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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition)
Autoren: Stefanie Maucher
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dessen Dachboden ein Sack Reis lagerte. Durch den Aufprall des Baumes fiel der Sack Reis um, rutschte durch eine geöffnete Luke im Boden und erschlug eine Frau, die just in diesem Moment unter der Luke den Fußboden wischte.
    Sie war im mittleren Alter, hatte noch ihr halbes Leben vor sich und trug eine afrikanische Turmfrisur. Doch weder diese konnte den Aufprall des Reissacks, der ihr sozusagen im halsumdrehen das Genick brach, dämpfen, noch wirkten die schützenden Zeichnungen, die sie sich jeden Morgen mit frischem Blut auf ihre Füße malte. Ihr Vater hatte ihr den wirkungslosen Zauber beigebracht und hätte sie um seine Nutzlosigkeit gewusst, dann hätte sie sich bestimmt viel öfter ein paar hübsche, hochhackige Pumps gekauft, statt dauernd barfuß zu laufen. Doch diese Erkenntnis kam leider zu spät!
    Die Frau, man ahnt es schon, war die Tochter des Haitianers. Ein Arzt wurde herbeigerufen, doch ausser den Tod festzustellen gab es für den Quacksalber nichts mehr zu tun. Um jedoch zumindest seine Anfahrtskosten zu decken durchsuchte er, nachdem er der Toten die vorwurfsvoll starrenden Augen geschlossen hatte, den Kittel, den sie trug, inspizierte und untersuchte ihr Portemonnaie und fand darin, neben ein paar Groschen, die die Unannehmlichkeit der Arbeit kaum rechtfertigten, den Organspendeausweis der Verstorbenen. Schnell rechnete er sich aus, was er als Honorar für die zeitnahe Entnahme der Organe nach Eintritt des Todes verlangen könnte. Und bei deren anschließend stattfindenden Auktion an der Organbörse würde er ebenfalls prozentual am Gewinn beteiligt. Der Quacksalber befand, nun galt es schnell zu handeln. Es war ein im Todesfall zu benachrichtigender, nächster Angehöriger auf dem Spenderausweis vermer kt und so griff er zum Telefon.
    Gerade hatte der hilfreiche Haitianer Franklin die heute benötigten Zutaten für sein Abendessen geliefert. Er befand sich nun auf dem Weg zurück, zu seinem auf der Straße parkenden Wagen, da klingelte sein Mobiltelefon. Mit geheucheltem Mitleid und vor Geldgeilheit triefender Stimme überbrachte der Quacksalber seine unfrohe Botschaft. Abgelenkt vom Tod seiner Tochter vergaß der Haitianer das Gartentürchen zu schließen und wegen dem offenstehenden Gartentürchen konnte der Hund der Nachbarin etwas später in den Garten eindringen. Man beginnt die chaotischen Zusammenhänge zu erahnen! Da der Hund zuerst hineingegangen war, betrat auch die Nachbarin Franklins Garten. Deshalb hörte sie das leise, aber durchdringende Gewimmer und warf einen Blick in das Räucherhäuschen. Weil sie hineingeblickt hatte, erlangte sie endlich die Bestätigung dafür, was für ein Monster ihr so harmlos wirkender Nachbar war. Und da sie ihm die Sache mit dem Giftspritzen, dem Tod ihres eigenen Babys und den Bienen nie verziehen und darum auch keine Hemmungen fest zuzuschlagen hatte, plat zte nun Franklins großer Traum.
    Ja, wenn man die Kausalkette betrachtete, so erkannte man klar, war ein kleiner Schmetterling, der tausende Kilometer entfernt mit den Flügeln geschlagen hatte, Schuld daran, dass Franklin sich nun, statt auf dem Gipfel seines Triumphes, in einer sehr misslichen Lage befand.
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 40 - Summen
    Die Ironie ist die Kaktuspflanze, die über dem Grab un serer toten Illusionen wuchert.                                               (E lbert G. Hubbard, 1859 - 1915 )
    Benommen von dem heftigen Schlag auf den Hinterkopf saß Franklin da und versuchte die wenigen klaren Gedanken deutlicher zu hören, die unter dem Dröhnen, dass seinen Schädel erfüllte, kaum lauter als ein Wispern zu vernehmen waren. Wie konnte er, der größte Jäger und Koch von allen, sich übertölpeln lassen, von einem räudigen Straßenköter und einer alternden Frau? Welch grausamen Streich spielte ihm das Schicksal? Welchem kosmischen Witz war er zum Opfer gefallen? All die Jahre war es ihm gelungen, unentdeckt als Wolf unter Schafen zu leben und nun das! Auf dem Höhepunkt seines Schaffens, an dem großen Tag, an dem er sein Werk endlich vollendet hätte, an dem nur noch das krönende Festmahl fehlte und er den Braten praktisch schon riechen konnte, schaffte es ein Niemand, noch nicht einmal ein würdiger Gegner, ihm alles zu verderben! Sein an die Heizung geketteter Arm fing an zu erlahmen und er spürte ein schmerzhaftes Pochen darin, das im Gleichschritt mit den hämme rnden Kopfschmerzen einherging.
    Er spürte einen
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