Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
Vom Netzwerk:
zurückgeschickt hatte, wurden auch sie einsichtig.
Nur an eine Sippe kam er nach wie vor nicht heran. Bei den Chinesen war alles etwas anders. Kaum hatte man deren Chef ausfindig gemacht und aus dem Weg geräumt, rutschten fünf neue Chefs nach. Worte wie Ehre oder Familie kannten diese Typen nicht und das machte es schwer. Drei seiner besten Männer saßen mittlerweile im Gefängnis und zwei waren tot, weil die List der Chinesen einfach kein Ende nahm. Es würde ihm nichts weiter übrig bleiben, als ein Abkommen mit ihnen zu schließen, und das am besten gleich bei seiner bevorstehenden Feier!
Wieder klopfte es und dieses Mal wartete Dimitrij, bis er hereingerufen wurde.
»Was war drin?«, fragte Michail mit scharfem Tonfall und sein Leibwächter stellte die nun offene Schachtel auf seinen Schreibtisch. Michail stand auf, zog die Schachtel zu sich heran und stutzte. Der schmucklose, graue Karton beinhaltete nur drei Dinge und das seltsamste lag ganz obenauf. Michail zog es heraus und faltete es auf. Es war genau dieselbe Kindergeburtstagsgirlande, wie sie auch bei Wladimirs letzter Feier aufgehängt war. Die großen Papierbuchstaben bildeten die Wörter »Willkommen zur Party« und waren mit bunten Luftballons verziert.
»Was soll der Scheiß?«, fragte sich Michail selbst und dachte schon, das Päckchen wäre ein verspätetes Geschenk für seinen Sohn, dann zog er die beiden, noch verbliebenen Umschläge heraus und öffnete sie. Beide enthielten je ein Foto und schon beim ersten wusste er, dass er selbst der Empfänger der Sendung war. Das alte Schwarzweißfoto zeigte ihn selbst, allerdings so, wie er vor ungefähr zwanzig Jahren ausgesehen hatte. Offenbar wurde das Foto aus einem Versteck heraus gemacht, da seitlich dünne Vorhänge im Bild zu sehen waren.
Das zweite Foto war deutlich neuer und er vermutete, dass es jemand selbst ausgedruckt hatte, da sich das schlechte Fotopapier etwas gewellt hatte. Es zeigte einen Mann, besser gesagt das Gesicht eines Mannes, dessen Augen tot in die Kamera blickten, und ziemlich sicher war ein dunkles Loch in der Stirn für diesen Zustand verantwortlich.
Wenig beeindruckt legte Michail das Foto beiseite, sah seinen Leibwächter an und sagte: »Da will sich jemand mit uns anlegen!«
»Wer ist es?«, fragte Dimitrij in ebenfalls gleichgültiger Tonlage.
Michail nahm noch einmal das Foto in die Hand und betrachtete das Gesicht des Toten, hatte aber keine Idee, was dieser Mann mit ihm zu tun hatte. Allerdings war er im Laufe seiner zweifelhaften Karriere so vielen Leuten auf die Füße gestiegen, dass er sich unmöglich jedes Gesicht merken konnte. Dann nahm er das zweite Bild in die Hand und resümierte: »Es muss jemand sein, den ich vor deiner Zeit, also vor gut zwanzig Jahren, geärgert haben muss!« Nun gab er seinem Leibwächter die beiden Bilder und bestimmte: »Findet heraus, wer der Tote ist, und hört euch dann ein wenig um, aber wirbelt keinen Staub auf. Nach den Schlagzeilen der letzten Woche wird sowieso jeder denken, dass wir das waren – ein klassischer Mord in der Handschrift der Mafia.«
Dimitrij nickte und wollte sich schon zur Tür drehen, als Michails Blick auf die Geburtstagsgirlande fiel: »Ach, und Dimitrij ...«
»Ja, Chef?«
»Stelle zwei zusätzliche Männer für den Schutz meines Sohnes ab, sobald er das Haus verlassen muss.« Der Leibwächter nickte und verließ den Raum.

–7–
     
     
       Mike war gerne am Wochenende im Präsidium, wenn nur die Kollegen der Bereitschaft ihren Dienst taten. Nirgends klingelten Telefone, keiner sprach einen an und das interne Computernetzwerk war um Welten schneller. Ohne Eile ging er zu seinem Büro, stellte die Kaffeemaschine an und öffnete das Fenster. Im Gegensatz zu den vielen Familien, die diesen herrlichen Frühlingstag genossen, war Mike froh in seiner Arbeit zu sein. Eine Zigarette lang, die er verbotenerweise am Fenster rauchte, ließ er seinen Blick über Nürnberg schweifen. Hier oben, im vierten Stockwerk des Gebäudes, konnte man fast über alle Dächer blicken und sah sogar die Burg, welche heute fast von selbst zu strahlen schien.
Erst als sowohl die Kaffeemaschine als auch der Computer bereit waren, schnippte er seine Kippe in eine Regenrinne unter ihm und setzte sich anschließend an seinen Schreibtisch. Noch bevor er dazu kam, die Polizeisoftware auf seinem Computer zu öffnen, erschien ein abonnierter Newsletter auf dem Monitor. Mike wollte es schon wegdrücken, als er den Inhalt der kleinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher