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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande
Autoren: Hugh Walker
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in den Tropfen. Ein farbiger Bogen spannte sich ein Stück zwischen den dampfenden Wolken. Es war ein atemberaubender Anblick, der die beiden Wanderer staunend innehalten ließ. Es war heißes Wasser, das aus der Erde schoß.
    Der Boden war naß und schlammig, die Steine so glatt, daß ihr Schuhwerk kaum Halt fand. Beide erwogen die Umkehr, doch hinter ihnen lag eine Öde, die sie ohne Vorräte nicht noch einmal durchqueren konnten. Oft auf schmalen Pfaden zwischen trüben, übelriechenden Gewässern mußten sie in halsbrecherischer Weise klettern. In Augenblicken, da sie einander hochstemmen und ziehen mußten, war Mythor dankbar, daß der Junge nicht viel Gewicht besaß. Es gab einen Augenblick, als Ilfa in eines der brodelnden Gewässer zu rutschen drohte. In einer verzweifelten Anstrengung bekam Mythor den Jungen zwischen den Schenkeln und am Gesäß zu fassen, um ihn an den Felsen heranzureißen.
    Dabei machte er eine verblüffende Entdeckung, die ihm erst eine Weile später wieder zu Bewußtsein kam und ihn während des weiteren Marsches beschäftigte.
    Führte ihn Ilfa an der Nase herum? War Ilfa gar kein Junge?
    Während des weiteren Weges beobachtete er seinen Gefährten eingehend. Doch das lose grüne Hemd und die grünen Kniehosen, so sehr sie auch während des letzten Stück Weges gelitten hatten, enthüllten nichts.
    Die Neugier quälte ihn den ganzen Tag über mehr als der Hunger. Sie hatten in der Hauptsache einen schier endlosen Hang erklommen. Ein dampfender Kessel lag unter ihnen. Dichte weiße Schwaden wogten hoch. Bevor die Dunkelheit kam, erreichten sie den Kamm des Hügels. Hier war der Nebel dünner, und sie konnten weit sehen.
    Ein See lag vor ihnen, mit glatter und stiller Oberfläche. An seinen Ufern wuchs vereinzeltes Buschwerk. Es bedeutete, daß die Öde ein Ende hatte. Sie konnten das jenseitige Ufer sehen – weit über hundert Schritte entfernt, und dahinter die dunkle Silhouette eines Waldes.
    Sie fanden einen Lagerplatz am Ufer. Das Wasser war klar und selbst im seichten Uferbereich voller Fische. Ilfa, der nicht zum erstenmal mit Pfeilen gefischt hatte, machte in kurzer Zeit Beute genug, um das Gespenst des Hungers zu vertreiben. Es war gefährlich, ein Feuer zu machen, aber während Ilfa bereit gewesen wäre, den Fisch roh zu verzehren, konnte sich Mythor nicht überwinden. Der Gedanke an gebratenen Fisch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Es gab wenig Deckung. Das war gut und schlecht. Die Dunkelheit brach bereits herein, als das Feuer endlich brannte, denn das Buschwerk war feucht und wollte sich nicht entzünden lassen. Obwohl Mythor einen kleinen Schutzwall aus Steinen errichtete, war der Feuerschein weit zu sehen. Sie löschten das Feuer, sobald die Fische gar waren, und aßen im Dunkeln. Die Nacht war lau wie nie zuvor, und die Dunkelheit schien Lücken zu besitzen. Mythor, der auf dem Rücken lag und in die Schwärze starrte, glaubte vage Lichter zu erkennen, aber die Dunkelheit verschlang sie, und sie mochten nur ein Traum gewesen sein.
*
    In der Morgendämmerung machte Ilfa erneut Jagd auf Fische, die sie wiederum brieten, als Vorräte für ein oder zwei Tage. Ihr Ziel war der Wald jenseits des Sees. Zwar flößte Ilfa der Gedanke an die Waldbewohner Unbehagen ein, Mythor sah es seiner Miene an, doch er ließ sich nicht beirren. Keiner hatte je einen Waldbewohner gesehen. Oder sollten die grünhäutigen Krieger aus dem Wald gekommen sein?
    Ilfa kam mit nassen Kleidern aus dem Wasser und brachte die letzten Fische ans Feuer.
    »Das Wasser ist noch wärmer als die Luft. In solch einem Wasser bin ich noch nie geschwommen. Die Sicht ist gut genug, daß ich es riskieren kann. Meine Kleider haben eine Säuberung ebenso nötig wie ich.«
    Mythor stimmte zu. »Ich werde wachsam sein. Laß dir Zeit. Wenn sie noch hinter uns her wären, hätten wir sie längst bemerkt.«
    Er beobachtete den Gefährten, wie er den Gürtel und die Waffen ablegte, und starrte ihm etwas enttäuscht nach, wie er mit den Kleidern ins Wasser ging und untertauchte. Der Junge kam wieder hoch und hatte Mühe, das knielange grüne Hemd über den Kopf zu ziehen. Er warf es grinsend ans Ufer, und Mythor erhob sich unwillkürlich vom Feuerplatz, denn das helle Unterhemd klebte am Körper, und zwei sanfte Hügel waren nicht zu übersehen.
    Ilfa war ein Mädchen!
    Ilfa war mit einem Sprung am Ufer, als Mythor aufstand.
    »Gefahr?«
    »Nein«, sagte er ein wenig atemlos. Dann ging er zu ihr und musterte
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