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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel
Autoren: Mischa Martini
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dem Unterstand auf die Straße.
    Mit nach vorn gestreckter Waffe rannte Gabi hinaus. Der Motorradfahrer raste unbeeindruckt an ihr vorbei.
    Gabi blieb keine Sekunde, sich zu entscheiden. Im Augenblick war niemand auf der Straße unterwegs. Das Motorrad würde gleich die Kurve erreichen. Sie schoss in die Luft. Die Maschine fuhr weiter. Doch plötzlich machte sie einen Schlenker nach rechts und krachte in ein geparktes Auto. Das Glas einer Seitenscheibe ging zu Bruch. Der Motorradfahrer wurde hochgeschleudert und flog über das Wagendach in den steil abfallenden Hang. Gabi sicherte die Waffe, behielt sie aber noch in der Hand, als sie über die Straße lief. Das Motorrad lag mitten auf der Straße, das Vorderrad wies nach oben. Eine Lache hatte sich darunter gebildet. Undefinierbare Teile lagen zwischen den Glassplittern, die unter den Schuhen von Walde und Grabbe knirschten, die jetzt ebenfalls angelaufen kamen.
    »Quintus wurde angeschossen«, rief Gabi Walde zu »Er liegt da drüben in der offenen Garage. Wir kommen hier klar!«
    Hinter dem Wagen, über den der Motorradfahrer gestürzt war, wurde eine Leitplanke von einer dichten Hecke überwuchert. Der Hang dahinter schien sehr steil zu sein und war ebenfalls dicht bewachsen.
    »Da kann ich mit meinen Klamotten unmöglich rein«, sagte Gabi und hielt ihre Pistole hoch. »Ich geb dir Feuerschutz.«
    »Was soll mir das helfen?«, fragte Grabbe. »Da hinunter brauche ich eine Seilsicherung.«
    Zwei junge Frauen in Uniform des Malteser Hilfsdienstes kamen herbeigeeilt. Die eine stellte ihren Koffer hart auf den grauen Pflastersteinen des Bürgersteigs ab.
    »Er ist da hineingestürzt«, rief ihnen Grabbe zu.
    »Halt!« Gabi hinderte die beiden daran, über die Leitplanke zu steigen.
    »Komm, gib mir eine Hand.« Gabi krempelte ihren Rock hoch, obwohl sich auf der anderen Straßenseite bereits ein paar Schaulustige eingefunden hatten.
    Hinter der Leitplanke ließ sie Grabbes Hand los. Mit beiden Händen schob sie die Äste auseinander. Der Mann lag auf dem Rücken wie ein hilfloser Käfer.
    Den Helm hatte er noch auf. Unter dem hochgeklappten Visier waren die Augen offen.
    »Zeig mir deine Hände!«, rief Gabi und richtete die Waffe auf ihn.
    »Würd ich, wenn ich könnt.«
    »Keine Bewegung.« Gabi ging langsam auf den Mann zu, blieb mit einem Schuh im Gestrüpp hängen und hielt sich mit der linken Hand an einem etwas dickeren Ast fest.
    Mehrere Martinshörner waren von ferne zu hören.
    Der Mann schien an der Schulter verletzt zu sein. Beim Durchsuchen seiner Taschen verzog er das Gesicht, als Gabi nur in die Nähe des Schulterbereichs kam. Außer einer Pistole fand sie noch ein Klappmesser. Sie entsicherte ihre Pistole.
    Die Sanitäterinnen kamen herunter. »Können Sie aufstehen?«
    »Nee, hab’s schon probiert.«
    Das hatte sich Gabi bereits gedacht. Der Kerl war gewiss nicht freiwillig in den Hecken liegen geblieben.
     
    Quintus’ Atem ging schnell. Sein Blut hatte inzwischen das helle Fell auf der ganzen Brust dunkel gefärbt. Er öffnete die Augen, als Walde sich neben ihn kniete und ihm die Hand auf den Kopf legte.
    »Halt durch, ich hole Hilfe!« Er nahm den Notizblock aus seiner Jacke und blätterte zu der Seite, auf der er die Nummer des Tierarztes notiert hatte.
    Dr. Rupprath meldete sich.
    »Quintus ist angeschossen worden! In die Brust. Wir sind am Schulzentrum in Konz!«
    »Wann ist das passiert?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Hat er viel Blut verloren?«
    »Ja.«
    »Wo genau ist er getroffen?«
    »Wie gesagt, in der Brust, alles ist voller Blut.«
    »Kann er noch stehen?«
    »Nein, er liegt hier, aber er hat die Augen offen und atmet.«
    »Ich komme sofort!«
    Während draußen Kranken- und Streifenwagen heranrasten und Gaffer vorbeieilten, blieb Walde mit dem Hund in der Garage alleine.
    Grabbe schaute einmal kurz herein und berichtete, dass dieser François geborgen worden war und nun in einem Krankenwagen vom Notarzt erstbehandelt wurde.
    Wenig später kam er nochmals zurück. Diesmal hatte er den Tierarzt dabei.
    »Herr Rupprath, ich glaube, es geht ihm sehr schlecht.« Walde stand auf, um dem Arzt Platz zu machen.
    Der junge Mann hockte sich zu dem Hund, hörte seine Brust ab und tastete ihn vom Hals bis zu den Beinen ab. Dann nahm er eine Ampulle aus seinem Koffer und zog eine Spritze auf.
    »Muss er eingeschläfert werden?«, fragte Walde und räusperte sich.
     
    Gabi war in den Krankenwagen eingestiegen, wo der Notarzt, assistiert von
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