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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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ein ehemaliger Gefangener, und würde sein Leben lang nichts anderes sein, genau wie sein Großvater.
    Sie starrten ihn an, dann wandten sie den Blick ab.
    »Bitte«, sagte er und sah sie der Reihe nach an. Er nickte in Richtung der Polizei. »Bald sie Leuten wehtun.«
    Die Frau atmete tief durch. »Wir müssen doch sowieso hier raus«, sagte sie zu ihrem Mann. »Da wäre es doch gut, einen Einheimischen dabeizuhaben.«
    »Was spielst du so?«, fragte der größere der beiden Jungen.
    Matthew zählte an den Fingern ab: » Svartalfheim Warriors , Zombie Mecha , Mushroom Kingdom , Clankers , Big Smoke , Toon … «
    »Echt alles?« Die Jungen waren sprachlos.
    Er nickte. »Alles.«
    Sie lachten, und er stimmte ein, während ringsum das Brüllen der Menge und das Donnern der Helikopter zu hören war.
    »Bist du dir auch sicher, dass das klappen wird?«, fragte die Frau. »Sicher?«, fügte sie auf Chinesisch hinzu. Er nickte zweimal.
    »Kommen mit«, sagte er, holte tief Luft und führte sie zur Polizeiabsperrung.
    Wei-Dong wollte Jie nicht wecken, doch er brauchte Schlaf. Schließlich legte er sich neben die Matratze und nahm seine Tasche als Kissen, damit er den Kopf nicht auf den schmutzigen Teppich betten musste. Erst lag er nur steif da. Das Zimmer war hell erleuchtet, und all das, was er gesehen und getan hatte, ging ihm noch lange durch den Kopf. Schließlich musste er wohl doch eingeschlafen sein, und zwar ziemlich fest, denn das Nächste, was er mitbekam, war, dass Jie ihn an den Schultern rüttelte und seinen Namen rief. Er öffnete die Augen einen Spalt.
    »What?«, brachte er hervor, dann fiel ihm auf, dass er Englisch sprach, und er fragte auf Chinesisch, was los sei.
    »Zeit zu gehen«, erklärte sie. »Schwester Nor hat gesagt, wir müssten jetzt los.«
    Als er sich aufsetzte, merkte er, dass er einen üblen, salzig-klebrigen Geschmack im Mund hatte, eine Mischung aus Teigtaschen und Schlaf. Peinlich berührt atmete er durch die Nase.
    »Wohin denn?«
    »Nach Hongkong. Und dann … « Sie zuckte die Achseln. »Taiwan vielleicht? Irgendwohin, wo wir die Geschichte der Toten erzählen können, ohne dafür verhaftet zu werden. Das ist jetzt am wichtigsten.«
    »Wie sollen wir über die Grenze? Ich hab kein chinesisches Visum.«
    Sie grinste. »Der Teil ist leicht. Wir gehen zu meinem Fälscher.«
    Der Plan war so gut wie jeder andere. Wei-Dong hatte selbst erlebt, wie die Webblys wieder und wieder ihre Papiere geändert hatten. Und Shenzhen war voller Fälscher.
    AuchdiesmalfuhrensiegetrenntmitderU-Bahn.ErstarrteaufseinendummenStadtplanundversuchte,wieeinblöderTouristauszusehen.Unsichtbar.Diesmalwaresleichter,weilringsumgeradesovielespassierte:JungeFrauenredetenüberJiesSendungund»die42«,PolizistenwandertenvonAbteilzuAbteil,kontrolliertendiePapierejederGruppe,dieausmehralsdreiPersonenbestand,durchsuchtendasGepäckundkonfiszierteneinmaleinBanneraufeinemBetttuch.Wei-Dongkonnteesnichtlesen,dochandernächstenHaltestelleführtediePolizeivierschreiende,umsichtretende Mädchen aus dem Zug. Shenzhen versank in Chaos.
    An der Börse stiegen sie aus. Er folgte Jie im Abstand von hundert Metern. Als sie an die Oberfläche kamen, stieß er jedoch fast mit ihr zusammen. Als er letztes Mal hier gewesen war, hatten sich auf dem Platz jede Menge zwielichtige Gestalten getummelt – Fälscher und Hehler, die auf Flyern ihre Dienste anboten, Restehändler, die mit ihren Wägelchen die Gehwege säumten, Obst- und Eisverkäufer. Jetzt drängelten sich hier Polizisten, die alle paar Meter Papiere kontrollierten und den Eingang zur Börse bewachten.
    Jie nahm ihr Handy und tat so, als telefonierte sie, damit sie nicht weiter auffiel. Wei-Dong studierte wieder seinen Stadtplan. Vorsichtig zogen sie sich in den Schutz des U-Bahnhofs zurück. Vor einer großen Umgebungskarte blieb sie neben ihm stehen.
    »Was jetzt?«, flüsterte er und gab sich Mühe, nicht die Lippen zu bewegen.
    »Wie wolltest du denn jemals wieder heim?«, fragte sie.
    Sein Magen krampfte sich zusammen. »Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, nie viele Gedanken gemacht«, gestand er.
    Sie zischte frustriert. »Du musst doch irgendeinen Plan gehabt haben. Kannst du nicht auf die gleiche Weise raus, wie du nach China reingekommen bist?«
    Er hatte nie jemandem die Einzelheiten seiner Pazifiküberquerung erzählt. Es wäre ihm ziemlich peinlich gewesen, zuzugeben, dass er Miteigner einer großen Reederei war. Davon abgesehen empfand er es auch nicht so: Sie
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