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Fluchtpunkt Atlantis

Fluchtpunkt Atlantis

Titel: Fluchtpunkt Atlantis
Autoren: Jason Dark
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Glück teilen konnte, und ich stellte mich ihr gern zur Verfügung.
    Sedonia fiel in meine Arme. Sie umschlang mich. Ich drückte sie an mich. Dabei spürte ich ihren Körper, und auch das Zittern der Freude.
    Sie konnte sich einfach nicht beherrschen, und das war verständlich.
    Beide drehten wir uns im Kreis. So schnell, dass Sedonia den festen Halt des Bodens verlor und wir beide zu einem kleinen Karussell wurden. Dabei blieb sie nicht ruhig, küsste mich vor Freude und ließ nicht ab von ihrem Jubel.
    Irgendwann aber war auch bei uns Schluß. Sedonia ließ mich wieder los und fand den festen Halt zurück. Dann trat sie nach hinten. Sie atmete schwer und presste ihre Hand dorthin, wo das Herz schlägt.
    Ich sah sie auch weinen. Diesmal vor Glück. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass sie ihr Augenlicht zurückerhalten hatte. Ihre Worte überschlugen sich, als sie mir alles erklären wollte. »Stell dir vor, John, ich kann sogar besser sehen als früher. Ja, ich erkenne alles schärfer und genauer. Der Adler hat mir nicht nur seine Augen überlassen, auch dessen Kraft steckt jetzt in mir. Selbst dieses schlechte Licht hier stört mich nicht. Ich sehe alles klar.« Sie nickte und blieb dicht vor mir stehen, damit ich sie betrachten konnte.
    Sedonia hatte sich verändert. Mit Augen bot sie ein ganz anderes Bild.
    Und es waren die Augen des Vogels. Anders als die eines normalen Menschen. Sie sahen runder aus und wirkten in Sedonias Gesicht schon gewöhnungsbedürftig. Möglicherweise auch, weil sie etwas starr waren.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Gefühle auch in den neuen Augen widerspiegelten.
    »Wie gefalle ich dir, John?«
    »Gut, sehr gut.«
    »Danke. Auch du siehst toll aus.«
    »Hör auf«, sagte ich lachend.
    »Doch, das finde ich.«
    »Schön, dann darf ich mich bedanken, Sedonia. Ich frage mich allerdings, was der Eiserne Engel wohl sagen wird, wenn er dich so sieht. Eine völlig neue Partnerin.«
    »Ja.« Sie nickte. »Das ist schon spannend.« Sie wollte etwas hinzufügen, das sah ich deutlich, doch sie schüttelte plötzlich den Kopf und drehte sich von mir weg. Irgendwas stimmt nicht mit ihr. Ich ging zu ihr und wollte sie ansprechen, aber ihr »Nein, nicht jetzt« stoppte mich.
    So wartete ich ab. Sedonia benahm sich seltsam. Zumindest fand ich keine Erklärung für ihr Verhalten. Zuerst himmelhoch jauchzend, danach völlig konträr. Nicht zu Tode betrübt, aber schon fertig und leicht depressiv. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände gegen ihr Gesicht geschlagen. Dabei ging sie mit kleinen Schritten im Kreis, stöhnte auf, zitterte und litt unter regelrechten Krämpfen.
    »Bitte, Sedonia!« sagte ich mit lauter Stimme. »Du musst mir sagen, was mit dir los ist.«
    Sie blieb stehen und richtete sich wieder auf. »Nein, John, nein, das kann ich nicht.« Mit einer scharfen Bewegung des Kopfes schaute sie in meine Richtung und atmete scharf ein.
    »Was ist denn los?«
    Starre Augen konzentrierten sich auf mich. Sedonia hatte gelitten, aber in ihren Augen entdeckte ich dieses Leid nicht. Sie spiegelten keine Gefühle wider.
    »John, ich muss dir etwas sagen…«
    »Ich höre.«
    Sie hob die Schultern an. »Ich weiß nicht, ob es gut war, dass ich ein neues Augenlicht bekommen habe…«
    »Unsinn«, widersprach ich, »das sagst du nur so…«
    »Nein, John, nein. Ich bin da schon ehrlich, das kannst du mir glauben. Ich weiß wirklich nicht, ob es gut ist.« Sie lachte auf. »Alles ist so anders geworden…«
    »Willst du mir genau erklären, was da passiert ist?«
    »Ja, das… das werde ich. Du musst zuhören, denn ich lüge dich nicht an.«
    »Warum solltest du das auch tun?«
    Sedonia zog ihre Nase hoch. Ihr war anzusehen, dass sie nach Worten suchte. »Die Augen geben mir nicht nur die normale Sehkraft wie bei allen anderen Menschen. Nein, da kommt noch etwas hinzu. Dass ich schärfer sehen kann, weißt du, aber da ist noch etwas anderes, und damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Was denn?«
    Sie lachte plötzlich auf. »Ich kann auch anders sehen, John.« Bei dieser Antwort hatte ihr Stimme krächzend geklungen.
    Ich hatte sie nicht begriffen und fragte deshalb: »Was, bitte, meinst du damit?«
    »Ich sehe… ich… spüre… andere Dinge, die nicht hier geschehen, sondern woanders. Es ist, als hätten meine Augen einen Kontakt aufgenommen. Sie schauen hinter die Dinge. Sie spüren Gefühle oder wie ich das auch immer nennen soll. Jetzt merke ich, dass mein Partner sich in
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