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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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ja, so ganz unberechtigt scheint mir der Ruf als Superermittler bei genauerer Betrachtung nun doch nicht zu sein. Klar, dass der Stahlgruber da halt ein bisserl komisch ist. So ganz deutlich kann ich noch nicht ausmachen, ob er eher nervös oder überheblich ist. Jedenfalls hab ich irgendwie das Gefühl, dass er alles andere als erfreut ist über meine Anwesenheit hier. Aber es hilft alles nix, weil Dienst ist Dienst. Also verbringe ich meine erste Zeit hier mit Reinarbeiten und Kaffeetrinken. Es gibt weder einen Bürgermeister noch eine Susi, die auch nur einen Hauch Abwechslung oder Zerstreuung in meinen tristen Alltag bringen würden, und auch der Leberkäs hier kommt niemals nicht auch nur ansatzweise an den vom Simmerl heran. Was aber am allerschlimmsten ist, man kann es kaum glauben, das sind die Klamotten, die die echten Münchner Polizisten hier so tragen. Oder sagen wir besser: die Zivilkleidung meiner werten Kollegen. In den Gängen sieht man fast ausnahmslos Jeans in Grün und Rot und Orange und sogar in Gelb! Da kriegst du wirklich einen Augenkrebs davon. Eine Jeans hat verdammt noch mal blau zu sein und fertig. Hell, dunkel, mit und ohne Löcher, alles vollkommen egal. Aber bunt geht halteinfach gar nicht. Höchstens noch für Weiber. Und selbst da find ich es schon ziemlich grenzwertig. Aber gut.
    Nachdem ich mir in der Nähe vom Rotkreuzplatz, PI West, ein sogenanntes Ledigenzimmer angeschaut habe, wird die Sehnsucht nach meinem umgebauten Saustall ziemlich brutal. Das muss ich vielleicht kurz erklären, weil der heimische Saustall nämlich inzwischen für mich der Inbegriff von Heimat geworden ist: ein Zufluchtsort auf dem elterlichen Hof, den der Leopold bei Androhung der Todesstrafe nicht zu betreten wagen würde. Mein Paradies in Niederkaltenkirchen ist das. Und nicht erst, seit die Oma mit diesen Restposten-Fliesen dafür gesorgt hat, dass ich ein eigenes Bad habe. In dieses Ledigenzimmer hier am Rotkreuzplatz aber würde sich nicht mal versehentlich ein Einbrecher verirren. Also ehrlich. Für den Franz ist das nichts. Vom Keller bis zum Dach stinkt alles nach Linoleum, und die Einrichtung versprüht den Charme einer Jugendherberge aus den 60er Jahren. Dort krieg ich schon allein des Gestanks wegen kein einziges Auge zu. Und so bin ich also die ersten Nächte gezwungenermaßen heimgefahren nach Niederkaltenkirchen. In meinen Saustall.
    Heute aber ist Mittwoch. Und heute hab ich eine Verabredung mit dem Birkenberger Rudi. Das ist schön. Mit dem hab ich ja früher schon mal hier in München Dienst geschoben – okay, das war dann am Ende ein bisschen ungünstig, wegen dieser etwas kleinlichen Waffengesetze eben und so, aber das hab ich ja schon erzählt. Moosacher Straße, PI 43, war das. Eigentlich eine schöne Zeit damals, wirklich. Lichtjahre her. Und damals, da waren wir beide auch noch ziemlich heiß auf die Großstadt. Na ja, und freilich auch ein bisserl jünger. Heute ziehe ich persönlich die Provinz deutlich vor. Der Rudi, der hängt immer noch hier in München ab. Bei der Polizei ist er leider nicht mehr, weil auch ihm jasaudummerweise einmal im Dienst plötzlich irgendwie der Gaul durchgegangen ist. Da haben sie ihn dann hinterher einfach nicht mehr recht haben wollen. Privatdetektiv ist er jetzt stattdessen. Gibt ja auch deutlich mehr Kohle, ganz klar. Und außerdem ist man sein eigener Herr. Das hat schon was. Was aber keinesfalls bedeutet, dass er nicht das eine oder andere Mal bei der Aufklärung meiner Fälle sehr nützlich gewesen wäre. Ja, da ist auf den Rudi Verlass. Polizist hin oder Privatdetektiv her, wenn ich ihn brauche, ist er immer zur Stelle. Wenn ich ihn nicht brauche, allerdings auch, aber wurst. Jedenfalls hat er sich tierisch gefreut, wie ich am Telefon von meiner Versetzung erzählt hab. Das müsse doch gefeiert werden, hat er gemeint. Und wo er recht hat, hat er recht.
    Darum mach ich heute etwas früher Feierabend und bin praktisch grad auf dem Weg, die Löwengrube zu verlassen, als ich eine wohlbekannte Stimme vernehme. Eine wohlbekannte laute Stimme.
    »Franz, Bub! Ja wunderbar, dass wir dich gleich finden. Schau her, wer da ist!«, kann ich die Oma schon durch die dicke Glasscheibe hindurch ganz deutlich hören. Ich drück auf den Türöffner und geh da mal raus. Der Papa und die Oma stehen am Eingang, und beide strahlen übers ganze Gesicht.
    »Na, was sagst?«, will der Papa jetzt wissen.
    »Servus«, sag ich erst mal. »Was macht’s ihr zwei denn
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