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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers
Autoren: E. E. Knight
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Fahrzeuge abgestellt werden können, während ihr Inhalt durchsucht und inspiziert wird.
    Die Wachen marschieren ein wenig großtuerisch einher in ihren Tarnanzügen und den winterlichen Pelzkappen (im Sommer tragen sie schwarze Tropenhelme). Ihre mit Zielfernrohren und Bajonetten ausgestatteten Karabiner halten sie stets im Anschlag, als wollten sie Gästen des Anwesens demonstrieren, dass sie jederzeit bereit wären, mit Ärger fertigzuwerden, sei er nun fern oder nah. Sie gehorchen nur dem Dienstherrn mit dem Messingring und dem Pfaffen mit seinem weißen Kragen, während sie in Geländefahrzeugen über das Anwesen patrouillieren - oder auf einem Araberwallach mit großen Augen, so hält es zumindest der romantisch veranlagte Sicherheitschef mit seiner Reitgerte mit der silbernen Spitze, die er als Zeigestab benutzt.

    Nicht dass es in dieser ruhigen Ecke Iowas viel Ärger gäbe, so weit entfernt von den lästigen Grogs des Missouri Valley und der üblen Guerillabande, die sich jüngst in der Region Indian Head in Wisconsin gebildet hat. Die Sicherheitsleute können sich gemütlich in ihren Geländefahrzeugen mit ihren Viehtreibern duellieren - stabförmige Elektroschocker, mit denen auch Landstreichern und »Mexicretins« ohne sie zu töten auf die Sprünge geholfen wird, damit sie nicht auf dem Anwesen um Arbeit oder Spenden betteln.
    Erst an diesem Morgen, als gerade ein frischer Wind aufkam und die Reste des nächtlichen Schnees aufwirbelte, hatte ein Sicherheitstrupp einen Landstreicher aus seiner Zuflucht in der verrosteten, von Unkraut überwucherten Karosse eines SUV gescheucht, die ohne Reifen an der Stelle im Wald stand, an der sie 2022 liegengeblieben war. Sie weckten ihn mit einem Viehtreiber und schickten ihn seiner Wege, nachdem sie den schmuddeligen Kram in seinen an den Rändern ausgefransten Taschen oberflächlich durchwühlt hatten. Er besaß einen Arbeitsausweis aus Wisconsin, der verriet, dass er zum letzten Mal vor einem Jahr gearbeitet hatte, und er schwor, dass er vorhatte, in seine Heimatprovinz Eau Claire zurückzukehren. Seine Bitte um Essen lockte den Viehtreiber erneut hervor und brachte ihm konkrete Anweisungen ein, wie er die nächste Herberge der New Universal Church in knapp dreißig Kilometern Entfernung erreichen konnte - das Pfarrhaus von Weathercut Manse bleibt grundsätzlich dem Anwesen und seinen Bewohnern vorbehalten.
    Nun stolpert der Landstreicher die Straße hinunter, geht mit angezogenen Zehen auf die leidende Art eines Mannes, der schon zu weit auf schlechtem Schuhwerk gelaufen ist. Er trägt ein Hemd ohne Knöpfe, das er mit einer im Rücken überkreuzten Ranke gebunden hat. Sein Gesicht, beschattet von einem fettigen Wust wirrer schwarzer Haare, verbirgt sich unter einer dicken, dauerhaften Schmutzschicht, und seine braunen Augen, die ständig zu Boden blicken, geben wenig preis. Doch dieses Gesicht hat Kummer erlebt; eine alte Narbe verläuft vom rechten Auge abwärts, und sein Kinn ist ein
wenig schief, was ihm jedoch auch einen sonderbar vergnügten Ausdruck gibt, da es beinahe so aussieht, als zöge er beständig heimlich belustigt einen Mundwinkel hoch.
    Der einzige Gegenstand aus seiner Habe, der Interesse hätte wecken können, ist sein kurzer Gehstock, den er dazu benutzt, sein unübersehbares Humpeln ein wenig abzuschwächen. Das verdrehte Holz mündet in einer Stahlkappe, wo der Stock auf die Straße prallt, während an dem knotigen oberen Ende eine Lederschlinge nebst einem kurzen Griff zu sehen sind.
    Einer der Wachleute, die ihn befragten, sah aus, als dächte er daran, den Stock zu konfiszieren, aber der alte Landstreicher erzählte ihnen eine überzeugende Geschichte, derzufolge er ihn als Belohnung erhalten hatte, nachdem er im Dienst des TMCC in Little Rock während Solons kurzer Amtszeit im Kampf verletzt worden war. Auf der Rückseite seines Ausweises prangte ein halb abgefallener glänzender, silberner Stern - die Sorte, die Grundschullehrer für gute Rechtschreibung zu vergeben pflegten - und ein Entlassungsstempel. Ein finsterer Blick des Truppleiters, selbst ein Veteran des TMCC, reichte, damit der Landstreicher seinen Stock zurückbekam.
    Die Straße führt einen von Bäumen gesäumten Hügel hinauf - nur ein unromantischer Geist würde ihn als Höhenzug bezeichnen -, ehe sie die Grenze der Ländereien von Weathercut erreicht. Danach führt sie wieder bergab und über einen Bach.
    Der Landstreicher kontrolliert einen mit Abfällen gefüllten
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