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Flug durch die Sonne

Flug durch die Sonne

Titel: Flug durch die Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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»Was ihr von dem Schiff haltet, will ich wissen!«
    Dingo schob sich nach vorne.
    Er hatte seinen Raumanzug abgelegt, und Lucky sah ihn jetzt zum erstenmal unvermummt. Es war kein ganz angenehmer Anblick. Er war breit und schwer, und seine Arme hingen wie die eines Gorillas herunter. Oben auf den Fingern hatte er dunkle Haarbüschel, und die Narbe an seiner Oberlippe zuckte.
    »Mir gefällt das ganz und gar nicht«, meinte er.
    »Das Schiff gefällt dir nicht?« fragte Anton scharf.
    Dingo zögerte. Er richtete sich auf und warf die Schultern zurück. »Es stinkt.«
    »Warum? Warum meinst du das?«
    »Ich könnte es mit einem Dosenöffner kleinkriegen. Frag doch die anderen, ob sie nicht auch meiner Meinung sind. Diese Kiste hier ist mit Klebstoff und Kaugummi zusammengeklebt. Die würde keine drei Monate halten.«
    Ein zustimmendes Murmeln erhob sich. Der Mann mit dem grauen Schnurrbart meinte: »Ja, Kapitän, die Drähte sind mit Isolierband festgeklebt. Typische Pfuscharbeit. Die Isolierung ist schon fast durchgebrannt.«
    »Sämtliche Schweißnähte taugen nichts«, setzte ein anderer hinzu. »Ich wette, daß sie bald platzen.«
    »Läßt es sich reparieren?« erkundigte sich Anton.
    »Daran würden wir ein Jahr arbeiten«, erklärte Dingo. »Und die Kiste ist das gar nicht wert. Außerdem könnten wir es hier ja gar nicht tun. Wir müßten sie auf einen Felsen bringen.«
    Anton wandte sich Lucky zu und erklärte salbungsvoll: »Wir bezeichnen die Asteroiden immer als ›Felsen‹, müssen Sie wissen.«
    Lucky nickte.
    Anton fuhr fort: »Es hat den Anschein, daß meine Männer keinen besonderen Wert darauf legen, mit diesem Schiff zu fliegen. Warum, meinen Sie wohl, würde die Erdregierung ein leeres Schiff – und noch dazu ein so schlecht gebautes – überhaupt ausschicken?«
    »Das wird immer verwirrender«, meinte Lucky.
    »Dann wollen wir unsere Suche also fortsetzen.«
    Anton ging voraus. Lucky folgte dicht hinter ihm. Die Männer trotteten schweigend hinter ihnen drein. Lucky kribbelte es im Nacken. Anton ging hochaufgerichtet und furchtlos, als erwartete er keinen Angriff von Lucky. Kein Wunder – schließlich gingen zehn Bewaffnete hinter Lucky.
    Sie durchstöberten die kleinen Kabinen, die alle im Hinblick auf höchste Raumersparnis gebaut waren. Da waren der Rechenraum, das kleine Observatorium, das Fotolabor, die Messe und die Schlafräume. Sie glitten durch eine enge, etwas gewundene Röhre ins untere Stockwerk. Im Innern der Röhre war das künstliche Schwerefeld neutralisiert, so daß wunschgemäß jede Richtung »oben« oder »unten« sein konnte. Man bedeutete Lucky, den Anfang zu machen, und Anton folgte ihm so dicht, daß Lucky kaum die Zeit hatte, ihm aus dem Wege zu gehen, ehe der Piratenführer aus der Röhre schoß. Die harten, schweren Raumstiefel verfehlten sein Gesicht nur um ein paar Zoll.
    Lucky arbeitete sich hoch und wirbelte verärgert herum. Aber da stand Anton schon und lächelte freundlich und hatte seinen Strahler auf Luckys Herz gerichtet.
    »Ich bitte tausendmal um Vergebung«, sagte er. »Ein Glück, daß Sie so wendig sind.«
    »Ja«, murmelte Lucky.
    Im unteren Stockwerk befanden sich der Maschinenraum und die Kraftanlage sowie die leeren Haltevorrichtungen der Rettungsboote. Auch der Treibstoffvorrat sowie das Lebensmittel- und Wasserlager, die Luftumwälzanlage und der Atomschild lagen dort.
    Anton murmelte: »Nun, was halten Sie von all dem? Keine besondere Präzisionsarbeit vielleicht, aber beschädigt scheint mir auch nichts.«
    »Das ist schwer zu sagen«, erklärte Lucky.
    »Aber Sie leben doch seit Tagen auf diesem Schiff.«
    »Sicher, aber ich habe mich nicht damit aufgehalten, es mir anzusehen. Ich wartete einfach, daß es irgendwo landen würde.«
    »Aha. Nun, gehen wir wieder hinauf.«
    Lucky war diesmal wieder der erste. Aber diesmal landete er behende auf beiden Füßen und sprang mit der Eleganz einer Katze sechs Fuß zur Seite.
    Sekunden verstrichen, ehe Anton aus dem Schacht geschossen kam. »Nervös?« fragte er.
    Luckys Gesicht rötete sich.
    Dann folgten die übrigen Piraten, einer nach dem anderen. Anton wartete nicht, bis sie vollzählig waren, sondern ging wieder den Korridor hinunter.
    »Wissen Sie«, meinte er, »man könnte jetzt meinen, wir haben das ganze Schiff gesehen. Die meisten Leute würden das meinen. Sie nicht auch?«
    »Nein«, sagte Lucky ruhig. »Sie waren noch nicht im Waschraum.«
    Anton runzelte die Stirn, und einen Augenblick
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