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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten
Autoren: Cat Patrick
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unschlüssig von einem Fuß auf den anderen, bevor ich mich vorbeuge und tippe.
    LondonLane: Ich geh jetzt mal besser schlafen …
    LJH6678: Okay.
    LJH6678: Warte noch kurz. Ich hab noch eine Frage.
    LondonLane: Okay …
    LJH6678: Ich hab den ganzen Tag darüber nachgedacht – daran, dass du dich jetzt an unsere Beziehung erinnern kannst.
    Ich setze mich hin, damit ich besser lesen und schneller tippen kann.
    LondonLane: Und?
    Ein kleiner Schmetterling pikst mich in die Rippen, als ich auf »senden« drücke und Lukes Antwort abwarte.
    LJH6678: Und ich hab mich gefragt, ob du dich an alles er­innerst.
    Ich lasse mir die Frage einen Augenblick lang durch den Kopf gehen, dann schreibe ich.
    LondonLane: Ich kann mich nicht an alles erinnern. Ich erinnere mich an die Zukunft so, wie du dich an die Vergangenheit erinnerst. Das Beste und das Schlechteste behält man, und von dem dazwischen vergisst man eine Menge, stimmt’s?
    LJH6678: Hm.
    LondonLane: Bei mir ist es genauso.
    LJH6678: Kannst du dich daran erinnern, wie wir Sex haben?
    Ich schlage die Hand vor den Mund und sehe mich instinktiv im Zimmer um, als müsste ich Angst haben, dass jemand anders die Frage gelesen hat. Dabei weiß ich natürlich ganz genau, dass ich allein bin. Mein Magen fühlt sich plötzlich an wie eine Waschmaschine im Schleudergang.
    Luke hat heute erfahren, dass er bald sterben wird, und alles, was er wissen will, ist, ob wir Sex haben werden?
    LJH6678: Und?
    LondonLane: Die Wahrheit?
    LJH6678: JA!
    LondonLane: Ja.
    LJH6678: Das ist unfair!
    LondonLane: Ich weiß, aber genau wie du nicht an Sachen denkst, an die du dich nicht mehr erinnern willst, denke ich nicht an Sachen, an die ich mich noch nicht erinnern will. Sonst hätte ich ja gar keine Überraschungen mehr im Leben.
    LJH6678: Trotzdem unfair. Wann ist es denn so weit?
    LondonLane: Sag ich nicht.
    LJH6678: Du bist gemein!
    Ich schaue noch mal auf die Uhr, lehne mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und strecke mich. Der Tag war anstrengend. Ich brauche Schlaf.
    LondonLane: Ich muss jetzt ins Bett.
    LJH6678: Ich weiß, ich weiß. Ich auch.
    LondonLane: Sehen wir uns morgen früh?
    LJH6678: Soll ich dich abholen?
    LondonLane: Ja, sehr gern.
    LJH6678: Wenn du mir sagst, wann, bring ich dir auch was Süßes mit.
    LondonLane: Du bringst mir sowieso was Süßes mit.
    LJH6678: Ich muss mir wirklich was einfallen lassen, um dich noch zu überraschen, London Lane.
    LondonLane: Ja, das musst du.
    LJH6678: Gute Nacht, du Wunderschöne.
    LondonLane: Gute Nacht, Luke.

45
    Heute ist der letzte Tag vor den Sommerferien, und ich bin so ahnungslos, als wäre es mein allererster Tag auf der Highschool. Die wichtigsten Wege kenne ich natürlich vom nächsten Jahr, aber alles andere ist wie weggeblasen.
    Morgen ist kein Matheunterricht, also weiß ich nicht, neben wem ich sitze. Ab nächster Woche muss ich nicht mehr zu meinem Schließfach gehen, also habe ich keinen blassen Schimmer, wo es sich befindet. Schließlich kann Luke mich nicht rumführen wie ein Blindenhund.
    »Du kommst zurecht?«, fragt er und nimmt meine Hand. Er sieht fast so nervös aus, wie ich mich fühle. Wir sind auf dem Weg vom Parkplatz ins Gebäude und haben beide einen halbleeren Latte-Macchiato-Becher in der Hand.
    »Ich schaff das schon. Mom hat alles für mich aufgeschrieben.«
    »Cool«, sagt er. »Hat sie eigentlich schon was gehört?«
    »Nein, noch nicht.« Ich fühle ein Gewicht auf meiner Brust, das vielleicht nie mehr weggehen wird.
    »Komm, ich bring dich wenigstens noch sicher zu deiner ersten Stunde«, sagt Luke und lotst mich den Hauptgang entlang. Wir gehen schweigend nebeneinander her, und Luke muss mich ein paarmal aus dem Weg ziehen, damit ich nicht mit anderen Schülern zusammenstoße. Er lacht, als ihm klarwird, dass ich wie so oft auf ihre Schuhe gestarrt habe. Er bringt mich bis zur Tür der Umkleide und küsst mich zum Abschied.
    »Viel Glück!«
    »Danke«, sage ich und setze ein tapferes Gesicht auf. Am liebsten würde ich ihn mit Handschellen an mich ketten und ihn dazu zwingen, in jeder Stunde bei mir zu sitzen. Stattdessen straffe ich die Schultern und gehe allein hinein.
    *
    Nach Sport gehe ich mit Hilfe von Moms Zettel zu meinem Schließfach, um mir für die Stillbeschäftigung in der zweiten Stunde etwas zum Lesen zu holen. Luke hat mir das geraten, da die Mason anscheinend den Hang hat, auszurasten, wenn wir uns während des Unterrichts unterhalten.
    Als ich näher komme, sehe ich, dass
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