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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Verena Wyss
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Kulturhistoriker suchten
den Ursprung in der menschlichen Angst vor der Leere, die zu Beginn aller Kunst
stehe, vor allem auch der arabischen, wodurch jedes Fleckchen einer Wand oder eben
eines Gartens ornamental ausgefüllt werden müsse. Dass in archaischen Kulturen die
Leere als Einfallstor für Ungeheuer gegolten habe. Doch es sei einfach ein Bild
für das menschliche Leben. Hier ließe sich sehr gut ein Labyrinthgarten als Parterre
anlegen. Wäre es nicht hier, träumte sie es sich für irgendwo. Doch zunächst ging
es um das Buch.
    Kam sie
dann nach Hause, lachte sie Francis an. Wer lacht, lockert sich aus seinen Koordinaten.
Ein kleiner Ruck, und du siehst dich aus Distanz.
     
    *
     
    Jeden Morgen dieser Spurt! Ja, sie
war tierliebend, zumindest das wusste sie, möglicherweise war sie ja auch menschenliebend.
Das nahm sie zumindest einmal an. Das mit der Tierliebe zeigte sich klar daran,
dass ihr der Geruch von Coopers Kopf, seiner Ohren, überhaupt seines Fells, ob feucht
oder trocken, angenehm war, reife Kumquat mit einer Spur Nelken. Schon als Kind
war sie selig gewesen beim Duft der Büschelnelken im Garten ihrer Großmutter. Wie
hatte Emily dies bloß geschafft! Natürlich, es musste Hubert sein, dem es nichts
ausmachte, ungewaschen und unrasiert auf die Gasse zu gehen, den Hund auf einen
Grünstreifen oder in den Rinnstein pinkeln zu lassen. Natürlich, deshalb diese Herrgottsfrühe,
da war noch niemand unterwegs, dem Coopers Pinkeln missfallen mochte, und im Dunkeln
wurde er weder von Anwohnern noch von Passanten genau beobachtet, ob er auch Coopers
Kot ins Säckchen packte und das Säckchen vorschriftsmäßig in einen der grünen Hundekotkasten
steckte, wie sie hier an jede Gassenecke gestellt waren. Also war Cooper auf Dunkelheit
konditioniert.
    Zuerst kam
ihre eigene Toilette, dann gingen sie nach unten.
    Sie zerrte
Cooper die Laube hinunter, überquerte die Gerechtigkeitsgasse. Dann steuerte sie
wo immer möglich in Richtung Nydeggplatz. Das winzige Stück Gras unter dem einen
Baum, und es spielte keine Rolle, ob das ein Ahorn war, eignete sich in ihren Augen
als Pinkelplatz, obwohl es nicht richtig war, so nah bei einer Kirche einen Hund
pinkeln zu lassen, auch wenn eine protestantische Kirche eigentlich nicht entweiht
werden konnte, da sie gar nicht geweiht war. Aber es war eine Frage des Anstands.
Und da es am Morgen in dieser Frühe nicht nur an Laubenpfeilern, auf Treppenstufen
und in dunklen Nischen nach menschlichem Urin stank, sondern durchdringend auch
auf dem Kirchplatz, da offensichtlich späte Heimkehrer weniger Hemmungen hatten,
wusste sie nicht, wie sie das Problem anders lösen sollte. Wo war die nächste Wiese,
auf die ein Hund pinkeln durfte? Zumindest stand da einer dieser grasgrün gestrichenen
Kästen.
     
    Pamela liebte das Laufen im Gelände.
Da Cooper so viel Bewegung brauchte, wagte sie einen Versuch mit Huberts Rad. Sie
würde ihn nicht wiederholen, auch wenn eine Stunde Radfahren dem Hund weit mehr
Bewegung brächte. Es war entsetzlich gewesen, auf diesem Rad zu sitzen und sich
an einen Hund gebunden zu fühlen, der plötzlich einer Katze nachrennen könnte. Sie
könnte sich nicht wehren, wäre ausgeliefert, würde mit dem Rad hinschmettern. Sowieso
war es viel zu aufwendig, das Rad den Nydeggstalden hinunterzuschieben bis an die
Aare, und nach der Tour müsste sie ja den steilen Stalden wieder hochkommen. Ebenso
war im Auto für Rad und Hund kein Platz.
     
     
    Josys Notebook
    Ja, ich
bin unstet, unkonzentriert, fahrig. Wilma hat ganz recht. Hat sie das? Es tönt so
negativ. Hätte ich eine Mama gehabt, nie hätte sie es so gesehen, genannt. Eine
richtige Mama, die liebt doch ihr Kind. Liebe macht nicht blind, sie hat bloß ihre
eigenen Vorzeichen.
    Es gibt
einen Anlass. Zumindest das Geschriebene ergibt eine Linearität, wenn alles verschwimmt,
lässt sich darauf zurückkommen. Andere aus meiner Klasse schmusen mit Gleichaltrigen
herum, früher nannte man es Petting, heute bist du einfach unterentwickelt, wenn
du es noch nicht getan hast. Ich bin eine dünne Bohnenstange, nichts von Frau. Dazu
eine Schulversagerin. Ich repetiere, doch ich bin in drei Hauptfächern weiterhin
ungenügend: Mathe, Französisch, Deutsch; ausgerechnet Mathe, ausgerechnet Deutsch.
Wilma meint, das tue ich meinem Vater zuleide, ich buhle um seine Aufmerksamkeit.
Ersteres stimmt, das Zweite nicht. Es müsste heißen, ich tue es auch ihr zuleide.
Sie hat die Stelle meiner Mutter eingenommen, als
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