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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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bin. Und ein paar Freunde ebenfalls.« Doch sie klang nicht überzeugend – noch nicht einmal für sich selbst – und unterbrach sich. Ohnehin schien ihr niemand zuzuhören.
    »Was glaubst du, wie viel sie weiß?«, fragte Tony.
    »Sicher nicht viel. Aber sie hat eine lebhafte Fantasie und wird sich bestimmt alles Mögliche zusammenreimen.«
    »Was war denn los?«
    »Dave hatte sich heute Morgen verspätet und das Tor offen gelassen, nachdem er in den Hof gefahren ist. Der Mann wird übrigens entlassen. Gib ihm seine Papiere und zahl ihn aus. Er soll mir nicht mehr unter die Augen kommen. Jedenfalls trieb sich die Frau da vor dem Tor herum und beobachtete alles, was drinnen vorging.«
    »Da war doch überhaupt nichts zu sehen«, protestierte Kate. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Sie hörte, wie jemand im Lieferwagen an die Seitenwand klopfte«, fuhr Derek unbeirrt fort. »Irgendein dämlicher, ungeduldiger Spinner, der nicht abwarten konnte, dass wir die Türen öffneten.«
    »Und jetzt glaubst du, sie hat längst herausbekommen, dass wir gegen Geld illegale Einwanderer ins Land schmuggeln«, sagte Tony. Kate spürte, dass er absichtlich ausgesprochen hatte, was im Haus Fuller vor sich ging. Sie sollte wissen, dass man sie nun nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen würde.
    »Aber das ist doch kein Kapitalverbrechen«, wandte sie ein.
    »Es ist zunächst einmal ausgesprochen lukrativ«, erwiderte Tony. »Mit den Möbeln machen wir Hunderte. Die Migranten aber zahlen Tausende, um im Westen die Chance zu bekommen, ihr Glück zu machen.«
    »Rumänien. Die Ukraine. Was war noch das dritte Land?«
    »Ungarn«, antwortete Tony.
    »Und was ist mit den Drogen?«, fragte Kate.
    »Wir handeln nicht mit Drogen«, gab Derek zurück. »Im Drogengeschäft hat man es mit zu vielen üblen Zeitgenossen zu tun. Mit unseren Möbeln und den Einwanderern wissen wir wenigstens, woran wir sind. Die Drogen überlassen wir anderen.«
    »Wenn man beim Drogenschmuggel erwischt oder dessen auch nur verdächtigt wird, hat man die Zollbehörden auf immer und ewig am Hals«, sagte Tony. »Dieses Risiko ist es nicht wert. Wir machen es lieber wie der sprichwörtliche Schuster – wir bleiben bei unseren Leisten.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Zollbehörden von illegalen Einwanderern auch nicht gerade begeistert sind«, meinte Kate. »Hat man Sie noch nie im Verdacht gehabt?«
    »Ich nehme an, Sie haben festgestellt, wie groß manche unserer Möbelstücke sind«, erklärte Tony geduldig. »Wir haben uns ein paar sehr pfiffige Konstruktionen einfallen lassen – ähnlich den Kästen, in denen bei Zaubervorstellungen Jungfrauen verschwinden – und damit bisher den Zoll hinters Licht führen können.«
    »Und wo verstecken Sie die Leute, wenn sie einmal hier sind? Ein Haufen Ausländer wäre im Dorf doch sofort aufgefallen!« Kates Neugier war trotz ihrer prekären Situation kaum zu bremsen.
    »Normalerweise kommen sie spätabends an, wenn unsere Schreiner nach Hause gegangen sind. Wir schließen sie für ein paar Stunden in die Scheune ein, geben ihnen zu essen und zu trinken und schaffen sie vor dem Morgengrauen fort«, erläuterte Tony.
    »So sollte es zumindest sein«, fiel ihm Derek ins Wort. »Leider haben ein paar dämliche Penner den Zeitplan durcheinandergebracht, und wir mussten die Leute länger als vorgesehen hierbehalten.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, wo das Heroin herkam«, warf Kate ein.
    »Das war eine kleine Privatunternehmung von Graham«, sagte Tony. »Er benutzte unsere Lieferwagen, um Drogen zu schmuggeln. Wir haben es bemerkt, ehe die Behörden dahinterkamen, und ihm einen Riegel vorgeschoben.«
    »Wir haben seine Vorräte konfisziert und ihn natürlich hinausgeworfen«, fügte Derek hinzu.
    »Dann hat er inzwischen eine andere Möglichkeit gefunden«, bemerkte Kate. »Soviel ich weiß, ist er noch immer im Geschäft.«
    »Sicher nicht mehr lang«, meinte Tony. »Der Konkurrenzdruck ist zu groß.«
    »Aber was war mit Donna?«, fragte Kate. »Was ist mit ihr passiert? Warum war sie überhaupt hier?«
    »Seinetwegen! Wegen seiner blödsinnigen Sexspielchen!« Derek warf seinem Sohn einen finsteren Blick zu.
    »Donna und ich hatten Spaß daran, unseren Zusammenkünften ein wenig zusätzliche Würze zu verleihen. Zum Beispiel sind wir manchmal in Häuser eingebrochen. Das hat wirklich Spaß gemacht. Unsere Beute haben wir dann auf einem Antikmarkt verhökert, weil auch das gefährlich war und uns
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