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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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keine Vogelschar, es sind die Kirchenglocken. Und schlagartig wird mir klar, was eigentlich los ist. Ein Blick auf die Uhr bestätigt meinen ersten Verdacht. Es ist zehn vor zehn. Und somit beinahe die Uhrzeit, wo mir der Papa in der Kirche meine Susi übergeben sollte. Ich habe noch zehn Minuten. Ich fliege vom Hochsitz, und anschließend rase ich nach Hause. Verzichte auf die wirklich dringend benötigte Dusche, putze mir nur schnell die Zähne und schlüpf in meinen Hochzeitsanzug. Der Ludwig schaut mich ganz mitleidig an. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel verrät mir, dass der Robert Redford und ich – na ja, dass es da praktisch gerade keinerlei Übereinstimmung gibt. Aber es hilft alles nix. Mit Blaulicht und Sirene fahr ich schließlich zur Kirche, und jetzt ist es dreiviertel elf. Wie ich hinkomme, stehen alle Gäste und somit halb Niederkaltenkirchen vor dem Kirchenportal, mittendrinnen die Susi in einem Wahnsinnshammerkleid. Heilige Hure Dreck dagegen. Einen Moment lang bleib ich noch sitzen, weil ich erstens unbedingt dieses Kleid bestaunen und zweitens kurz die Lage peilen muss. Ist sie sehr bös auf mich? Oder nur ein kleines bisschen? Werde ich gleich von halb Niederkaltenkirchen gesteinigt? Haben sie’s noch gar nicht bemerkt? Ich kann’s beim besten Willen nicht einschätzen. Ganz langsam steige ich aus dem Wagen und geh auf sie zu. Danach geht alles relativ schnell. Der Lamborghinischießt um die Ecke, hupt kurz und stoppt exakt vor der Hochzeitsgesellschaft. Endlich schaut mich die Susi an. Sie kommt auch gleich auf mich zu, und sie hat Tränen in den Augen. Sie reißt sich den Verlobungsring vom Finger und drückt ihn mir in die Hand mitsamt ihrem Brautstrauß.
    »Ich werde heiraten, Franz. Darauf kannst du deinen verdammten Arsch verwetten! Weil ich mir dieses Scheißbrautkleid schließlich nicht umsonst gekauft habe. Aber du … du bist so was von aus dem Rennen! Ein für alle Mal«, sagt sie, dreht sich um und steigt tatsächlich in diesen depperten Lamborghini.
    »Aber du liebst den doch gar nicht, Susi!«, ruf ich ihr nach. »Du liebst doch mich, verflucht noch mal!«
    »Ich habe vor genau fünfzehn Minuten aufgehört, dich zu lieben!«, ruft sie zurück und steigt in den Wagen. Mit quietschenden Reifen brausen sie ab. Gleich darauf geht der Papa an mir vorbei, an seiner Seite der Leopold. Die Blicke vom Papa sind vorwurfsvoll, die vom Leopold eher triumphierend. Dort drüben unter der Buche, da steht die Oma, und sie schreit die Mooshammer Liesl an, was für ein Riesenrindvieh der Bub überhaupt ist. Und ein paar Schritte weiter scharrt der Rudi leicht verklemmt mit den Füßen im Kies. Ich schaue etwas hilflos in die Runde und kann beim besten Willen kein freundliches Gesicht entdecken. Nein, kein einziges freundliches Gesicht. Und irgendwann kommt der Flötzinger dann auf mich zu.
    »Wage es bloß nicht!«, schreit ihm sein Weib hinterher. Aber das interessiert ihn erst gar nicht.
    »Franz«, sagt er, legt den Arm um mich und zieht mich ein wenig fort vom Ort des Geschehens. »Wenn du es dir vielleicht momentan auch gar nicht richtig vorstellen kannst, aber das eben, was grad hier passiert ist, das war das Beste, was dir in deinem ganzen verdammten Leben überhauptjemals passiert ist und passieren wird. Glaube es oder glaube es nicht. Aber es ist die verfluchte Wahrheit!«
    »Flötzinger«, sag ich und schau ihn an. »Sei so gut und halt einfach dein Maul!«
    Er klopft mir auf die Schulter und geht.
    Die Susi ist weg. Das muss man sich erst einmal richtig vorstellen. Gut, das war sie schon einmal, Wiederholungstäterin, könnte man sagen. Aber dieses Mal schaut es wirklich gar nicht gut aus. Nicht im Geringsten. Ich muss nachdenken. Und ich muss weg hier. Also schnapp ich mir erst mal den Ludwig. Und diesmal brauchen wir drei-dreißig.

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Glossar

    aufgebrezelt,
sich aufbrezeln Aufgedonnert, sich in Schale schmeißen, chic machen, so was in der Art halt. Das tut meist das weibliche Geschlecht. Und da ist auch gar nix dagegen zu sagen. Wirkt doch gleich ganz anders, wenn ein Weibsbild fesch ist und nicht ausschaut wie ein Krapfen, oder? Aber freilich kommt’s auch darauf an, für wen sie das tut. Macht sie es für sich selber, ist das völlig in Ordnung. Macht sie es für ihren Kerl, dann ist es ganz besonders schön. Macht sie es aber für irgend so einen dahergelaufenen Arsch, dann hört bei mir der Spaß auf. Da hab ich dann kein Verständnis dafür.
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