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Fluchtpunkt Atlantis

Fluchtpunkt Atlantis

Titel: Fluchtpunkt Atlantis
Autoren: Jason Dark
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habe dich etwas gefragt und möchte eine Antwort haben.«
    Liegend schüttelte sie den Kopf. Damit gab sich der Eiserne Engel nicht zufrieden. »Was ist es, dass dich bedrückt? Du bist doch nicht normal…«
    »Lass es gut sein. Es ist meine Sache. Ich möchte dich nicht belasten.«
    »So kannst du nicht reden. Wir gehören zusammen. Auch wenn es voller Pathos klingt, aber deine Sorgen sind auch meine. Denk immer daran, woher wir stammen. Wir sind zwei Relikte aus einer Zeit, die schon lange zurückliegt, die jedoch immer wieder in unsere Existenz eingreift. Ich bin sicher, dass dies auch der Grund deiner Traurigkeit ist. Irgend etwas ist im Gange, das spüre ich. Dafür habe ich Antennen, und ich weiß sehr genau, dass es dann auch, wenn es soweit ist, ebenfalls mit mir zu tun hat. Dem aber möchte ich vorbeugen, um keinen Reinfall zu erleben. Kannst du das nicht verstehen?«
    »Doch… ja…«, gab sie nach einer Weile zu.
    »Dann sag mir bitte die ganze Wahrheit.« Der Eiserne Engel fasste nach ihrer Hand, die schlaff zwischen seinen Fingern lag und nicht bewegt wurde. Sedonia wartete ab und überlegte. Der Eiserne Engel kannte sie gut genug, um es von ihrem Gesicht abzulesen. Sie grübelte.
    Sie flüsterte auch etwas vor sich hin, ohne dass er ein Wort davon verstand.
    »Bitte, Sedonia…«
    Die blinde Prinzessin seufzte. Es war einer dieser Augenblicke, bei dem ein ›normaler‹ Mensch jetzt die Augen geöffnet hätte, um sein Gegenüber anzuschauen, aber das war Sedonia nicht möglich. Sie tat etwas anderes und richtete sich auf. Der Eiserne unterstützte sie dabei und hielt sie auch noch fest, als sie saß. Seine rechte Hand lag als Stütze auf ihrem Rücken.
    »Ich quäle mich so«, bekannte Sedonia.
    »Ja, das habe ich dir angesehen. Aber warum quälst du dich? Gibt es einen Grund hier bei uns? Liegt es an mir, an Kara oder vielleicht an Myxin? Dann gib Bescheid und…«
    »Nein, nein, das ist es nicht. Es ist eine ganz andere Qual.«
    »Welche?«
    »Sie… sie… hängt mit mir zusammen. Und auch sehr mit meiner Vergangenheit.«
    »Also mit Atlantis?«
    »Sicher.«
    »Wie genau?«
    Sedonia schaffte es, leise zu lachen. »Muss ich denn noch mit dir darüber sprechen? Lebst denn du nicht auch mehr in der Vergangenheit als in dieser Zeit hier? Wie oft treiben deine Gedanken zurück? Wie oft erinnerst du dich an unsere Heimat? Wenn du ehrlich bist, sehnst du dich nach den alten Zeiten zurück.«
    »Manchmal.«
    »Es ist schön, dass du es zugibst. Dann verfolgen wir beide oft die gleichen Gedanken.«
    Der Eiserne ließ eine Pause verstreichen. »Bei dir kann ich es nicht so verstehen. Damit möchte ich nichts gegen unsere alte Heimat gesagt haben, aber durch deine Blindheit hast du viele Einbußen hinnehmen müssen. Oder lieg ich da falsch?«
    »Nein, das liegst du nicht. Aber es gab auch eine Zeit, als ich noch sehen konnte. Sie kehrt immer stärker in meinen Träumen zurück. Ich sehe mich inmitten blühender Gärten. Umgeben von Springbrunnen, die klares Wasser spenden. Ich schaue in die Sonne, und ich denke auch nicht an den Schwarzen Tod. Es war die Zeit vor meiner Blendung, und ich möchte sie wieder zurückhaben.«
    Der Eiserne seufzte. Er konnte verstehen, dass Sedonia damit Probleme hatte. Wäre es anders gewesen, dann hätte er sich darüber gewundert. Aber die Dinge lagen eben anders, und er hatte mit Sedonia oft genug über ihr Schicksal gesprochen und dabei versucht, ihr Mut zu machen. Er war sogar soweit, ihr zu sagen, dass ihre Blindheit nicht ewig andauern würde. Sedonia hatte darüber immer nur gelächelt oder mit den Schultern gezuckt. Diese Phase schien vorbei zu sein, denn jetzt hatte sie das Thema selbst angeschnitten.
    »Außer dir kann wohl niemand deinen Wunsch so gut verstehen wie ich«, sagte der Eiserne. »Oft genug habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich deinen Zustand ändern könnte. Aber selbst mir ist nichts eingefallen.«
    »Das weiß ich ja.«
    »Darum finde ich es bemerkenswert, dass du die Hoffnung nicht aufgegeben hast.«
    »Stimmt, das habe ich nicht. Ich bin auch von selbst darauf gekommen, und ich denke mir, dass es jemanden gibt, der mir helfen kann. Es war in meinen Träumen so, dass ich mich wieder erinnerte oder dass ich an etwas erinnert wurde. Es ist ein Gedanke. Es ist nicht mehr als ein Hinweis auf den Weg zum Ziel.«
    »Du kennst aber diesen Hinweis?«
    Sie nickte einige Male. »Ja, ich kenne ihn. Ich weiß, wie er heißt, aber ich weiß nicht, wo
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