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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande
Autoren: Hugh Walker
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saftig und belebend war. Sie wuchsen an einem Baum, der wie Efeu an den Steinwänden des Schlosses hochkletterte. Fryll verzog ein wenig gequält das Gesicht und erklärte, daß solche Bäume auch im Wald wuchsen, meist als Begleiter größerer, mächtigerer Bäume, an denen sie hochklettern konnten, und daß die Früchte wundervoll süß geschmeckt hatten und fast tief rot gewesen waren, als noch die Sonne über Aegyr-Land schien.
    Danach schlichen sie zum Kruukdorf zurück und beobachteten das Treiben von einem verfallenen Gebäude aus. Aus ihrem Versteck am schwankenden Giebel konnten sie über die Gutsmauer direkt in das Dorf sehen.
    Ilfa oder Garnoth konnten sie nicht entdecken, doch das Dorf wimmelte von Kruuks wie ein Ameisenhaufen. Die Grünen hatten auf der Mauer Wachen aufgestellt, die Rithumon beobachteten.
    Der Nebel hatte sich so weit gelichtet, daß die Gefährten selbst noch die Palisaden auf der anderen Seite des Krals erkennen konnten.
    Mehrere Feuer loderten in der Mitte. Fleisch briet dort, und der Duft, der bei den Beobachtern ankam, ließ Mythor das Wasser im Mund zusammenrinnen. Im Gegensatz zu Fryll war sein Appetit mehr der eines Raubtiers. So großartig die Früchte auch geschmeckt hatten, ihn verlangte es nach etwas zu beißen, etwas wie die Kruuks da unten brieten. Er fragte sich, wo die Kruuks die Tiere herhatten, denn seit er an Frylls Seite durch die Gegend zog, hatte er noch kein Tier gesehen, das annähernd eßbar aussah.
    Diese Braten allein wären ein guter Grund gewesen, noch einmal in das Dorf zu stürmen. Es hätte Ilfas und Garnoths gar nicht mehr bedurft.
    Doch resignierend wurde ihnen klar, daß es völlig unmöglich war, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in das Dorf einzudringen und es mit oder ohne Beute wieder lebend zu verlassen.
    Es war auch nicht ratsam, in den Wald zurückzukehren, da kleine Kruuks-Trupps das Gelände dahin patrouillierten.
    Es sah so aus, als wären Mythor, Fryll und der schutzbedürftige Raegeseder in Rithumon gestrandet.
    Und Rithumon war leer. Es gab keine Wunderwaffen der Aegyr, keine Überbleibsel aus der alten Zeit, die ihnen helfen konnten. Es gab nur verfallene Steinmauern, ein leeres Schloß – und Hestandes lockenden Kelch.
    Tatenlos mußten sie dem lebhaften Treiben im Dorf zusehen, bis die Nacht anbrach. Aber selbst lange in die Nacht hinein führten die Kruuks ein ausgelassenes Leben. Nur ein einziges Mal erhaschten die Beobachter einen Blick auf einen zappelnden Garnoth, als ein halbes Dutzend Kruukweiber den Schrat von einer Hütte zu einer anderen schleppten und dort unter Bewachung hielten.
    Nach und nach legten sich die Kruuks zum Schlafen nieder, meist nicht einmal in einer Hütte, sondern dort, wo sie gerade gesessen hatten. Die Fackeln wurden regelmäßig erneuert und die Wachen ebenso regelmäßig abgelöst. Es war bald klar, daß es auch während der Nacht kein unbemerktes Eindringen geben könne. Selbst wenn man an den Wachen unbemerkt vorbeikam, mußte man mit Sicherheit auf schlafende Kruuks treten.
    Nein, es gab nur einen Weg: Man mußte zurück in Frylls Wald, um neue Kräfte und Verstärkung zu holen, am besten die »Krause Tildi« selbst, wenn sie überzeugt werden konnte.
    Wenn sie Glück hatten, gelangten sie unbemerkt an den Kruuk-Patrouillen vorbei. Wenn nicht? Fryll zuckte die Schultern. Er bedauerte, daß er Mythors Dolch verloren hatte, denn diesmal würde er auch mit einer barbarischen Waffe kämpfen, um sich und Raegeseder zu verteidigen.
    In dieser Nacht hatte Mythor wundersame Träume von der Zeitlosigkeit in den Kronen uralter Bäume, von dem Blick über die Welt, den sie boten, von der Seele, die hier schwerelos wandeln konnte, getragen und geschützt und genährt von Wurzeln in dunkler Erde. Es war so wirklich, daß er erwachte und sich nicht zurechtfand, bis er Raegeseders schweigende Gestalt neben sich sah. Da wußte Mythor, daß er die Träume eines Baumes mit angesehen hatte. Es war eine große Ruhe und Schönheit darin, voll von Erinnerungen an klare, weite, sonnige Himmel, in denen kein Nebel den Blick hemmte.
    Er wollte zurücksinken in den Schlummer, um diese Bilder nicht zu verlieren, doch da war plötzlich etwas, das ihn hinderte.
    Andere Bilder blitzten auf und kehrten hartnäckig wieder, wenn sein sehnsüchtiger Geist sie beiseiteschob.
    Es waren klare Bilder vom Nachmittag – vom Schloßgarten, vom efeuverwachsenen Pavillon, von Hestandes marmornem Abbild, von den funkelnden
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