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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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einmal bessere Zeiten erlebt zu haben. Haare und Nägel waren, so gut es ging, gepflegt und auch seine teuren Schuhe hatte der Mann offenbar vor der Pleite retten können. Nachdem Mike das Einschussloch in der Stirn nur flüchtig gemustert hatte, fiel sein Blick auf die linke Hand, von der nur die Knöchel der immer noch geballten Faust unter dem Toten zu sehen waren. Mike tat es nicht gerne, brauchte aber ein wenig Gewalt, um die kalten, steifen Finger aufzubiegen. Als die Lücke groß genug war, steckte er zwei Finger in die Faust und bekam tatsächlich etwas zu greifen. Vorsichtig zog er die Finger wieder heraus und brachte einen kleinen, zusammengeknüllten Zettel zum Vorschein.
»Was haben wir denn da?«, sagte er mehr zu sich selbst, als zu Natalie und dem Mann der Spurensicherung, die ihm gespannt dabei zusahen.
Da Mike nicht wusste, ob in dem Papier etwas eingewickelt war, ließ er sich noch eine der kleinen Plastikschalen von Böhmer geben, faltete es dann darüber auf und glaubte nicht richtig zu sehen. Eingewickelt war nichts, dafür stand in roten, gedruckten Buchstaben darauf:

Noch fünf Minuten, dann stirbst du!

Mike stemmte sich hoch, zeigte seinen beiden Kollegen den Zettel und stellte dann fest: »Warum denke ich bei so etwas als Erstes an die Mafia?« Dann legte er das Papier in die Plastikschale und gab es Böhmer zur Untersuchung. Natalie warf ebenfalls noch einen Blick auf den Toten, dachte dann aber laut: »Vielleicht soll es aber auch nur danach aussehen. Was sollte die Mafia gegen einen sichtlich mittellosen Mann haben und sich dann auch noch die Mühe für ...«, sie nickte Richtung Boden, »das da machen?«
Mike musste zugeben, dass das Argument nicht von der Hand zu weisen war, und fragte Böhmer: »Wissen wir schon, wer er ist?« Aber dieser schüttelte den Kopf: »Noch nicht. Wie gesagt, wir haben ihn erst einmal so liegen lassen.«
Wieder beugte sich Mike hinunter und tastete die Taschen des alten Parkers ab, öffnete eine der aufgesetzten Brusttaschen und zog eine dünne Plastikhülle, die zusätzlich noch in einer kleinen transparenten Tüte steckte, heraus. Mike wickelte die Hülle aus, klappte sie auf und zog einen Ausweis heraus: »Manfred Ziehmer, geboren 1960, letzter Wohnort Kleestraße 12b«, las er laut vor.
»Dann wissen wir ja bald mehr!«, stellte Natalie wenig beeindruckt fest und wandte sich an Böhmer: »Habt ihr sonst etwas Brauchbares gefunden?« Dieser sah zu seinen Männern, die einen immer größeren Kreis abliefen, und antwortete: »Bis jetzt nicht. Es gibt zwar Schuhabdrücke, aber das Gras ist zu frisch und hat sich schon wieder aufgestellt. Wir wissen nur, dass das Opfer vermutlich aus dieser Richtung kam.« Böhmer deutete nach links, wo sich in einiger Entfernung eine Eisenbahnbrücke über den Kanal spannte. Mikes Blick folgte der angegebenen Richtung. Er fragte Natalie: »Lust auf einen Spaziergang?«
Als diese nickte, drückte er auf den Startknopf der Stoppuhrfunktion seiner Uhr und die beiden gingen los.

Entgegen Mikes Gefühl waren sie gerade einmal zehn Minuten gelaufen, bis sie die Brücke erreichten, und schon von weitem hatten sie gesehen, dass diese nicht unbewohnt war. Neben einer kleinen Feuerstelle, die aus einem verrosteten Blecheimer bestand, lagen allerlei größere Kartons und etwas Brennholz herum.
 »Alle ausgeflogen!«, stellte Natalie fest, als Mike plötzlich ein leises Schnarchen wahrnahm. Vorsichtig umrundete er einige der Kartons und tatsächlich, aus einer langen, noch rundum geschlossenen Regalverpackung schauten ein paar Schuhe heraus. Mike musste einige Male mit seinem Fuß anklopfen, bis endlich die hohl klingende Stimme einer Frau maulte: »Was soll das? Lasst mich gefälligst schlafen, ihr Penner.« Noch einmal klopfte Mike, dann antwortete er mit einem Schmunzeln im Gesicht: »Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, aber die Kriminalpolizei hätte ein paar Fragen an Sie.« Nun kam Leben in den Karton und nach einigen Flüchen kam das Gesicht einer heruntergekommenen, zirka 40-jährigen Frau zum Vorschein, die erstaunt fragte: »Wer will etwas von mir?«
Keiner der beiden Kommissare konnte sagen, was sie schneller erreicht hatte: die Alkoholfahne, oder die Worte? »Die Kriminalpolizei!«, wiederholte Mike und fügte noch hinzu: »Das ist Kommissarin Köbler, und ich bin Hauptkommissar Köstner.«
»Ja, ja, schon gut! Ich kann mir Ihre Namen sowieso nicht merken«, winkte die Frau ab.
»Sind Sie alleine hier?«, fragte
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