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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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Bildvorschau darin erkannte. »Das gibt es doch gar nicht«, sagte er laut in den leeren Raum hinein und öffnete die Nachrichtenseite, von der der Newsletter stammte. Nach einer kurzen Ladezeit hatte er das Foto des Toten vor sich, und nicht genug damit, es wurden auch einige Details genannt, die noch nicht einmal er kannte. So erfuhr er, dass Manfred Ziehmer früher einmal Lehrer gewesen war und seit zirka zwei Jahren auf der Straße lebte. Was zu diesen Umständen geführt hatte, war dem Reporter noch nicht bekannt, aber bis Montag wollte man mehr Informationen recherchiert haben.
Natürlich wurde die Tat auch sofort wieder aufgegriffen, um das Mafia-Thema wieder in den Vordergrund zu bringen, und wilde Spekulationen aufzustellen. Mike war da skeptischer! Er hatte zwar noch nicht viel mit dieser Art des organisierten Verbrechens zu tun gehabt, aber es erschien ihm unwahrscheinlich, dass dieser Michail Petrov mit einem toten Lehrer seinen Einstand gab. Was konnte ein Obdachloser schon getan haben, und wen sollte dessen Tod abschrecken? Einen wehrlosen Mann zu killen, würde nicht gerade Petrovs Gefährlichkeit unterstreichen und außerdem irritierte Mike, dass dieser Schuss trotz Vorwarnung so präzise ausgeführt werden konnte. Noch während er darüber nachdachte, kam ihm noch etwas in den Sinn: Woher hat dieser Reporter das Foto des Opfers?
Es war schon immer Mikes Art, sich auf kurzen, unbürokratischen Wegen Informationen zu beschaffen, was seinen Vorgesetzten nicht immer gefiel. Nach wenigen Klicks in der Homepage der Zeitung hatte er, was er brauchte, und griff zum Telefon. Das Telefonat dauerte nur wenige Sekunden und der Reporter zeigte sich ungewöhnlich aufgeschlossen. Als Mike auflegte, wusste er, dass man das Foto per Prepaidkarte über ein Handy zu der Zeitung geschickt hatte und auch der Name des Opfers dabeistand. Verschickt wurde das alles schon gestern Abend, kurz vor Redaktionsschluss. Da man bei dem Verlag annahm, dass die Polizei längst davon wusste, hatte man diese Information nicht weitergegeben.
   Mike schloss die Internetverbindung und öffnete stattdessen die interne Anwendung. Es dauerte nur Sekunden, dann hatte der Zentralrechner tatsächlich einige Daten über das Opfer gefunden und bildete dessen Akte auf Mikes Monitor ab, worauf dieser einen leisen Pfiff ausstieß.
Neben einem schon älteren Bild standen einige persönliche Daten in der Akte. Zum Beispiel, dass Manfred Ziehmer bis vor zwei Jahren als Realschullehrer gearbeitet hatte, dann aber wegen einer Anzeige suspendiert wurde. Die Eltern eines 15-jährigen Mädchens hatten ihm sexuellen Umgang mit dem Mädchen vorgeworfen und ein Gericht hatte seine Schuld festgestellt.
Mikes Neugierde war geweckt, und da es erst Mittag war, recherchierte er den Wohnort von Ziehmers Exfrau und verließ anschließend das Präsidium.

Nett, dachte Mike, als er vor dem ziemlich neuen Reihenhaus parkte und auf die Eingangstür zuging. Nachdem er den Klingelknopf zwei Mal betätigt hatte, öffnete eine Frau, die wohl gerne noch dreißig gewesen wäre, aber schon fünfzig war, und ihn erst abfällig, dann prüfend ansah. Offenbar fiel Mike in ihr Beuteschema, denn der schlecht gelaunte Gesichtsausdruck wich einem nicht sehr geglücktem Lächeln und fast schon süßlich fragte sie: »Ja, bitte?«
Von seinem Dienstausweis nur kurz irritiert, bat sie Mike in das Haus und fragte, ob er auch einen Kaffee haben wollte. Mike nahm dankend an und setzte sich auf einen Barhocker, an dem erhöhten Tisch der Wohnküche. Da sich die Frau noch nicht vorgestellt hatte, fragte er pro forma: »Sie sind Carmen Ziehmer?«, worauf sie kurz von ihrer Tätigkeit hochsah und erwiderte: »Das war ich einmal. Nach Manfreds Verurteilung war der Name nicht mehr tragbar und ich habe wieder meinen Mädchennamen Gebhard angenommen! Aber warum sind Sie eigentlich hier, hat meine Tochter etwas angestellt?«
Da Mike hier nicht das Gefühl hatte, besonders feinfühlig vorgehen zu müssen, antwortete er: »Nein! Aber Ihr Ex-Mann wurde ermordet.«
Frau Gebhard erstarrte für einen Augenblick, dann ließ sie die Kaffeemilch sinken: »Oh Gott! Wer war es und warum?« Doch dann beantwortete sie sich die Frage gleich selbst: »Bestimmt einer seiner Pennerkumpels, oder?« Schon nach wenigen Sekunden hatte sie den ersten Schock überwunden, drückte auf den Startknopf der Kaffeemaschine und stellte Zucker auf den Tisch. Mike wartete, bis die Maschine wieder Ruhe gab, und antwortete: »Das
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