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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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und wartete auf den Küster, damit ich rechtzeitig vor
Beginn der Probe mit dem Aufbau meine Gerätschaften beginnen könnte. Allerdings
verspätete sich der Kirchendiener etwas, ich beobachtete in der Zwischenzeit
den kleinen, neben der Kirche gelegenen Park.
    In besagter Grünanlage gibt es noch ein Relikt aus alten
Zeiten, eine öffentliche Bedürfnisanstalt. Mit einigem Grausen betrachtete ich
den Ort, hatte ich doch dort vor fast 20 Jahren meine ersten Blaserfahrungen
gesammelt. Die einzige Änderung gegenüber früher war eine Laterne, die nun den
Vorplatz fast voll ausleuchtete.
    Fünf vor acht betrat ein Mittdreißiger mit braunem
Lodenmantel ziemlich unsicher das Gebäude. Ich schmunzelte, es hatte sich also
nichts geändert. Kurze Zeit später stoppte ein gelbes Rennrad nahe der Tür.
Erkennen konnte ich nicht viel, ich sah nur einen Teenager in weißem
Trainingsanzug, die Kapuze über den Kopf gezogen. Der Knabe schaute sich um,
ehe er durch die Holztür ins Innere der Bedürfnisanstalt verschwand. Ich
erkannte auf dem Rücken das abgebildete Logo: der hiesige Schwimmverein. Das
konnte doch nicht …
     
    Am ersten Arbeitstag nach dem Fest stand dann plötzlich
Marvin im Laden. Eigentlich nichts Besonderes, er besuchte mich öfters. Auch
hatte ich ihn während des Weihnachtsessens gefragt, ob er mir nicht, gegen
entsprechendes Honorar versteht sich, bei der anstehenden Inventur helfen
könne. Er wollte! Taschengeld könne er immer gebrauchen, aber bis zur
Bestandsaufnahme war es noch etwas hin.
    Der Grund seiner Anwesenheit wäre ein anderer, er müsse
für ein Schulprojekt im Internet einige Nachforschungen betreiben und der
heimische PC wäre durch die Zwillinge momentan mehr als belegt. Wenn er mir
denn noch beim Jahresabschluss helfen würde, würden ja zwei Tage Freizeit
flöten gehen und etwas Spaß in den Ferien wollte er ja auch noch haben. Die
Geschichte war zwingend logisch und so gewährte ich ihm die Bitte. Ich fuhr ihm
in meiner Wohnung den Rechner hoch, füllte Papier in den Drucker, stellte ihm
noch etwas zu trinken hin und überließ ihn den Weiten des WWW, ich hatte unten
ja im Laden zu tun..
    An gewisse Seiten, die nicht unbedingt für jugendliche
Augen bestimmt waren, hatte ich im ersten Moment gar nicht gedacht. Erst als
sich abends selber surfen wollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die
gesamte Chronik war komplett gelöscht worden.
     
     
    Kurz nach Neujahr kam Marvin mit stolzgeschwellter Brust
an. Er war, im zweiten Anlauf, endlich in den Jugendleistungskader des
Landesschwimmverbandes, Schwerpunkt Wasserball, aufgenommen worden. Das wurde
zwar mit einem großen Essen bei unserem Lieblingsgriechen Costas gefeiert, aber
dadurch wurden die Probleme bezüglich der Auswanderung nicht kleiner, die
Situation verkomplizierte sich immer mehr.
    Marv hatte nur noch das Wasser im Kopf, während seine
schulischen Leistungen nach unten gingen, zeigte seine sportliche
Leistungskurve eindeutig nach oben. Claudia und Klaus waren mehr als ratlos. In
dieser Situation flog man, zwecks Wohnungssuche, nach Down Under.
     
    Irgendetwas musste passiert sein, denn die fünf Planges
kehrten früher als geplant aus Australien zurück. Mir entglitten sämtliche
Gesichtszüge, als ich frühmorgens bei ihnen die Jalousien aufzog und dabei die
Haustür aufgeschlossen wurde.
    Die Begrüßung fiel ziemlich frostig aus. Meine Frage nach
dem Warum wurde, auch nach der dritten Wiederholung derselben, nicht
beantwortet; Erklärungen würden am Abend um acht bei Costas erfolgen, mehr
wurde mir nicht mitgeteilt. An ein vernünftiges Arbeiten meinerseits war nicht
zu denken, meine Gedanken tanzten Tango, ich konnte mich – beim besten Willen –
nicht richtig konzentrieren.
    Das Gespräch am Abend begann mehr als holprig. Nachdem
wir den Salat verspeist hatten, konnte ich nicht anders, ich blickte meinem
Bruder scharf in die Augen: „Was ist passiert?“
     
    Er zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste, wäre
mir erheblich wohler!“
     
    Mein Blick fiel auf Claudia, die bisher stumm geblieben
war. „Wie ist das Ganze den nun abgelaufen?“
     
    „Naja, nachdem wir uns von dem Flug erholt hatten,
machten wir uns auf die Suche nach einem Haus. Wir haben uns elf oder zwölf
Objekte angesehen und dann drei in die engere Wahl genommen. Die haben wir uns dann
mit den Kindern noch einmal angeschaut und haben uns dann für ein Haus in der
Nähe des Olympiaparks entschieden. Es passte alles! Dann suchten
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