Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Innere der Kabine zu zu erhaschen. Aber von der berühmt-berüchtigten Piratenkapitänin war nirgends etwas zu sehen. Jeannet hatte sich mit Bedacht in die Ecke rechts der Tür gestellt, um auf keinen Fall ins Blickfeld zu geraten.
    Donald bemerkte den neugierigen Blick seines Zweiten Offiziers und sagte: "Ich denke, Ihr möchtet so wenig wie ich riskieren, dass unsere Leute meutern, weil sie nur noch verdorbenen Zwieback zwischen die vom Scorbut verfaulten Zähne bekommen!"
    "Natürlich nicht!"
    Damit wandte sich Naismith herum und stapfte mit schweren, geräuschvollen Schritten davon.
    Donald verschloss sorgfältig die Tür.
    "Ich muss verrückt sein, dieses Risiko immer wieder einzugehen", sagte er dann. "Was glaubst du, was geschehen würde, wenn meine Leute herausbekämen, dass ich ganz andere Dinge im Kopf habe, als irgendwelche Botschaften Ihrer Majestät, wenn ich mit dir verhandele..."
    "Deine Männer werden das längst ahnen, Donald!"
    "Aber sollten sie es wissen , könnte mich das die Position, vielleicht sogar den Kopf kosten!"
    "Glaubst du, mir würde es besser ergehen?"
    "Wir scheinen beide einem Wahn verfallen zu sein, Jeannet."
    "Einem Wahn, den wir glücklicherweise teilen!" Sie schmiegte sich erneut an ihn. Er zögerte einen Augenblick, ehe er sie ergriff und seine kräftigen Arme um ihren Rücken legte.
    Donald fragte sich, ob er im Zweifelsfall wirklich bereit gewesen wäre, alles für sie aufzugeben, alles, was er errichtet hatte, nicht nur aufs Spiel zu setzen ---das hatte er längst getan ---, sondern wegzuwerfen. Verworrene Gedanken rasten ihm durch den Kopf.
    Gefühle, die so heftig waren, das sie ihn in einem wahren Strudel einfach mitzureißen drohten.
    Erneut vereinigten sich ihre Lippen zu einem heftigen,
    leidenschaftlichen Kuss. Dann hob Sir Donald seine Jeannet hoch. Sie schmiegte sich gegen ihn und ließ es geschehen. Es gab niemanden sonst auf der Welt, dem sie das gestattet hätte! Aber wenn die kräftigen Arme dieses großen Mannes sie emporhoben, so geschah das mit einer Selbstverständlichkeit, gegen die sich einfach nichts einwenden ließ. Es war etwas, das einfach geschehen musste. Jeannet hatte das Gefühl, ein Schiff zu sein, dass von einer mächtigen Meeresströmung mit sich gerissen wurde. Es gab kein Halten. Keine Rückkehr, kein Wenden in letzter Sekunde. Die Kraft, die in diesem Strom lag, war einfach zu groß. Sir Donald Cooper trat mit Jeannet auf den Armen an das Bett heran, in dem der Kapitän der WITCH BURNING zu nächtigen pflegte. Eine Koje, die ---gemessen an den Verhältnissen an Land ---recht eng war. Gemessen an dem, was Seeleuten an Bord eines Schiffes für gewöhnlich zustand, wo jeder Quadratmeter kostbar war, handelte sich um ein großzügiges Lager.
    Sie sah ihn voller Liebe an.
    Ihre Augen strahlten.
    Ein leidenschaftliches Feuer glänzte in ihnen.
    "Helft Ihr mir jetzt aus meinem Keid, Sir Donald? Oder wollt Ihr einer Dame die Hilfe verweigern?"
    Er lächelte.
    Scheuchte die düsteren Gedanken an die Zukunft oder das
    diplomatische Ränkespiel bei Hofe davon. Der Augenblick zählte jetzt. Sonst nichts. Nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft, nicht der Rang und nicht die Standesposition oder die politische Vernunft. Und selbst der Gedanke an die Gefahr, dass jemand wie Geoffrey Naismith sich seine eigenen Gedanken machte, sich vielleicht das eine oder andere zusammenreimte und ihn bei Hofe des Verrarts anklagte, um eigene Vorteile daraus zu ziehen, machte ihm in diesem Moment keine Sorgen mehr.
    "Einer Dame würde ich die Hilfe niemals verweigern", sagte er.
    "Vorausgesetzt, diese Dame hat nicht mehr die Absicht, mich umzubringen ---so wie es bei unserer ersten Begegnung der Fall war!"
    "Oh, Donald! Werdet Ihr mir das ewig nachtragen?"
    "Keineswegs. Ich bin die Gefahr gewohnt. Bei Hofe lauert ständig irgendwo ein Dolch im Rücken, auch wenn er nicht immer aus blankem Stahl bestehen mag, sondern zumeist aus irgendeiner Intrige, die allerdins ebenso tödlich sein kann!"
    Sie seufzte, drehte sich herum, während Donald die Verschlüsse ihres Kleides zu lösen begann.
    "Ich werde den Augenblick nie vergessen, als ich dich zum ersten Mal sah, Donald. Damals, zwei Jahre ist es her... Ihr hattet unser Schiff aufgebracht, nachdem wir gerade eine spanische Galeone gekapert und im Schlepptau hatten. Ich sah dich an Deck, der Wind in deinen Haaren, das Glitzern in deinen Augen..."
    "Das alles hat dich nicht davon abgehalten, mir den Dolch an den Hals zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher