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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche
Autoren: Kaja Evert
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sammelte seine Magie und stieß Keyla mit den Händen seines Geistes heftig von sich. Sie schrie überrascht auf und taumelte einige Schritte von ihm fort. »Verfluchter Magier, ich werde dich – aah!«
    Sie wand sich plötzlich am Boden, brüllte vor Schmerzen. Mit zitternden Knien trat Adeen auf sie zu: Ein Pfeil steckte in ihrem Rücken. Die weißen Federn am Schaft schimmerten schwach in der Nacht. Einen Augenblick später war sie von Soldaten eingekreist. Sie grub ihre Hände ins Gras, hob mit sichtlicher Anstrengung den Kopf und zog die Lippen von den Zähnen zurück. Mehr einem verletzten Raubtier als einem Menschen glich sie jetzt.
    »Ihr könnt mich töten«, würgte sie hervor, »aber da sind andere … viele andere … sie werden meine Arbeit weiterführen … werden die Himmelsgeborenen ausrotten – werden Rashija geben … was es verdient.«
    »Halt den Mund, Frau!«, schrie einer der Soldaten. Sein roter Umhang verriet, dass es der Anführer des Trupps sein musste. »Niemand will …«
    Er verstummte, da Keylas Kopf herabsank, zögerte und bückte sich zu ihr hinab, drehte sie vorsichtig um. Einer der anderen Soldaten leuchtete ihm mit einer Fackel, und das Licht glänzte in ihren gebrochenen Augen.

23
    Adeens Entscheidung
    I ch kann es kaum glauben. Ich schäme mich, dass ich jemals mit dieser Frau zusammengearbeitet habe.« Im Morgenlicht wirkte Schwärmers Gesicht grau, übernächtigt. Sie saßen zusammen in dem Zelt, das der alte Mann dank seiner Ehrenstellung seit neustem bewohnte, tranken heißen Tee und aßen das Brot, das ihnen die Lagerverwaltung zum Frühstück zugeteilt hatte. Alle bis auf Yoluan brachten kaum etwas hinunter. »Wenn ich es nur geahnt hätte – ich hätte versucht, sie aufzuhalten! Warum war ich nicht auch dort zur Stelle?«
    »Ein Glück, dass du nicht dabei warst.« Adeen tastete über seinen Hals. Der Schnitt war nicht lang und nicht tief, aber er schmerzte. »Sie war zu allem entschlossen. Fast hätte sie mir die Kehle durchgeschnitten, weil ich sie aufgehalten habe!«
    »Wenn du nicht gewesen wärst, wäre sie vielleicht bis nach Rashija durchgebrochen.« Talannas Miene war düster. Sie drehte den Teebecher in den Händen, ohne daraus zu trinken. »Wo sind ihre Leute jetzt?«
    »Soviel ich gehört habe, haben die Soldaten einen Teil von ihnen gefangen genommen, aber viele sind entkommen.«
    »Wahrscheinlich verstecken sie sich wieder im Wald«, sagte Schwärmer, »und suchen neue Verbündete für ihren Kampf gegen Rashija. Es wird ihnen nicht schwerfallen. Diese ganze Region wurde seit Jahrzehnten unterdrückt. Es mag mehr Menschen da draußen geben, die Rashija in Flammen sehen wollen, als Friedensstifter. Ich fürchte, Keyla hat die Wahrheit gesagt: Auch wenn sie tot ist, wird sich jemand finden, der ihre Arbeit fortsetzt.«
    Trauer und Enttäuschung überschwemmten Adeen. Keyla hatte Talanna, Yoluan und ihm das Leben gerettet. Es war schlimm, dass sie auf diese Weise gestorben war.
    »Du hattest recht, Schwärmer«, sagte Talanna, und ihr Gesicht verfinsterte sich noch mehr, »Rashija ist auf dem Boden nicht sicher.«
    »Ich habe bereits mit der Königin gesprochen.« Schwärmer kratzte sein stoppliges Kinn. »Der Heiler wäre fast auf mich losgegangen, als ich mich nicht verjagen ließ – ich dachte, er würde mich mit seiner Schere aufspießen! Nun, jedenfalls war die Königin meinen Argumenten gegenüber jetzt zugänglicher.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Talanna.
    »Rashija wird wieder fliegen. Aber nur als vorübergehende Sicherheitsmaßnahme, damit nicht andere wie Keyla ihr Glück versuchen.«
    Schweigen breitete sich aus.
    »Das könnte die Stadt zwar vor Angriffen von außen schützen«, sagte Talanna, »aber was ist mit den Unruhen auf den Straßen? Die Menschen wollen Rache an den Draquern. An meinem Volk. Vielleicht werden sie sie alle abschlachten.«
    »Die Königin wird Schutztruppen entsenden. Es ist eine Übergangslösung – nur dauerhafter Friede wird die Menschen davon abhalten, sich gegenseitig umzubringen.«
    »Es gefällt mir trotzdem nicht.« Der Tee schwappte aus Talannas Tasse, als sie sie zu heftig schwenkte, und sie stellte sie ärgerlich ab. »Ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist. Wir haben alle erlebt, wie gefährlich Rashija sein kann, wenn sie isoliert ist.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Nein.«
    »Dann stellt sich auch noch die Frage, wie wir diesen riesigen Felsklotz wieder in die Luft bringen. Wir werden ihn
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