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Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Titel: Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Autoren: Jason N. Beil
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in deine Paraden, aber abgesehen davon sehen die Formen gut aus. Ich hätte nie gedacht, dass du das nötige Gespür besitzt, um die estronische Abfolge so sauber zu bewältigen.«
    Lorn bezog sich damit auf die sechste Form, einen Bewegungsablauf, der auf einem in Estron verwendeten Kampfstil beruhte. Alek empfand die Bewegungen als fremdartiger und anspruchsvoller für seine Muskeln als die anderen Formen, die er gelernt hatte, allerdings meinte Lorn, dass sie tödlicher als der Rest sein würden, sobald er sie meisterte. So angesehen die Soldaten Eglaks von jeher gewesen waren, die gefürchtetsten und besten Krieger stammten aus Estron.
    Alek lächelte halbherzig. »Ich habe zwar das Gefühl, dass ich besser werde, aber ich muss noch so viel lernen. Und ich empfinde mittlerweile bei der Ausbildung etwas anderes. Zuvor habe ich das gemacht, weil ich musste; jetzt tue ich es, weil ich es
will

    »Gut«, sagte Lorn.
    »Nein, du verstehst mich nicht.« Alek schüttelte den Kopf. »Seit dem Gefecht gegen die Oger fühle ich mich angestachelt. Dabei ist … etwas in mir erwacht. Ich will die Schwertkunst nicht erlernen, weil ich vielleicht irgendwann zum Kampf gezwungen sein könnte, sondern weil ich
hoffe
, in einen Kampf zu geraten.«
    Nachdenklich strich sich der Krieger über den Bart. »Ich würde mir darüber keine großen Gedanken machen. Es ist nur natürlich, wenn ein junger Mann, der die Schwertkunst erlernt, seine Fähigkeiten gegen einen echten Gegner auf die Probe stellen möchte. Du lernst zwar schnell, und die Waffe, die du schwingst, ist mächtiger als die meisten, trotzdem solltest du dein Können nicht überhastet in ein richtiges Gefecht werfen. Gegen die Oger hast du dich gut geschlagen, besser, als ich gedacht hätte, aber ich habe dir noch viel beizubringen. Deinen Leidenschaft ist gut; bewahre sie dir, aber lass sie nicht Überhand nehmen.«
    Alek nickte mit ernster Miene. »Das werde ich.« Er seufzte. »Wenn wir jetzt fertig sind, lege ich mich schlafen.«
    Lorn steuerte auf seine eigenen Decken zu und erwiderte: »Ja, für heute ist es genug. Gute Nacht.«
    Alek begab sich an seinen Platz neben Sarah und zog sich die Decken bis ans Kinn, um sich gegen die abendliche Kälte zu schützen. Am Himmel scharten sich weiter die Wolken, die das Licht des Mondes und der Sterne verhüllten. Bereits während der Übungen war es schwierig gewesen, noch etwas zu erkennen; mittlerweile herrschte fast völlige Finsternis. Alek hoffte, dass Michael, der die erste Wache hatte, genug sehen könnte, falls sich jemand oder etwas an das Lager anpirschte. Mit einem letzten Blick in den dunklen Himmel verdrängte er derlei Gedanken und versuchte zu schlafen.
    Michael konnte rein gar nichts sehen. Dies war die finsterste Nacht, seit sie vor Wochen aus seiner Hütte aufgebrochen waren. Er versuchte, die Gedanken auf die Sieben Gesetze zu bündeln, und die Kräfte der Natur seinem Willen unterzuordnen, um ein wenig Licht zu erschaffen, doch es half nichts. So sehr er sich bemühte, er brachte nicht einmal die einfachsten Willformungen zustande. Seit Jahrzehnten konnte er es nicht mehr, seit er zu der Erkenntnis gelangt war, wie sinnlos der Kampf gegen das Böse war. Seit er seinen Glauben verloren hatte.
    Noch einmal versuchte er, aus kleinen Lichtfunken eine Kugel über seiner Handfläche zu bilden und Licht aus der Dunkelheit zu erschaffen. Als er abermals versagte, setzte er sich verdrossen zurück und wandte die Gedanken anderen Belangen zu. Er machte sich große Sorgen um Alek. Der Bäcker war weit mehr, als er zu sein schien, weit mehr sogar, als Michael geahnt hatte. Dabei hatte der Einsiedler schon seit Aleks Geburt gewusst, dass der Junge etwas Besonderes verkörperte. Michael hatte sich von jeher zu ihm hingezogen gefühlt und das Bedürfnis verspürt, ihn im Auge zu behalten, wenngleich ihm nie klar gewesen war, weshalb. Aus den Schatten hatte er beobachtet, wie Alek herangewachsen war, hatte die kleinen Freuden und Leiden beobachtet, die das Leben des Jungen ausgemacht hatten.
    In der Nacht, in der Salin zuschlug – der Nacht, in der Michael den Jungen zum ersten Mal mit dem Talisman gesehen hatte –, war Michael in die Schänke gegangen, weil er
gewusst
hatte, dass etwas geschehen würde. Er konnte es sich damals nicht erklären, und es gab ihm immer noch Rätsel auf. Etwas in ihm, eine ungewisse Stimme, ein sonderbarer Drang, hatte seine Schritte zur Schänke gelenkt. War es die Stimme des Einen
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