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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig!
Autoren: Jonathan Kellerman
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Geheimnis, versuchte damit zu leben. Und gebar eine wunderschöne rothaarige Tochter, die zu einem wilden Teenager heranwächst. Der Liebhaber der Mutter ist auch noch in der Gegend; er versucht, dem Recht in La Vista Geltung zu verschaffen. Aber inzwischen ist er nicht mehr Deputy, sondern der Ober-Honcho des Distrikts. Der Mann, zu dem ein jeder aufblickt. So mächtig, daß er tonangebend ist in der Stadt. Wer den Sheriff in der Tasche hat, bekommt überall Freifahrttickets.«
    Alle Spuren der Heiterkeit waren aus dem langen, bärtigen Gesicht gewichen. Er strich sich wieder über den Bart, kaute dann einen Grashalm und spuckte ihn aus.
    »Schäbige kleine Leute mit ihren miesen kleinen Intrigen«, zischte er wütend. »Und glauben auch noch, daß ihr Leben in irgendeiner Weise bedeutungsvoll ist.«
    »Sie haben ihm eine Kopie von der Akte geschickt, haben ihn zu einem Gespräch nach Beverly Hills eingeladen und rechneten wohl damit, daß er Sie ignorieren oder sagen würde, Sie sollen zum Teufel gehen. Was hätte ihm schlimmstenfalls passieren können? Ein kleiner Skandal? Vorzeitige Pensionierung? Aber er war da, gleich am nächsten Tag, nicht wahr?«
    Matthias lachte laut. Es war kein angenehmes Lachen.
    »Früh am Morgen«, sagte er und nickte. »In dieser lächerlichen Cowboyaufmachung. Er versuchte sich als Macho zu geben und zitterte dabei in seinen Stiefeln. Dieser Narr.«
    Er genoß die Erinnerung.
    »Sie haben sofort gewußt«, fuhr ich fort, »daß Sie bei ihm einen wunden Punkt berührt hatten. Sicher, worum es wirklich ging, haben Sie erst im darauffolgenden Sommer herausgefunden, als das Mädchen bei Ihnen arbeitete, aber Sie brauchten den Grund für seine Angst nicht zu wissen, um daraus Kapital schlagen zu können.«
    »Er war ein Bauernschädel«, sagte Matthias. »Er wäre auf jeden Bluff hereingefallen.«
    »Der darauffolgende Sommer muß für Sie sehr interessant gewesen sein«, sagte ich. »Immerhin wurde Ihre nagelneue Sozialstruktur von einer Sechzehnjährigen bedroht.«
    »Sie war eine kleine Nymphomanin«, sagte er verächtlich. »Und sie war scharf auf ältere Männer. Ich habe Gerüchte gehört von dem Augenblick an, seit sie bei uns war. Einmal hab’ ich sie erwischt, wie sie in der Küche an einem Sechzigjährigen Fellatio ausgeführt hat. Ich habe ihr die Leviten gelesen und Houten gerufen. Als sie einander gegenüberstanden und sich anschauten, wußte ich, warum ihn diese Unterlagen, die ich ihm gezeigt hatte, in einen großen Wackelpudding verwandelten. Er hatte, ohne es zu wissen, mit seiner eigenen Tochter gebumst. Jetzt war ich ganz sicher, daß er mir gehörte. Für immer. Und von da an hab’ ich ihn zwingen können, mir zu helfen.«
    »Das muß Ihnen sehr gelegen gekommen sein.«
    »Außerordentlich«, gestand er grinsend ein. »Wenn mal wieder streng kontrolliert wurde an der Grenze, zum Beispiel vor irgendwelchen Wahlen, ist er selbst nach Mexiko gefahren und hat die Ware für uns abgeholt. Nichts ist besser als der persönliche Schutz unserer Freunde und Helfer.«
    »Wirklich eine fabelhafte Organisation, die Sie da aufgebaut haben«, sagte ich. »Und erhaltenswert. Wenn ich Sie wäre, würde ich die hundertfünfzigtausend als überaus günstigen Sonderpreis betrachten.«
    Er verlagerte das Gewicht, und ich nahm die Gelegenheit wahr, die Beine anders übereinanderzuschlagen. Mir war der untere Fuß eingeschlafen, und ich schüttelte ihn sachte, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
    »Was ich bisher gehört habe, sind reine Vermutungen«, erwiderte er kühl. »Nichts, was einen solchen Handel wert wäre.«
    »Das ist noch nicht alles. Sprechen wir von Doktor August Valcroix.
    Ein Übriggebliebener aus den sechziger Jahren, ein begeisterter Anhänger einer der jeweiligen Situation angepaßten Moral. Ich weiß nicht, wie Sie beide aneinandergeraten sind, aber wahrscheinlich hat er oben in Kanada gedealt und ein paar Ihrer Partner gekannt. Er wurde zu einem Ihrer Verkäufer und übernahm die Verteilung im Krankenhaus. Gibt es ein besseres Aushängeschild als einen vertrauenswürdigen Doktor der Medizin?
    Wie ich es sehe, dürfte er auf zweifache Weise in den Besitz der Ware gekommen sein. Manchmal ist er hierhergefahren, um sie abzuholen, unter dem Vorwand, ein Seminar zu besuchen. Wenn das nicht bequem war, schickten Sie das Zeug per Kurier zu ihm. Zum Beispiel Graffius und Delilah, als sie angeblich die Swopes besuchten. Ein Freundschaftsbesuch - nach dem
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