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Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Autoren: Isaac Asimov
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Welt noch ertragen kann. Als ich dieses
Fenster einbauen ließ, wollte ich damit nicht nur hin und
wieder den Himmel hereinlassen. Ich wollte die Stadt hereinlassen.
Ich sehe sie mir an und frage mich, was in weiteren hundert Jahren
aus ihr geworden sein wird.«
    Die Sentimentalität des anderen stieß Baley irgendwie
ab, aber trotzdem ertappte er sich dabei, wie er fasziniert nach
draußen starrte. Selbst jetzt, wo das Wetter die Konturen etwas
verdeckte, war die City doch ein grandioser Anblick. Und das
Polizeipräsidium befand sich in den oberen Etagen der City Hall,
und die City Hall war ein ausgesprochen hoher Bau. Vom Fenster des
Commissioners aus konnte man auf die benachbarten Türme
hinuntersehen. Sie waren wie Finger, die nach oben tasteten. Ihre
Mauern waren glatt und ausdruckslos. Sie waren wie die
Außenschalen menschlicher Waben.
    »In gewisser Weise«, meinte der Commissioner,
»bedaure ich, daß es regnet. So können wir Spacetown
nicht sehen.«
    Baley blickte nach Westen, aber es war so, wie der Commissioner
gesagt hatte. Der Horizont versperrte den Blick. Die Türme von
New York wurden neblig und endeten vor einer ausdruckslosen,
weißen Wand.
    »Ich weiß, wie Spacetown aussieht«, sagte
Baley.
    »Mir gefällt das Bild von hier aus«, sagte der
Commissioner. »Man kann es in der Lücke zwischen den beiden
Brunswick-Sektoren deutlich sehen. Niedrige, verstreute Kuppeln. Das
ist der Unterschied zwischen uns und den Spacern. Wir greifen nach
oben und drängen uns dicht aneinander. Bei ihnen hat jede
Familie ihre eigene Kuppel. Eine Familie – ein Haus. Und Land
zwischen jeder Kuppel.
    Haben Sie schon einmal mit einem Spacer gesprochen,
Lije?«
    »Ein paarmal. Vor etwa einem Monat habe ich hier an Ihrem
Intercom mit einem gesprochen«, sagte Baley geduldig.
    »Ja, ich erinnere mich. Aber ich fange wohl an zu
philosophieren. Wir und die. Unterschiedliche Lebensweisen.«
    Baleys Magen verkrampfte sich ein wenig. Je umständlicher der
Commissioner an die Sache heranging, desto unangenehmer würde
der Schluß sein.
    »Nun gut«, sagte er. »Aber was ist daran so
überraschend? Schließlich kann man nicht mehr als acht
Milliarden Menschen in kleinen Kuppeln über die Erde verteilen.
Die haben auf ihren Welten genügend Platz, lassen Sie sie also
doch auf ihre Art leben.«
    Der Commissioner ging zu seinem Sessel und setzte sich. Seine
Augen sahen Baley unverwandt an; die Konkavlinsen seiner Brille
ließen sie etwas kleiner erscheinen. Er sagte: »Nicht
jedermann ist in bezug auf die Unterschiede in der Zivilisation so
tolerant. Bei uns nicht, und auch bei den Spacern nicht.«
    »Nun gut. Und?«
    »Vor drei Tagen ist ein Spacer gestorben.«
    Jetzt kam es. Baleys schmale Lippen schoben sich in den
Mundwinkeln etwas nach oben, aber das veränderte an seinem
langen, traurigen Gesicht noch nichts. »Das ist schade«,
sagte er. »Etwas Ansteckendes? Ein Virus? Eine Erkältung
vielleicht? Hoffe ich.«
    Der Commissioner sah ihn verblüfft an. »Wovon reden Sie
denn?«
    Baley verzichtete auf eine Erklärung. Die Präzision, mit
der die Spacer alle Krankheiten aus ihrer Gemeinschaft verdrängt
hatten, war wohlbekannt. Die Sorgfalt, mit der sie, soweit das
möglich war, jeden Kontakt mit den von Krankheiten geplagten
Erdbewohnern vermieden, war sogar noch besser bekannt. Aber Sarkasmus
war an den Commissioner vergeudet.
    »Ich rede nur so«, sagte Baley. »Woran ist er
gestorben?« Er wandte sich wieder dem Fenster zu.
    »Daran, daß er keine Brust mehr hatte«, sagte der
Commissioner. »Jemand hat mit einem Blaster auf ihn
geschossen.«
    Baleys Haltung wurde starr. Er sagte, ohne sich umzudrehen:
»Wovon reden Sie denn?«
    »Ich rede von Mord«, sagte der Commissioner leise.
»Sie sind Polizeibeamter. Sie wissen, was Mord ist.«
    Jetzt drehte Baley sich um. »Aber ein Spacer! Vor drei
Tagen?«
    »Ja.«
    »Aber wer ist der Täter? Wie ist es geschehen?«
    »Die Spacer sagen, es sei ein Erdenmensch gewesen.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Warum nicht? Sie mögen die Spacer nicht. Ich auch
nicht. Ich hasse sie. Gibt es auf der Erde überhaupt jemanden,
der sie mag? Jemand hat seine Abneigung etwas zu deutlich gezeigt,
das ist alles.«
    »Sicher. Aber…«
    »Da war die Brandstiftung in den Fabriken in Los Angeles, die
R-Demonstrationen in Berlin, die Krawalle in Shanghai.«
    »Richtig.«
    »Das alles deutet auf wachsende Unzufriedenheit hin.
Vielleicht auf irgendeine Organisation.«
    »Ich verstehe das nicht,
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