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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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Kühlschrank befestigen musste, um sie ganz ausrollen zu können. Bis heute war das oberste Blatt leer geblieben, doch jetzt konnte sie endlich den Klebestift nehmen und das ausgeschnittene Zeitungsbild darauf anbringen.

–5–
     
     
       Fünf Tage war es nun her, dass man sie über die Anwesenheit von Petrov informiert hatte, und Mike kam es so vor, als würde die Stadt den Atem anhalten. Bis zum heutigen Samstagmorgen schien es, als hätten sich selbst die, die sich sonst nur in den dunkelsten Ecken aufhielten, noch ein Stück weiter zurückgezogen. Außer einem offensichtlichen Selbstmord und dem halbherzigen Mordversuch eines hintergangenen Ehemannes war die ganze Woche über nichts passiert. Karl dachte schon laut darüber nach, Mike einen Zwangsurlaub zu verordnen, als der Funkspruch eines der Frachtschiffe, die auf dem Rein-Main-Donaukanal unterwegs waren, bei der zentralen Notrufstelle einging.
Keine zehn Minuten später klingelte Mikes Handy und holte ihn damit aus der Dusche, mit der er seinem Körper wieder Leben einhauchen wollte. Mit tropfenden Händen drehte er das Radio, in dem gerade die Acht-Uhr-Nachrichten liefen, leiser und griff sich dann das Telefon.
Förmlich meldete er sich mit »Hauptkommissar Köstner!«, da sein Handy die anrufende Nummer zuordnen konnte und ihm anzeigte, dass man ihn vom Präsidium aus anrief. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hörte er der Dame am anderen Ende zu, dann verabschiedete er sich mit dem Versprechen, in zwanzig Minuten an der angegebenen Stelle zu sein. Nachdem er das Haarshampoo ausgespült hatte, verzichtete er auf die Rasur und streifte sich eine Jeans, T-Shirt, seinen Waffenhalfter und eine leichte Sommerjacke über. Dann verließ er das mehrstöckige Wohnhaus im Herzen von Nürnberg, in dem er seit ungefähr zwei Jahren lebte.

Eigentlich hatte Mike gedacht, dass man am Samstagvormittag schneller durch die Stadt kommt, doch schon nach der dritten Kreuzung hatte er die Schnauze voll und heftete das Blaulicht auf das Dach. Aus den versprochenen zwanzig Minuten wurden vierzig, bis sein Navi endlich verkündete, dass er nur noch einmal abbiegen musste. Der breite Kanal lag hier, etwas außerhalb der Stadt, eingebettet in weitläufige Felder und schon von weitem waren die Kleintransporter der Spurensicherung zu sehen. Ein übereifriger Streifenbeamter hob das Absperrungsband und ließ Mike bis neben die anderen Dienstfahrzeuge fahren. Dann hob der Beamte die Hand und deutete Mike, dass zwei Meter weiter die als Tatort markierte Zone begann.
»Auch schon da?«, fragte Natalie hinter ihm, kaum dass er aus dem Wagen gestiegen war. Eigentlich wollte er sie erst einmal nicht informieren, um ihr nicht das Wochenende zu vermiesen, aber offenbar war ihm ein anderer aus dem Präsidium zuvorgekommen. Mike drehte sich um und begrüßte sie mit einem ironischen »Dir auch einen wunderschönen Samstagmorgen!«, dann erst fragte er: »Wer hat dich denn aus dem Bett geschmissen?«
Natalie grinste ihn sichtlich gut gelaunt an und antwortete: »Niemand, ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf und gehe Joggen! Aber zu deiner Frage – man hat dich wohl nicht gleich beim ersten Mal erreicht und dann mich angerufen.«
Mike nahm es zur Kenntnis und deutete mit dem Kopf zu einer Stelle am Ufer, wo einige ihrer Kollegen wie Störche in Ganzkörperanzügen herumstolzierten und jeden Quadratzentimeter der Uferböschung untersuchten. »Was haben wir?«
Natalie folgte seinem Blick. »Einen Mann, vermutlich obdachlos, mit einem kleinen Loch in der Stirn und einem fast komplett fehlenden Hinterkopf.«
»Genau das Richtige auf einen nüchternen Magen«, stellte Mike emotionslos fest, nahm sich ein Paar Überschuhe von dem Tisch der Spurensicherung und ging vorsichtig die kurze Uferböschung hinunter. Der Tote lag auf halber Höhe und zeigte keinerlei Anzeichen, dass er Berührung mit dem Wasser gehabt hatte. Offenbar hatte sich der Mörder keine Gedanken über den Fund seines Opfers gemacht, sonst hätte er wenigstens versucht, den Mann im Kanal zu versenken.
 »Wir haben ihn erst einmal so liegen lassen, wie wir ihn vorgefunden haben«, empfing ihn Kollege Böhmer, ebenfalls ohne jede Begrüßung.
»Gut!«, sagte Mike und ging in die Hocke, dann ließ er sich noch ein Paar der dünnen Handschuhe geben und begann das Opfer näher zu inspizieren. Bezüglich Natalies Vermutung, dass es sich um einen Obdachlosen handelte, stimmte er zu. Allerdings machte der Mann den Eindruck, auch schon
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