der Kirche, die sich als von Jesus gegründet versteht, fragt: »Wer ist Jesus von Nazaret und was können wir über ihn wissen? Ist er nur ein Mensch? Ist er Gottes Sohn? Was ist die Wahrheit über Jesus?«, und zugleich betont, dass mit der Antwort auf diese Fragen der christliche Glaube stehe und falle, so ist die Bedeutung eines solchen Werkes relativ offenkundig. Der zurückgetretene Papst war sich dessen sehr genau bewusst. Diese Trilogie, die er in seinem Sommerurlaub in Castel Gandolfo und an etwas ruhigeren Diensttagen geschrieben hat, ist eine der Früchte, die er seiner Kirche hinterlassen wollte. Benedikt XVI. hatte bereits an jenem 18. April 2005 gesagt, dass für einen Christen Christus im Zentrum stehen müsse. Das klingt selbstverständlich und fast banal und ist doch so aufsehenerregend. Es ist die Benchmark Benedikts, im wahrsten Sinne des Wortes sein Credo. Diese Christuszentriertheit, für die er manchmal gar mit Luther oder anderen Reformatoren verglichen wurde, hat das Denken Joseph Ratzingers und das Lehren Benedikts XVI. durchdrungen. Er hat das Wort als Mittel zur Verkündigung ganz oben auf seine Pontifikats-Prioritäten-Liste gestellt. Das Wort als Medium seiner Botschaft und das Wort als Botschaft selbst, das ja nach dem Neuen Testament als Wort »Fleisch geworden« ist in der Geburt Jesus Christus. Der Papst aus Deutschland hat dem Wort im doppelten, im praktischen wie theologischen Sinne, den Vorrang eingeräumt. Das ist das Patrimonium dieses Papstes.
    Benedikt XVI. hat von Beginn an klargemacht, dass er über das Wort sprechen wollte. Seine Worte wiederum, die er dafür wählte, gehören zu Benedikts Vermächtnis. Dieser Papst, der gemessen an seinem Vorgänger in der Öffentlichkeit weniger herzlich und mehr verschlossen wirkte, hat fast poetische Zeilen über Gott und den Glauben verfasst. Er hat das Wort gewählt und es gewählt ausgedrückt, besonders dann, wenn es um eines seiner Lieblingsthemen ging, die Liebe. Die »Liebe«, so sagte er in jener Messe vor dem Konklave, sei eine Frucht, an der man gemessen werde. Es war daher wenig verwunderlich, dass die erste Enzyklika Benedikts XVI. mit einer Stelle aus dem ersten Brief an Johannes beginnt: »Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.« Der Titel, der sich bei Enzykliken fast immer nach den Anfangsworten richtet, lautet: »Gott ist die Liebe«, auf Lateinisch: »Deus caritas est«. In dieser Enzyklika geht Benedikt XVI. auf die verschiedenen Dimensionen von Liebe ein, auf den »Eros«, die »Agape« und die »Caritas«. Seine Ausführungen differenzieren und grenzen ab und weisen zugleich alle auf das Motiv, das der Heilige Vater als eine der Säulen des Evangeliums sieht: »›Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm‹ (1 Joh 4,16). In diesen Worten aus dem
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