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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten
Autoren: Cat Patrick
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reden«, sagt Luke irgendwann, das Gesicht den Sternen zugewandt.
    »Worüber?«, frage ich, auch wenn ich mir schon denken kann, worauf er anspielt.
    »Über deinen Vorschlag, dass wir uns trennen.«
    Ich rutsche so nah an ihn heran, wie es geht. Am liebsten würde ich in ihn hineinkriechen.
    »Ich will ja nicht, dass wir uns trennen. Ich hab bloß gesagt, dass es vielleicht besser wäre. Für dich. Damit du nicht … erschossen wirst.« Ich spreche die Worte ohne rechte Überzeugung aus.
    »Ein Leben ohne dich wäre niemals besser für mich«, sagt Luke, und seine Stimme ist ernst. »Begreifst du das?«
    »Ja«, antworte ich wahrheitsgemäß. Ich will wirklich nicht, dass er geht. Vielleicht bin ich egoistisch. Oder ich habe ganz tief im Innern mehr Vertrauen in meine Fähigkeit, die Zukunft zu verändern, als ich zugeben will.
    »Dann vergessen wir die Sache also?«, fragt Luke entschlossen und nimmt meine Hand.
    »Einverstanden«, flüstere ich und küsse ihn sanft auf die Wange.
    »Und, konntest du dich an den Abend hier schon erinnern?«, will er eine ganze Weile später wissen.
    »Vermutlich, aber bestimmt wollte ich mir den Spaß nicht verderben. Es sollte eine Überraschung sein. Jedenfalls hab ich ihn nicht in meinen Aufzeichnungen erwähnt.«
    »Erinnerst du dich auch an die Sommerferien?«, fragt er weiter.
    »Ja«, sage ich gedehnt.
    »Das ist so unfair!«
    »Armes Baby«, sage ich. »Dafür hast du andere Erinnerungen, die ich nie haben werde. Du weißt, wie wir uns kennengelernt haben. Ich werde nie wissen, wie das war.«
    Luke dreht sich zu mir und gibt mir einen Kuss, der erst ganz sanft ist, dann aber stürmischer wird. Danach lassen wir uns wieder zurücksinken, um weiter die Sterne anzuschauen. Ich schmiege mich ganz eng an ihn und hoffe, dass ich ihn irgendwie retten kann. Ich will ihn nämlich nie, nie verlieren.
    Die Erinnerung an seinen schrecklichen Tod spukt mir immer noch im Kopf herum, aber ich habe neue Hoffnung geschöpft. In diesem Augenblick, in Lukes Armen, fühle ich mich stark und zuversichtlich. Ich werde ihn retten. Weil ich seinen Mörder kenne.
    Luke und ich liegen aneinandergekuschelt da, bis er mich sanft in die Seite knufft.
    »Wir sollten lieber los«, meint er leise. Ich muss eingenickt sein. »Noch mal werde ich nicht zulassen, dass du einschläfst, ohne dir vorher alles aufzuschreiben.«
    »Wieso nicht?«, frage ich und strecke mich. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und füge mit einem diebischen ­Lächeln hinzu: »Keine Angst, ich werde morgen früh schon noch wissen, wie du heißt.«

48
    15. 6. (Mi)
    Klamotten:
    – dunkelblaue Shorts, gepunktetes Tanktop
    – roter Bikini
    – weiße Flipflops (einen am See verloren)
    WICHTIG:
    Die Polizei hat die beiden Kidnapper von Jonas gefunden. (Sie »zeigen sich kooperativ«, was auch immer das heißen soll.) Mom hat es Dad schon gesagt. Sie ist ziemlich durcheinander, aber das ist verständlich. Mir geht es ja nicht anders. Ich habe eine Stunde lang ein künstlich gealtertes Foto von Jonas angestarrt und versucht, mich an ihn zu erinnern. Hat nicht geklappt, aber irgendwas ist da … keine Ahnung, was.
    Sonstiges:
    – den ganzen Tag mit Luke verbracht … in Gummireifen über den See geschippert; haben ein bisschen im Wasser rumgemacht … und im Wagen … und dann in meinem Zimmer, bis Mom nach Hause gekommen ist.
    – Jamie ist bis nächste Woche in L. A.
    – Dad anrufen!
    Meine Nerven flattern, als ich die Nummer wähle. Das ist unser drittes Telefonat, und ich erinnere mich an viele weitere, die noch kommen werden. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, sind mir einige Sachen über ihn wieder eingefallen. Ich weiß aus meinen Aufzeichnungen, dass diese Erinnerungen neu sind.
    Ich drücke die letzte Taste, und mir wird ein bisschen flau im Magen, als ich das leise Tuten in der Leitung höre. Es tutet noch mal, und ich vergewissere mich, dass meine Zimmertür geschlossen ist. Ein drittes Tuten. Hoffentlich hat er es nicht vergessen.
    Dann nimmt jemand ab.
    »Hallo?«, sagt eine tiefe Reibeisenstimme, deren Klang mich zugleich glücklich und traurig macht. Wir sind dabei, unsere Beziehung Stück für Stück wieder aufzubauen – das ist gut. Aber trotz allem spüre ich die ganze Zeit seinen stillen Schmerz – weniger gut.
    »Hi, Dad, wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s gut, Schatz. Was gibt’s Neues bei dir?«
    Er macht das immer, das ist mir schon aufgefallen: lenkt die Unterhaltung sofort von sich weg auf
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