Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
uniformierte Kollegen hielten die Leute auf Abstand. Walde bat die Polizisten, ein Auge auf den Hund im Wagen zu werfen, während er hoch zur Halle ging.
     
    Während Walde sich im Vorraum der Toilette lauwarmes Wasser über seine kalten, blutverschmierten Hände und Arme laufen ließ, stand Grabbe mit seiner Jacke im Arm neben ihm und berichtete, was François im Krankenwagen ausgesagt hatte.
    »Gut, dass ich nicht dabei war«, sagte Walde, als sein Kollege geendet hatte. Noch während er sich mit Papiertüchern abtrocknete, wurde die Tür aufgerissen und Gabi rief herein: »Da seid ihr ja!«
    »Hast du uns auf der Damentoilette vermutet?«, fragte Grabbe.
    »Was habt ihr vor?«
    »Uns den Zelig vorzuknöpfen!« Walde entriss Grabbe die Jacke und lief zur Tür. Im Foyer liefen Gabi und Grabbe hinter ihm her zum Halleneingang.
    Der Museumsdirektor kam in dem Moment aus der Tür, als Walde hineinwollte. Um Haaresbreite wäre er mit ihm zusammengestoßen.
    »Herr Dr. Zelig, wir möchten Sie sprechen«, sagte Walde.
    »Tut mir Leid, ich habe eine Verabredung.« Zelig trug auf der einen Seite eine ausgebeulte schwarze Aktentasche, auf der anderen ein dickes, großformatiges Buch.
    »Wir müssen darauf bestehen«, beharrte Walde.
    »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    »Leider, nein.«
    »Ich hoffe, Sie haben gute Gründe.«
    »Lassen Sie das ruhig unsere Sorge sein, Herr Doktor«, keuchte Gabi, noch etwas außer Atem.
     
    Mangels Alternativen nahmen sie schließlich mit einem Geräteraum vorlieb, der von der Halle durch eine Faltwand abgetrennt war. In der fensterlosen Kammer hing ein Geruch nach abgestandenem Schweiß und Gummi.
    Ins Präsidium wollte Walde wegen Quintus’ Zustand nicht fahren.
    Der Museumsdirektor nahm auf einem Kasten mit abgewetztem Lederbezug Platz. Walde setzte sich Zelig gegenüber zwischen Grabbe und Gabi auf einen Stapel Gummimatten, die tiefer einsanken, als er angenommen hatte.
    »Herr Dr. Zelig, dieses Kupfergefäß mit dem Bajonettverschluss, das wir gestern bei Ihnen sichergestellt haben, gibt uns Rätsel auf«, begann Grabbe die Vernehmung.
    »Ja?«
    Die dürre Reaktion des Museumsdirektors überraschte Grabbe. Er hatte damit gerechnet, in einen Hagel von schwer widerlegbaren Belehrungen ob der Beliebigkeit und des häufigen Auftretens dieser Gefäßform zu geraten.
    »Ist Ihnen die Ähnlichkeit zu dem Gefäß aufgefallen, in dem der Münzschatz deponiert war?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie etwas konkreter werden?«, bat Walde.
    »Was soll ich dazu sagen?«
    »Sie müssen doch wissen oder zumindest darüber nachgedacht haben, um welche Gefäße es sich handelt, die Sie zu Hause gehortet haben.«
    »Das habe ich natürlich.« Zelig spielte offensichtlich auf Zeit.
    Von nebenan waren Gemurmel und die Schritte der Besucher aus der Halle zu hören.
    »Sie haben zugegeben, in der Tatnacht an Theis’ Haus in Steineberg gewesen zu sein.«
    »Er hatte mir am Telefon gesagt, dass er einen Fund gemacht habe und meinen Rat benötige.« Zelig stand auf und richtete seine zur Seite gefallene Tasche wieder auf, die er an den Kasten gelehnt hatte.
    »Etwas Aktuelles?«
    »Nein.« Zelig zog seine Jacke aus und legte sie neben sich. Er reckte den Kopf nach hinten, schnaufte und lockerte seine Krawatte. »Es ging um eine Geschichte, die schon verjährt ist.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Er sagte, er wolle reinen Tisch machen. Die Geschichte lag mehr als fünf Jahre zurück.«
    »Nach Paragraph 78 der Strafprozessordnung beträgt die Verjährungsfrist fünf Jahre bei Taten, die im Höchstmaß mit Freiheitsstrafen von mehr als einem bis zu fünf Jahren bedroht sind«, referierte Grabbe. »Die Unterschlagung des zweiten Schatzgefäßes aus der Schwesternklinik ist fast sieben Jahre her.«
    Zelig öffnete die beiden obersten Knöpfe seines Hemdes.
    »Das bedeutet aber nicht, dass Theis den Fund behalten durfte«, übernahm Walde wieder das Wort. »Er wollte mit Ihnen die Übergabemodalitäten verhandeln.«
    »Kann sein.« Zelig lief ein Schweißtropfen über die Schläfe.
    »Er wollte sich nicht so abspeisen lassen, wie es damals Joachim Ganz ergangen ist.«
    »Das ist alles reine Spekulation«, sagte Zelig.
    »Sie fuhren in der Nacht nach Steineberg und fanden Theis schwer verletzt auf dem Fußboden. Da haben Sie Panik gekriegt, Theis könnte Ihnen nicht mehr verraten, wo sich der Schatz befindet.« Walde beobachtete, wie sein Gegenüber zum Sprechen ansetzte und kam ihm zuvor. »Wenn Sie im Haus waren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher