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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold
Autoren: Carrie Jones
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dem Kopf. »Cool, cool, cool. Toll, dass ich dich kennengelernt habe. Was hast du in der nächsten Stunde?«
    »Sport.« Ich lächle wieder. In Charleston mag ich Sport. Der Unterricht findet immer im Freien statt. Keine Bücher. Man muss mit niemandem sprechen, außer um sie zu ärgern. Man kann in der Menge untergehen.
    Sie wippt auf ihren Fersen auf und nieder. Ihr Rock schwingt um ihre Beine. Er ist superlang und fließend wie ihre Haare. »Cool. Sport findet in der Sporthalle statt. Natürlich findet der Sportunterricht in der Sporthalle statt. Ach, ich bin ja blöd!«
    Sie schlägt sich so heftig mit der Hand gegen die Stirn, dass ich ihr schon einen Eisbeutel holen will, aber es geht ihr offenbar gut und sie stößt hervor: »Da muss ich ja auch hin. Wir können zusammen gehen.«
    »Oh.« Ich bleibe mitten auf dem Gang stehen und schaue mich nach Ian um, aber ich kann ihn nicht entdecken. Keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Auf einmal fühle ich mich im Stich gelassen.
    »Suchst du Ian?«
    Ich zucke die Achseln, »Ähm … ja. Wahrscheinlich. Er zeigt mir alles.«
    Ihr Lächeln erlischt und sie runzelt die Stirn.
    »Was ist?«
    »Er scheint dich zu mögen. Ich sage ihm, dass ich dich zum Sport begleite. Er macht alles zu hundert Prozent. Wenn du ihn lässt, eskortiert er dich das ganze Jahr.« Sie nimmt ihr Telefon und simst ihm, dass sie mich zum Sportunterricht begleitet. »Okay. Alles klar.«
    Dieses Mädchen ist tatkräftig, das gefällt mir. Sie hängt sich bei mir ein und sagt verschwörerisch: »Die Neue zu sein ist schwer. Ich war auch mal die Neue.«
    »Echt? Wann bist du hierher gezogen?«
    »In der ersten Klasse.«
    Ich verziehe das Gesicht, und sie lacht. »Es war trotzdem schwer. Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Alle haben mich angestarrt und mich abgecheckt, denn ich war die Neue, und sie wollten herausfinden, ob ich es wert bin, in ihr Rudel aufgenommen zu werden oder nicht. Es war schrecklich. Einen ganzen Monat lang hat in der Pause niemand mit mir gespielt. Alleine schaukeln ist nicht cool, nicht jeden Tag. Und schon gar nicht, wenn alle anderen Tetherball oder Fangen spielen.«
    Sie klingt so traurig. Ich ziehe sie dichter an meine Seite. Ich möchte auf sie aufpassen. »Aber das ist lange vorbei.«
    Sie zuckt die Achseln und lächelt mich an. »Ja. Und es hat nicht ewig gedauert, nicht wahr? Aber ich erinnere mich daran, wie schwer es war.«
    Sie senkt die Stimme zu einem Flüstern, als wir an Megan Crowley und ihrem Gefolge von Mädchen vorbeikommen, die auf den Fluren einer Highschool hip aussehen wollen – wobei schon der bloße Versuch einfach lächerlich ist, denn wir befinden uns tatsächlich auf dem Flur einer Highschool. »Mich konnte Megan Crowley auch nicht leiden.«
    »Ist das so offensichtlich?«, frage ich.
    Issie nickt. »Sie hasst alle, die für sie eine Bedrohung sein könnten.«
    »Warum bin ich eine Bedrohung?«
    Sie zieht ihren Arm aus meinem und schlägt mit ihrem Notizblock nach mir. »Versuch gar nicht erst, solche Spielchen mit mir zu treiben.«
    Sie kichert wieder und zieht die Tür zur Umkleidekabine auf. Ich rieche Babypuder und stinkende Laufschuhe und ich lächle. Es riecht so vertraut. Wenn ich die Augen schließe, könnte ich fast so tun, als wäre ich zu Hause.
    Aber das bin ich nicht.
    »Diese Megan.« Ich flüstere, denn Megan ist mit ihrem Gefolge in die Umkleide gerauscht. »Ist die vielleicht ein bisschen seltsam?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß auch nicht …« Ich erinnere mich daran, wie sie einen Augenblick lang nicht real zu sein schien. »Komisch. Vergiss es.«
    »Vergessen ist immer gut«, sagt Issie, aber dann bleibt sie abrupt stehen und taumelt nach hinten. »Oh mein Gott!«
    »Was ist? Was ist los, Issie?« Ich schaue herum, ob vielleicht eine Spinne oder so über den Boden krabbelt. Vielleicht hat Issie eine Spinnenphobie. Das ist nichts Ungewöhnliches.
    Issie schaut mich panisch an, schluckt und dann sprudeln die Wörter aus ihrem Mund, als führten sie ein Eigenleben. »Wir laufen heute. Auf Zeit. Eine Meile. Oh Gott, das ist so uncool. Das ist so yabba-dabba-blöd.«
    Ich mache fast einen Luftsprung und umarme sie. »Eine Meile auf Zeit! Großartig.«
    »Großartig? Eine Meile auf Zeit laufen? Du bist wirklich verrückt.« Sie öffnet ein Schließfach und zieht Sportsachen heraus. »Vielleicht passt du ja doch hierher.«
    Ich ziehe mein altes, graues U2-T-Shirt an. Es eignet sich wunderbar dazu, eine Meile auf Zeit zu
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