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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel
Autoren: Mischa Martini
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dann können wir Ihnen das nachweisen. Unseren Technikern genügt schon eine Hautschuppe, da ist nicht einmal ein Haar erforderlich.«
    Zelig wischte sich mit dem Hemdsärmel über die Stirn.
    »Ihr Wagen ist vor dem Haus gesehen worden«, sagte Walde. »Theis war schwer verletzt. Sie wollten den Schatz nicht ein zweites Mal verlieren.«
    »Blödsinn.«
    »Sie haben geahnt, was damals in der Schwesternklinik vorgegangen ist. Fatalerweise waren Sie persönlich zugegen, als der Bagger auf das Gefäß mit den Goldmünzen gestoßen ist.« Walde hielt inne. Als der Museumsdirektor nicht reagierte, fuhr er fort: »Keinen Steinwurf entfernt wurde der sensationelle Goldfund gemacht und Sie inspizieren einen läppischen Brunnen. Auch die zweite Chance lassen Sie sich entgehen. Als Sie abends angerufen werden, sind Sie bei einer Weinprobe, die Ihnen nichts als einen Kater und die verpasste Chance einbringt, in die Fußstapfen der ganz großen Entdecker zu treten.«
    »Nein.« Zelig schüttelte den Kopf, ohne dabei jemanden anzusehen.
    »Dieses ominöse zweite Gefäß hat Sie daran gehindert, die Publikation über die archäologische Sensation abzuschließen«, sagte Walde, der es bedauerte, dieses Gespräch nicht auf Band aufzeichnen zu können. »Und am 27. Januar dieses Jahres war die Lösung, die Erlösung, so nah. Auf diesen Augenblick haben Sie fast sieben Jahre gewartet.«
    »Reine Phantasie.« Zelig schüttelte den gesenkten Kopf.
    »Sie hätten in Mainz einen stattlichen Finderlohn heraushandeln können.«
    »Sie haben wirklich eine blühende Phantasie«, sagte Zelig.
    »Ihre Reputation stand auf dem Spiel! Die Sache hat seit sieben Jahren an Ihnen gefressen. Die Auffindung eines zweiten Gefäßes hätte Sie bis auf die Knochen blamiert. Und Sie haben es gefunden, bei Theis auf dem Fußboden unterm Bücherregal.«
    »Wenn Sie glauben, das zweite Gefäß bei mir gefunden zu haben, dann zeigen Sie mir bitte auch den Inhalt.«
    »Theis hat die Katastrophe in Thailand genutzt, um sich vor seinem Gräberkollegen Francois in Sicherheit zu bringen. Wahrscheinlich hätte der sich nicht mit seinem Anteil zufrieden gegeben. Und nach einem Jahr hat Theis eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hatte und wollte klaren Tisch machen. Dafür hat er sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt.«
    »Und ich soll ihn umgebracht haben?«
    »Sie waren so nah dran.« Walde ließ einen kleinen Spalt zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand.
    »Und mussten fürchten, dass Francois zurückkommt und alles zunichte macht. Da haben Sie die Nerven verloren!« Walde erhob sich. »Herr Dr. Zelig, ich nehme Sie fest, weil Sie unter dringendem Tatverdacht stehen, Aloys Theis getötet zu haben.«
    Zelig sackte in sich zusammen.

Samstag, 4. März
    Monika, die Kamera im Anschlag, beugte sich in Waldes Büro aus dem Fenster. In fast allen Räumen des Präsidiums, die zum Hof lagen, schauten ebenfalls Kollegen hinaus.
    Unten hatte sich ein Großteil der Besucher versammelt, die in der letzten Stunde das Präsidium besichtigt hatten.
    Monika hatte sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt, wie groß das Interesse an diesem ersten Tag der offenen Tür im neuen Polizeipräsidium sein würde. Sie schätzte, dass es gut und gerne fünfhundert Leute waren, die dort unten im Nieselregen standen und nur eine schmale Gasse für die Vorführung der Hundestaffel freiließen. Polizeipräsident Stiermann kündigte gerade im lockeren Stil eines Entertainers den nächsten Programmpunkt an.
    Die meisten Kinder, die vor den Erwachsenen in den ersten Reihen standen, trugen selbst gemachte Buttons. Manche hatten keine Zeit gefunden, sich die Hände zu waschen, nachdem sie ihre Fingerabdrücke abgegeben hatten und erkennungsdienstlich mit Nummer und allem Drum und Dran, inklusive Foto, erfasst worden waren.
    »Ich kann es nicht fassen, wie ruhig du bist«, sagte Walde, der sich das Fenster nebenan mit Grabbe und Quintus teilte. Der Hund hatte seine Pfoten auf die Fensterbank gelegt.
    »Meine Arbeit ist getan«, sagte Monika. »Wir haben ein Scheißwetter, und die Leute sind trotzdem gekommen.«
    »Vielleicht gerade deshalb«, sagte Gabi, die neben Monika stand.
    Stiermanns Rede erntete noch Applaus, als von der Straße her ein Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn über den nassen Asphalt in den Hof gerast kam.
    Noch bevor der Wagen hielt, sprang aus dem Beifahrerfenster ein Schäferhund und sauste los. Walde bangte für einen Moment um die
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