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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
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damit ab und machte die Tür auf. Er wischte über den inneren Türgriff und steckte das Tuch wieder ein.
    Nachdem er ausgestiegen war, stieß er die Tür mit der Hüfte zu.
    Er blickte sich um. Eine sehr müde aussehende Mutter zankte mit ihrem noch müder aussehenden Kind. Zwei alte Männer standen vor dem Anmeldebüro und unterhielten sich. Sonst entdeckte er niemanden. Er hatte auch nicht das Gefühl, beobachtet zu werden. Aus den Motelzimmern plärrten die Fernseher, und unten in der Stadt ging das Rock 'n' Roll-Theater in den Bars wieder los, während Bar Harbors Sommergäste sich auf die nächtliche Party vorberei-teten.
    Billy ging über den Vorplatz und in die Stadt hinunter. Er folgte seinen Ohren zu der Bar mit den lautesten Rockklängen. Sie nannte sich Sandy Dog, und es standen, wie Billy gehofft hatte, Taxis vor der Tür, die auf die Lahmen, die Krummen und die Betrunkenen warteten. Er verhandelte mit einem der Fahrer, und für fünfzehn Dollar pries dieser sich glücklich, ihn nach Northeast Harbor fahren zu dürfen.
    »Ich sehe, Sie haben Ihren Lunch mitgebracht«, scherzte er, als Billy einstieg.
    »Oder den für einen anderen«, antwortete Billy und lachte.
    »Denn das ist es doch, worauf es wirklich ankommt, oder? Immer dafür sorgen, daß jemand anderer seinen Lunch bekommt.«
    Der Fahrer warf ihm einen stirnrunzelnden Blick im Rückspiegel zu. »Was immer Sie sagen, Mann – Sie bezahlen das Taxi.«
    Eine halbe Stunde später telefonierte er schon mit Heidi.
    Und jetzt lag er hier und lauschte auf etwas, das im Dunkeln atmete – etwas, das wie eine Torte aussah, in Wirklichkeit aber ein Kind war, das er und der Alte zusammen geschaffen hatten.
    Gina, dachte er fast beiläufig. Wo ist  sie? »Tu ihr nichts«, hatte er zu Ginelli gesagt. Aber wenn ich jetzt Hand an sie legen könnte, dann würd ich ihr etwas tun ... ich würde sie sehr schwer verletzen für das, was sie mit Richard gemacht hat. Ihre Hand?
    Nein – ich würde dem Alten ihren Kopf übriglassen. Ich würde ihr den Mund mit Stahlkugeln vollstopfen und ihm den Kopf zurückgeben. Und deshalb ist es auch sehr gut, daß ich nicht weiß, wo ich sie finden könnte, um mich an ihr zu vergehen. Niemand weiß genau, wie diese Dinge anfangen. Man streitet sich darüber und verliert schließlich die Wahrheit aus den Augen, weil sie unangenehm ist.
    Aber jeder weiß genau, wie er es anstellt weiterzumachen: Erst steckt der eine einen Schlag ein, dann der andere, der eine bekommt daraufhin zwei, und teilt drei wieder aus ... der eine schießt einen Flughafen zusammen, der andere jagt eine Schule in die Luft ...
    und das Blut fließt in die Gosse. Denn das ist es, worauf es wirklich ankommt, nicht wahr? Blut in der Gosse. Blut ...
    Billy schlief ein, ohne es zu merken. Seine Gedanken gingen in eine Reihe von grauenhaften, verzerrten Träumen über. In einigen mordete er, in anderen wurde er ermordet. Und in allen atmete und pochte etwas, doch er konnte es nie erkennen. Es steckte in ihm drin.

26. Kapitel: 127
    MYSTERIÖSER MORDFALL - MÖGLICHERWEISE BANDENKRIEG
    Ein Mann, der gestern nacht tot im Keller eines Apartmenthauses in der Union Street aufgefunden wurde, wurde als New-York-City-Bandenführer identifiziert. Richard Ginelli, in Unterweltkreisen auch als ›Richie, der Hammer‹ bekannt, wurde dreimal – wegen Erpressung, illegalen Drogenhandels und Mordes – strafrechtlich verfolgt. Eine gemeinsam vom Staat New York und vom Bundesgerichtshof durchgeführte Untersuchung von Ginellis Machenschaften wurde 1981 infolge des gewaltsamen Todes mehrerer Hauptbelastungszeugen fallengelassen. Aus einer dem Büro des Ge-neralstaatsanwaltes sehr nahestehenden Quelle verlautete gestern nacht, daß der Gedanke an einen sogenannten ›Bandenmord‹ aufgrund der besonderen Todesumstände schon aufgetaucht sei, bevor das Opfer identifiziert worden war.
    Nach Aussage dieser Quelle sei Ginelli eine Hand entfernt und auf seine Stirn mit Blut das Wort ›Schwein‹ geschrieben worden.
    Ginelli wurde vermutlich mit einer großkalibrigen Waffe erschossen, doch haben die Ballistiker der Staatspolizei es bisher abgelehnt, ihre Untersuchungsergebnisse zu veröffentlichen; ein Vorgang, den der Staatspolizeisprecher als ›etwas ungewöhnlich‹ charakterisierte.

    Die Nachricht stand auf der ersten Seite der Bangor Daily News, die Billy Halleck sich am Morgen gekauft hatte. Er überflog die Zeilen noch einmal, warf einen letzten Blick auf das Foto des
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