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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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schlafen ließen. Und morgen hatte sie Frühschicht. Fast wünschte sie, dass sich noch jemand im Forum aufhalten würde, mit dem sie über die Sache reden konnte. Sich gegenseitig zu bestärken tat gut, aber den meisten Usern schien es nichts auszumachen, dass Alex eine Freundin bekommen könnte. Und oberflächlich betrachtet, war es auch nicht wirklich schlimm. Und natürlich wusste sie, dass er nur ein Schauspieler in einer Serie war. Das wussten sie alle, aber darum ging es nicht. Sie selbst war nämlich die Einzige, die weiterdachte. Die Einzige, die in der Lage war, vorausschauend zu denken. Das konnte natürlich daran liegen, dass die anderen fast alle Teenager ohne Lebenserfahrung waren und Daniela konnte diese Dinge einfach besser einschätzen. Es lagen eben Welten dazwischen, ob man fünfzehn oder einundzwanzig war.
    Es handelte sich um eine Serie, aber die Schauspieler waren echte Menschen, die andere Menschen für die Kamera umarmten und auch küssten. Und Alex würde seine Filmfreundin küssen. Seine Lippen würden die ihren berühren. In echt. Und auch, wenn es nur gespielt war, würden sie sich nahe kommen, körperlich nahe. Und die Chance, dass er sich in seine Filmpartnerin verliebte, war gegeben. Dieser Gedanke war ihr allgegenwärtig.
    Kiran Advani, das war Alexander Garbachs richtiger Name. Ein schöner, indischer Name. Sein Name im echten Leben. Und in diesem echten Leben gab es noch keine Freundin, genau wie in der Serie. Aber das konnte sich ändern und diese naiven kleinen Mädchen trieben ihn dorthin. Daniela war sich bewusst, dass sie Kiran mit großer Wahrscheinlichkeit niemals persönlich treffen würde. Aber ganz ausgeschlossen war es nicht und sie arbeitete kontinuierlich daran. Und wenn es soweit war, dann würde sie vorbereitet sein. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas erlebt und sie spürte, dass es etwas Besonderes war, vielleicht sogar kosmisch vorbestimmt. Wenn es so etwas gab. Und das ließ sie sich nicht im Vorfeld schon kaputt machen.
    Daniela öffnete einen neuen Tab. Wenige Minuten später hatte sie sich eine neue Mailadresse eingerichtet. Sie wechselte zurück ins Forum und meldete sich als neue Userin mit dem Namen Carmen80 an. Sie öffnete die Diskussion um die neue Darstellerin und scrollte hinunter zu Dingdongs erstem Beitrag. Unter Dingdongs Signatur gab es einen Button für die Privatnachrichten. Daniela klickte darauf und gelangte in ihr noch leeres Postfach. Gut, dass man im BIH Forum nicht erst freigeschaltet werden musste. Daniela platzierte den blinkenden Cursor im Betreff-Feld.
    Deine Postings wegen Alex, schrieb sie und setzte den Cursor ins Nachrichtenfeld.
     
    Hey Dingdong,
     
    ich will dich warnen. Hör auf so einen kranken Scheiß zu verbreiten, du bescheuerte Bitch! Macht dir das Spaß, so einen Mist zu erzählen, ja? Willst du die User aufhetzen, willst du die BIH-Autoren dazu bringen, dass sie alles umschreiben? Vergiss es und halt die Fresse im Forum!! Ich weiß von anderen, dass sie dich auch scheiße finden, weil du so was schreibst. Und das ohne jeden Beweis, nur um uns zu ärgern. Lösch deine Beiträge, verpiss dich und hör auf, uns vollzuspamen!!
     
    Carmen
     
    Daniela las die Nachricht nochmals durch, dann drückte sie auf senden . Sie lehnte sich zurück und atmete durch. Dann wechselte sie wieder zu dem Anbieter für email-Dienste und richtete sich die nächste Adresse ein. Sie meldete sich als JimmyBFan im Forum an. Dann schrieb sie die nächste Nachricht an Dingdong.
     
    Hallo Dingdong,
     
    ich habe eben deine Beiträge im Forum gesehen und war schon etwas entsetzt. Ich wollte mich eigentlich gar nicht hier anmelden, aber dann habe ich es doch gemacht. Ich muss sagen, das ist schon ein starkes Stück, was du da behauptest. Du weißt vielleicht nicht, was solche Nachrichten in einem Forum auslösen können. Bitte geh verantwortungsbewusster mit deinen Aussagen um und denk nach, bevor du so etwas schreibst. Es wäre wahrscheinlich besser, alles zu löschen, bevor zu viele User das lesen.
     
    Trotzdem alles Gute für dich,
    JimmyBFan
     
    Daniela drückte auf senden . Dann organisierte sie sich die nächste Mailadresse. Noch dreimal schrieb sie mit unterschiedlichen Identitäten an Dingdong. Mal freundlich hinweisend, mal schimpfend. Sie achtete darauf, den Schreibstil zu wechseln. Am Ende war sie sehr zufrieden mit ihrem Werk. Dingdong würde sicher nichts mehr posten und sie selbst geriet nicht in Verdacht. Das Notebook war
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